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DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition)

DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition)

Titel: DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Curran
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Verstauung der Ausrüstung auf dem Spardeck. Er kontrollierte Lukendeckel und Ladebäume. Er ging hoch zum Ruderhaus und vergewisserte sich, dass Iverson das Schiff mit seinen Händen und nicht mit den Füßen steuerte und den Kurs hielt. Dann runter in die Lounge und die Messen, die Mannschaftsquartiere und die Frachträume bugwärts. Er wanderte ziellos umher, gedankenverloren. Er hatte sich nicht bewusst für die Kombüse als Ziel seiner Wanderung entschieden, aber irgendwie wusste er, dass er genau dorthin ging.
    In die Nachtküche.
    Hier herrschte sogar in den frühen Morgenstunden Betrieb, denn es gab immer jemanden, der Dienst oder Wache hatte und eine Mahlzeit oder eine heiße Tasse Kaffee brauchte. Gosling ging hinein und traf Bobby Smalls, den zweiten Koch, und einen der neuen Stewards, die beide heute Nacht im Einsatz waren. Sie nickten ihm zu, und Gosling nickte zurück. Der Steward füllte Tupperdosen mit Aufschnitt, Mixed Pickles, Käse und Gemüse für die nächtlichen Sandwiches der Hundewache.
    Der Chefsteward arbeitete als Chefkoch, der zweite Koch kümmerte sich ums Backen und die vorbereitenden Arbeiten. Die Stewards erledigten den Abwasch und servierten.
    »Ist der Nebel schon lichter?«, fragte Smalls, der gerade einen riesigen Klumpen Teig mit den Fäusten bearbeitete.
    »Noch nicht«, antwortete Gosling.
    Der Steward stellte Gewürze und Saucen auf ein Serviertablett und ging damit in die Mannschaftsmesse.
    Gosling wanderte in der Küche umher. Die Arbeitsflächen aus rostfreiem Stahl blitzten, und der frisch geputzte Fliesenboden duftete nach Kiefern. Er musterte die glänzenden Kochstellen, lugte in die Vorratskammer, fuhr mit der Hand über die kalte Stahltür der riesigen Kühlkammer. Er wühlte in Schränken, begutachtete Lebensmittel, spähte in Besteckschubladen.
    »Wenn Sie was brauchen, Erster«, meinte Smalls, ohne von seinem Teig aufzublicken, »dann sagen Sie’s nur.«
    Gosling lächelte. »Ich brauche nichts, Bobby. Kann nur nicht schlafen.«
    Smalls war Anfang 50 und untersetzt, er trug einen ergrauten Bürstenhaarschnitt und struppige Koteletten, die bis auf seine Wangen reichten. Fast schon ein Backenbart, aber nicht ganz. Damit wirkte er wie ein viktorianischer Polizist aus London, aber sein texanisches Näseln ruinierte das Bild sofort wieder.
    »Ja, wir sind alle ruhelos, denken zu viel nach«, stimmte Smalls zu.
    »Sie kannten Stokes, habe ich recht?«, fragte Gosling im Plauderton. »Der Junge, der ...«
    »Klar, ich kannte ihn. War ’n guter Junge. Ist erst seine zweite Fahrt gewesen. Aber stimmt, ich kannte ihn.«
    »Ist er Ihnen jemals ... na ja, komisch vorgekommen?«
    »Komisch? Sie meinen, ob er ’n guten Witz erzählen konnte? Ja, Sir, der Junge konnte ganz gut einen vom Stapel lassen.«
    »Das habe ich nicht gemeint.«
    Smalls nickte. Er blickte noch immer nicht von seinem Teig auf. »Sie meinen, ob er verrückt war. Nervenzusammenbrüche hatte, Muffensausen. Nee, Mr. Gosling, definitiv nicht. Genauso klar im Kopf wie Sie und ich.«
    »Ja, das dachte ich mir.«
    Verbissen knetete Smalls seinen Teig auf der mehlbestäubten Arbeitsplatte. »Komisch, dieser Nebel da draußen. So dick und leuchtend, wie der ist. Hab so was schon lang nicht mehr gesehen.«
    Gosling stutzte. »Sie haben so was schon früher gesehen?«
    Smalls schaute nicht auf. Seine Augen waren grau wie Pfützen auf Betonboden. »Wollen Sie mir sagen, Sir, dass Sie Ihr ganzes Leben auf ’m Atlantik gefahren sind und hier draußen nie auf was Komisches gestoßen sind?«
    Gosling befeuchtete seine Lippen. »Vielleicht ein- oder zweimal. Kleinere Dinge. Seltsame Kompassabweichungen, solche Sachen. Atmosphärische Störungen würde man sie wohl nennen.«
    Der Meinung schien Smalls nicht zu sein. Er widmete sich wieder seinem Teig, den er jetzt schwungvoll mit einem Nudelholz ausrollte, fast so groß wie ein Baseballschläger. »Ich befahr diese Gewässer jetzt seit fast 30 Jahren. Damals war ich Leichtmatrose auf ’m Schüttgutfrachter. Die Chester R . Wir brachten ’ne Ladung Getreide von Charleston raus zu den Bermudas. Ungefähr ’ne Stunde lang hatten wir Funk mit Hamilton. Alles im Lot. Dann fuhren wir in diesen Nebel – ziemlich ähnlich wie der jetzt. War ’n echtes Mistvieh, der Nebel. Dick, roch komisch, hatte so ’n komisches Leuchten.«
    Goslings Kehle war trocken. Bis jetzt passte alles. »Was ist passiert?«
    »Das, was eben in diesen Gewässern passiert, wenn man von gelbem Nebel

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