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DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition)

DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition)

Titel: DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Curran
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kleines, zehn Zentimeter langes Stück harter, chitinartiger Haut. Braun gefleckt, tot, mit winzigen spitzen Stacheln besetzt. Von irgendetwas abgeschnitten oder abgetrennt. Dick wie eine Zigarre verjüngte es sich zu einer schmalen Spitze. Kein Horn. Auch kein Stück von einem Gummischlauch oder Plastikrohr, wie er zuerst gedacht hatte. Eher so etwas wie die Schwanzspitze einer Schlange oder eines anderen Tiers.
    Gosling stieß mit dem Schraubenzieher dagegen.
    Er brachte es nicht über sich, seinen Fund zu berühren. Dazu fand er ihn zu eklig. Über und über bedeckt mit Fäden einer schleimigen, klebrigen Substanz, die aussah wie transparenter Silikonkitt.
    Es ist nichts!, sagte er sich. Nichts, was einen beunruhigen müsste. Wenn du glaubst, dass dies hier etwas mit Stokes zu tun hat, dann würde ich sagen, dass du auf dem Holzweg bist. Deine Fantasie geht mit dir durch, mein Freund.
    Wirklich?
    Er wickelte das Stück vorsichtig in einen alten Lappen und steckte es, noch vorsichtiger, in die Tasche seiner Kapitänsjacke. Es musste nichts bedeuten, konnte aber auch alles bedeuten. So etwas hatte er noch nie gesehen. Aber das hieß ja nichts. Die See war voller absonderlicher Geschöpfe, und immer wieder wurden neue entdeckt.
    Handelte es sich um ein Stück von dem Biest, das Stokes gebissen hatte? War das überhaupt möglich? Hatte es ihn erwischt, und er hatte es zersäbelt?
    Denn egal, ob das Szenario einen Sinn ergab oder nicht: Es wirkte, als hätte man es mit einem Messer abgetrennt.
    20
    Marx, der Chefingenieur, hatte es in ein Taschentuch eingeschlagen: ein stinknormales, handelsübliches Klappmesser. Viele Besatzungsmitglieder trugen so eins in einem Futteral am Gürtel. Auch Gosling besaß eines.
    »Hab es vor einer Stunde gefunden«, erklärte Marx dem Ersten Offizier. »Unter eine Kesselmuffe gekickt ... von Stokes, vielleicht aber auch von jemand anderem.«
    Gosling saß neben dem Chefingenieur im Maschinenkontrollraum und betrachtete das Messer. Da haftete etwas an der Klinge. Etwas Dunkles, Verkrustetes. Es konnte Blut sein – oder Rost. Es konnte auch schon seit zwei oder drei Fahrten unter der Muffe liegen ... aber das glaubte Gosling nicht.
    Er betrachtete das Messer, dachte an das, was eingewickelt in seiner Tasche steckte, und spürte, wie sein Mund trocken wurde. »Denkst du ... denkst du, Stokes hat sich damit selbst verletzt?«, fragte er, obwohl er es keine Sekunde lang glaubte. Jetzt nicht mehr, wahrscheinlich vorher auch schon nicht.
    »Keine Ahnung«, meinte Marx. »Könnte sein.«
    Marx war ein großer, breiter Kerl mit einem Kopf so kahl wie ein Berggipfel und einem dicken grauen ZZ-Top-Bart, der ihm bis auf die Brust hing. Auf seinem linken Unterarm fand sich die Tätowierung einer Harley, auf dem rechten ein altes Molly-Hatchet-Symbol. Er sah mehr wie ein Biker und weniger wie ein Schiffsingenieur aus. Aber er war der Chief, und er war der beste.
    Hupp, der erste Hilfsingenieur, hielt sich als einzige andere Person im Maschinenkontrollraum auf. Vor Jahren mochten hier ein Dutzend Männer Dienst geschoben haben, aber heutzutage brauchte man dank moderner Computerkontrollen und Interfaces nicht mehr so viele Leute, um die Station zu bemannen. Der Raum war von Wand zu Wand mit Monitoren und Computerterminals vollgestopft, die sämtliche Systeme überwachten. Auf die meisten Maschinenfunktionen konnte man einfach zugreifen, indem man das Diagramm des betreffenden Systems auf dem Touchscreen auswählte und das entsprechende Menü aufrief.
    Morse kam zur Tür herein. Er nickte Gosling und Marx zu, dann trat er zu Hupp, der an einem Maschinenpult stand. »Sie sind mit Stokes und dem anderen in den Tank gegangen. Was ist passiert?«
    Hupp schilderte zum bestimmt 50. Mal innerhalb der letzten Stunden die Geschehnisse. »Ich hab die Ansaugrohre von Seetang gereinigt ... Stokes direkt hinter mir sagte, dass da was im Wasser ist. Ein Fisch, dachte ich. Wir saugen immer wieder Fische durch die Siebe an, Sir, das ist nichts Ungewöhnliches. Tja, wir müssen wohl eine Menge Seetang angesaugt haben, denn die Schlammbox war voll davon ...«
    Gosling hörte die Geschichte jetzt zum zweiten oder dritten Mal. Die Ansaugrohre der Ballasttanks waren mit einem Gitter versehen, um große Objekte auszufiltern, und besaßen ein feineres Sieb an der Schlammbox, um Kleinzeug auszusieben.
    »Ich hab das Sieb ausgetauscht und ... na ja, Stokes sagte, dass ihn was am Bein berührt hat. Oder so was Ähnliches. Ich

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