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DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition)

DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition)

Titel: DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Curran
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wandten sich die Regeln gegen ihn.
    Er hatte das Kommando über ein eigenes Schiff, aber das war es dann auch. Da ihm ein Abschluss der Marineakademie in Annapolis fehlte, konnte er nicht weiter aufsteigen. Seine Karriere hatte ihren Schlusspunkt erreicht. Und deshalb verließ er die Navy. Nach zwei Jahrzehnten nahm er Abschied und wechselte in die Handelsschifffahrt. Und er hatte es bislang nicht bereut. Das Leben hatte es gut mit ihm gemeint.
    Doch dann kam diese Fahrt.
    Wie jeder andere Seefahrer hatte auch Morse vom ersten Tag an die üblichen Geschichten und Märchen gehört. Manche Seeleute, so schien es, fürchten sich stärker vor dem Meer als kleine Kinder vor dunklen Schränken. Sie erfanden Geschichten. Vermisste Schiffe wurden von bösartigen Kräften entführt oder von Seeungeheuern verschlungen. Heulende Winde verwandelten sich in die klagenden, körperlosen Stimmen der Ertrunkenen. Seltsam geformte Nebelbänke erklärte man zu Geisterschiffen. Geschichten von Gespenstern, Ungeheuern und verfluchten Seeregionen gab es ohne Ende.
    Jeder Seemann hatte seine Geschichte.
    Aber sie waren eben nur das: Geschichten.
    Doch so langsam kamen Morse Zweifel.
    24
    Die nächste Katastrophe ereignete sich gegen Morgen.
    Die Nacht tropfte dahin wie Teer, langsam und zäh, genauso schwarz und verschlingend. Alle an Bord wünschten sich das Tageslicht herbei, hofften, beteten, dass es endlich den Nebel vertrieb und ihnen die Welt zurückbrachte. Alle, selbst jene, die keines der verstörenden Geschehnisse hautnah miterlebt hatten, begriffen, dass sie sich verirrt hatten, verirrt in einer entsetzlichen Welt des Wahnsinns. Möglicherweise lag es an den Geschichten, die wie eine heimliche Grippe umgingen, den Lügengeschichten, die auch nicht schlimmer waren als die nackte, unbestreitbare Realität ihrer Situation. Oder auch daran, dass es jeder Mann bis tief ins Mark spürte: ein Gefühl, das sich die Hölle unter ihnen aufgetan hatte und sie mit Haut und Haar verschlang.
    Und so bewegte sich die Nacht allmählich auf den Morgen zu.
    Dem digitalen Schiffschronometer zufolge war es kurz nach vier Uhr morgens, als die Kacke ernsthaft zu dampfen begann und aus allen Richtungen über sie hereinstürzte. Gosling, der nicht schlafen konnte, der seine Augen nicht schließen konnte, ohne riesige mutierte Meereswürmer zu sehen, befand sich im Ruderhaus. Pierce stand am Ruder. Gosling saß am Kartentisch, hatte den Kopf auf die Arme gestützt und nickte schließlich doch ein.
    Dann begann Pierce zu schreien und riss das Steuerrad hart nach rechts. Etwa gleichzeitig meldete der wachhabende Matrose über Bordfunk: »Lastkahn ... hält auf uns zu! Wir kollidieren! Hart wenden! Hart wenden! Der fährt ohne verdammte Lichter, keine verdammten Lichter ...«
    All das geschah innerhalb weniger Sekunden, und da befand sich Gosling schon auf den Beinen. Er sah den mysteriösen Lastkahn auf dem Radarschirm. Sah ihn, öffnete den Mund – und der Kahn rammte den Bug der Mara Corday von Backbord. Gosling wurde zu Boden geschleudert. Der Kahn war 300 Meter lang und besaß genug Masse, um ein Kreuzfahrtschiff zu versenken. Er traf die Mara Corday mit 14 Knoten, riss dem Frachter den Vordersteven auf und rammte seinen eigenen Bug in den vorderen Frachtraum – den speziellen doppelwandigen Gefahrgut-Frachtraum, in dem fast 100 Tonnen Dieselkraftstoff für Französisch-Guyana lagerten. Über 200 Fässer wurden zerquetscht, ihr Inhalt flutete den Frachtraum. Innerhalb von Sekunden krängte die Mara Corday nach Backbord. Der Lastkahn, noch immer unter vollem Schub seiner zwei Schrauben, riss sich vom Frachter los, schwang herum und rammte ihn mittschiffs mit dem Heck. Sofort fluteten einige Millionen Liter Wasser in die Backbordfrachträume. Die Schlagseite verstärkte sich.
    Der erste Aufprall hatte die Stabilität der Deckaufbauten zerstört, die Decks an Backbord brachen darunter zusammen. Man hörte das Kreischen zerreißenden Metalls, das Ruderhaus kippte um einen oder zwei Meter, Fenster zersplitterten, Decks rissen auf.
    Gosling stemmte sich hoch und sah Pierce am Boden liegen, das Gesicht blutüberströmt. Morse kam durch die Tür gestolpert, die hinunter zu seiner Kajüte führte.
    Gosling konnte nur sagen: »Skipper ... wir haben ein Problem ...«
    25
    George Ryan erwachte davon, dass er auf den Boden stürzte.
    Ein Telefon klingelte hartnäckig.
    Langsam öffnete er die Augen und wunderte sich benommen, welcher Idiot denn mitten in der

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