DEAD SHOT
Haarfärbemittel, schraubte dann mit dem kleinen Schraubendreher seines Armymessers die Deckplatte des Ventilators ab und holte das Armalite-Gewehr samt Hartschalenkoffer heraus. Vier Minuten später hatte er das Zimmer schon wieder verlassen. Die Zeit lief, und er hatte noch eine Menge zu tun.
Ein Krankenhaus, das etwa dreißig Kilometer vom Baseballstadion entfernt lag, war allgemein unter dem Namen »die Heiligen« bekannt. Einst von Mormonen gegründet, diente es geschäftlichen und wohltätigen Zwecken. 1993 hatten die Heiligen der Letzten Tage das Gebäude schließlich an die katholische Kirche verkauft, woraufhin das Haus in St. Mary’s Hospital umbenannt worden war. Kranken Menschen war es gleich, welchen Patron das Haus hatte, solange man von Ärzten und Schwestern gut versorgt wurde. Das moderne Krankenhaus umfasste vier Stockwerke und bildete das Zentrum für die Behandlung traumatisierter Patienten.
Tags zuvor hatte Juba sich ein Apartment ausgeguckt, das nur zweihundert Meter von der Klinik entfernt lag. Jetzt fuhr er dorthin und stellte den Ford in einer Parklücke hinter dem niedrigen Gebäude ab. Schnell nahm er die Treppe und brauchte nur dreißig Sekunden, um das Schloss zur Wohnung zu knacken. Es war ein sonniger Nachmittag, und die junge Mutter, die gerade fernsah, hatte keinen Riegel vorgeschoben. Sie konnte sich nur erschrocken zur Tür drehen, als Juba hereinkam und ihr eine Kugel in den Kopf jagte. Kein Schrei war über ihre Lippen gekommen. Vorsichtig schritt Juba durch die Wohnung und entdeckte in einem der Schlafzimmer einen kleinen Jungen, der am Boden spielte. Der Kleine schaute auf, als Juba den Abzug betätigte. Dann zog er die tote Frau in das hellblaue Badezimmer, in dem es nach Blumen roch, und legte sie in die weiße Badewanne. Den toten vierjährigen Jungen legte er der Mutter auf den Bauch. Zuletzt dippte er einen Waschlappen in das Blut des Kindes und schrieb in Großbuchstaben JUBA auf die Fliesen.
Im Kühlschrank fand er noch Reste von Hühnchenfleisch, die er in der Mikrowelle erhitzte und zusammen mit einem Teller Kartoffelsalat im Wohnzimmer aß. Während der Mahlzeit schaute er aus dem Fenster und hatte freien Blick auf ein großes weißes Schild, auf dem in großen blauen Lettern NOTAUFNAHME stand. Rettungswagen fuhren über eine Rampe direkt vor die automatischen Türen und konnten die Patienten ohne Probleme mit den Rolltragen in die Traumastation schieben.
Dann fuhr Juba zurück zur Werkstatt.
Washington, D. C.
»Letztes Jahr flogen siebenhundertfünfzig Millionen Passagiere in elf Millionen Flügen von amerikanischen Flughäfen«, sagte Lieutenant Commander Freedman und surfte dabei im Internet. »Eine ganz schöne Anzahl Gesichter, die der Computer scannen muss. Und man wird nichts finden, wenn er ein Auto gemietet hat und irgendwo hingefahren ist.«
»Verdammt, Echse. Das dürfen Sie nicht mal denken«, sagte Sybelle Summers. Langeweile setzte dem Trident-Team zu; man war zur Untätigkeit verdammt, beschränkte sich auf kurze, knappe Antworten. Der Kaffee war kalt, die Luft abgestanden.
»Leute von uns sind unten in Florida«, sagte Carolyn Walker. »Wenn er dort ist, finden sie ihn.«
»Also hat Juba es wieder einmal geschafft, dass wir unsere Kräfte aufteilen mussten«, meinte Kyle. »Erst Boston, jetzt Tampa.«
»Da unten gibt’s nicht viel«, sagte Walker.
General Middleton schaute von dem Kreuzworträtsel der New York Times auf. »Stimmt. Nichts. Nur Sonnenschein und die MacDill Air Force Base und das Hauptquartier des US Central Command, von wo aus die Kriege im Irak und in Afghanistan koordiniert werden. Die Anzahl der Security-Leute wurde verdoppelt.«
Special Agent Hunt betrat die Kommandozentrale. »Er ist immer noch unterwegs. Flog von Tampa nach Denver.«
Middleton fegte die Zeitung vom Tisch und stand auf. »Oh, verdammt«, grollte er. »Das bedeutet Cheyenne Mountain. Echse, organisieren Sie eine sichere Verbindung für mich zu den Joint Chiefs im Pentagon, damit unsere Basis rechtzeitig gesichert wird.«
Walker wusste um die Bedeutung der militärischen Anlage, die das elektronische Herz der nationalen Verteidigung darstellte. »Diese Einrichtung liegt gut siebenhundert Meter unter der Erde. Sie wird streng bewacht und kann komplett abgeriegelt werden. Die Leute dort sind vor Gasangriffen absolut sicher.«
Kyle schnitt eine Grimasse. »Aber nicht deren Familien. Außerdem glaube ich nicht, dass der Angriff auf Militärbasen abzielt.
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