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DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition)

DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition)

Titel: DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Curran
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Kapitäns. Das gleiche, fast schon zischende Plätschern von etwas, das untertauchte.
    Noch mehr gekräuseltes Wasser, diesmal hinter ihm.
    Ein Gefühl der Beklemmung breitete sich in seiner Brust aus. Ja, etwas befand sich hier bei ihnen im Tank. Etwas bewegte sich verstohlen durch das schmutzige Wasser und spielte ein perverses Versteckspiel mit ihnen. Und Gosling konnte nur daran denken, dass es groß klang, und als er das dachte, spannte sich sein Körper an, als rechne er jeden Moment mit einem Angriff. Er stand da und wartete; wartete, dass etwas seinen Knöchel packte oder sich um seinen Hals schlang.
    Ein weiteres Platschen, dann noch eins. Und schließlich das schlimmste Geräusch von allen: ein glitschender, gleitender Laut, als reibe etwas Dickes, Feuchtes an der stählernen Wand des Tanks entlang.
    Gosling dachte: Es weiß nicht genau, wo wir sind ... es sucht nach uns wie ein Hund nach der Witterung ...
    Morse kam ihm hektisch entgegengeeilt. Er hielt sein Gaff fest in der Hand, um es notfalls gegen die Geräusche hinter sich einzusetzen. Ein Ausdruck tiefsten Entsetzens lag auf seinem Gesicht, und wenn er etwas hätte sagen wollen, so hätte er mit seinen fest zusammengepressten Lippen kein Wort herausbekommen. Gosling drehte sich um und beeilte sich, zur Leiter zu gelangen. Wild platschte er durchs Wasser und fürchtete dabei ständig, auf die Nase zu fallen. Aber er schaffte es und begann, die Sprossen hinaufzuklettern.
    Jetzt meldeten sich noch mehr Geräusche aus dem Wasser.
    Morse rief: »Klettern Sie! Um Gottes willen, klettern Sie!«
    Sich die Leiter hinaufzukämpfen, schien ewig zu dauern. Die Wathose, die er trug, fühlte sich nass und schwer an, die Stiefel rutschten von den Metallsprossen, seine Hände hielten sich zitternd fest. Irgendwann hatte er das Gaff fallen gelassen, erinnerte sich aber nicht mehr, wann und wo. Alles, woran er denken konnte, als er nach dem Licht über ihm und nach Marx’ ausgestreckten Händen griff, war der flüchtige Blick, den er auf etwas erhaschte, als Morse auf ihn zuplanschte: eine seltsame, sich windende Gestalt direkt im Rücken des Kapitäns. Was auch immer es sein mochte: Es war groß. Verdammt groß.
    Oben angelangt, half er Marx, den Kapitän durch das Mannloch heraufzuziehen, und dann saßen sie nur da und sagten kein Wort.
    Morse und Gosling schnappten nach Luft und wälzten merkwürdige Gedanken, wussten nicht, ob sie überreagierten oder nicht – waren sich allerdings ziemlich sicher, dass sie es nicht taten.
    Morse wischte sich das Wasser aus dem Gesicht. »Machen Sie diese verdammte Luke wieder dicht«, sagte er, und es war nicht als Vorschlag gemeint.
    Gosling half dem Ingenieur, den Lukendeckel auf das Loch zu stemmen.
    Marx nahm eine Schraube und wollte sie gerade befestigen, als er plötzlich innehielt. »Was ... was zur Hölle?«, keuchte er.
    Aber die anderen hatten es auch gesehen.
    Sie starrten den Gegenstand an, den sie – korrekterweise – für Stokes’ Arbeitsjacke hielten. Sie lag auf dem Metallboden etwas mehr als einen Meter entfernt. Faulig riechendes Wasser sickerte in kleinen Rinnsalen aus ihr heraus. Aber das Ungewöhnliche war, dass sich die Jacke bewegte.
    Oder etwas in ihr.
    Marx stand auf, griff nach seinem Gaff und sagte: »Da ist was drin ... seht ihr das? Da ist was in der Jacke ...«
    Gosling sah amüsiert zu. Er war nicht entsetzt oder auch nur nervös wegen dieser neuen Entdeckung, höchstens neugierig. Das konnte nur ein Fisch oder so etwas sein, kein Grund zur Beunruhigung.
    Marx erwischte einen Ärmel mit dem Haken und hob die Jacke vorsichtig an.
    Wasser regnete auf das Deck herab. Gammelig und faulig riechendes Wasser. Zu faulig selbst für Ballastwasser. Dieser Geruch kam ihm weitaus schlimmer vor – intensiv und organisch, fast pikant. Marx schüttelte die Jacke, und wieder bewegte sie sich. In ihr, in einem Ärmel oder im Futter, regte sich etwas. Weiß, fett, zusammengerollt – festgesaugt wie ein Egel.
    Marx schüttelte die Jacke etwas fester, und es plumpste auf den Boden.
    Bleich und aufgedunsen triefte es vor Schleim. Eine Art Meeresgewürm, dick wie ein Gartenschlauch und keinen halben Meter lang. Es wand und ringelte sich auf dem Boden, zitternd und bebend, gab schlürfende, platschende Geräusche von sich. Die äußere Haut war fast transparent, man konnte ein Muster blauer Adern darunter erkennen – aber nicht lange. Während es sich auf dem Boden wand, blubberte noch mehr von diesem Schleim aus

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