DEAD SHOT
unheilvoll. Der Kerl war kein dahergelaufener Turbankopf, der von irgendeinem Dach feuerte, sondern ein ehemaliger Master Sniper und Color Sergeant der British Royal Marines – einer von ihnen , ein echter Profi, und eben keiner von denen . Er konnte einer Mücke das Auge ausschießen. Das hatte er schon in Bagdad bewiesen. Und er hatte in London und in San Francisco zugeschlagen. Jetzt wurde jeder Soldat der Task Force Hammer, der sich aus der Militärbasis wagte, zum potenziellen nächsten Ziel. Jeder Mann vergewisserte sich dreimal, ob er ausreichend geschützt war, keiner wollte zur nächsten Zielscheibe werden.
Aber so konnte die Army nicht arbeiten. Die Gefechtstürme der gepanzerten Fahrzeuge mussten besetzt sein, wenn Patrouillen unterwegs waren, denn man konnte nicht blind durch gefährliches Terrain fahren. Und die Soldaten, die zu Fuß durch die Stadt patrouillierten, befürchteten zu Recht, ins Fadenkreuz des Scharfschützen zu geraten. Sniper brachten alles durcheinander, selbst wenn sie gar nicht überall zugleich sein konnten.
Colonel Neil Withrow hatte sich mit seinem Stellvertreter und dem obersten Nachrichtenoffizier zu einer Besprechung in seinem Büro auf der großen Basis zurückgezogen. Die Jalousien waren so eingestellt, dass etwas Licht in den Raum fiel, die Hitze aber größtenteils draußen blieb. Die überlastete Klimaanlage quälte sich, die Zimmertemperatur einige Grad kühler als die Außentemperatur zu halten.
Auf dem Tisch des Colonels lag eine neue Karte von Hargatt. Der Nachrichtenoffizier, ein Major, schob ein Vergrößerungsglas über die Karte, um die markanten Stellen hervorzuheben. »Wir suchen schon lange nach diesen Orten und sind schließlich fündig geworden«, sagte er.
Zwei rechteckige Behausungen waren rot gekennzeichnet; sie lagen etwa eine halbe Meile voneinander entfernt. »In beiden Häusern versammeln sich Aufständische und andere El-Kaida-Typen, bevor sie sich nach Bagdad aufmachen. Unter ihnen viele junge, fanatische Männer, die bereit sind, sich selbst in die Luft zu sprengen. El Kaida schickt ausgebildete Männer, um die Attentate vor Ort besser zu koordinieren.«
Der Stellvertreter des Colonels, ein Lieutenant Colonel, fügte hinzu: »Und Ihren Informanten zufolge sind beide Häuser im Augenblick besetzt?«
»Wir brauchen vor allem verlässliche Quellen«, betonte der Colonel kritisch und starrte auf die Karte. »Nicht nur irgendeinen Wichtigtuer, der aufs schnelle Geld aus ist und seinen Nachbarn verpetzt, weil er ihn noch nie leiden konnte.« Er überlegte, welche Optionen sie jetzt hatten.
»Wir haben einen verlässlichen Informanten, der schon länger für uns arbeitet«, erwiderte der Major. »Ein zweiter Informant bestätigt die Aussage. Beide stammen von hier.« Der Nachrichtenoffizier hatte die Informationen auf Herz und Nieren geprüft, ehe er sie preisgab. Falsche Infos irgendeines Verräters konnte er sich im Augenblick überhaupt nicht leisten. Die zweite Quelle bestätigte die Aussagen nicht nur, sondern verlieh ihnen noch zusätzlichen Druck. Die Informationen waren echt, und die Aufnahmen der Luftaufklärung zeigten ein reges Kommen und Gehen in den betreffenden Häusern.
»Colonel, wir rechnen mit fünfundzwanzig Kämpfern je Haus. Sobald neue Leute kommen, verlassen einige den Ort. Hargatt ist, wie wir schon lange vermuten, ein wichtiger Zwischenstopp der Aufständischen auf ihrem Weg nach Bagdad.«
Withrow blieb zurückhaltend. Noch hatte die Juba-Mission Vorrang, aber dies war die Gelegenheit. Die Task Force Hammer würde noch vor Ort operieren müssen, wenn es Juba schon längst nicht mehr gab, und die Aussicht, fünfzig Aufständische auf einen Schlag unschädlich zu machen, war zu verlockend. Den Aufrührern würde ein wichtiger Nachschubweg abgeschnitten. Dennoch, der Einsatz könnte mit Swansons Vorhaben kollidieren.
»Okay.« Er fällte eine Entscheidung. »Die Informanten scheinen zuverlässig zu sein. Ich möchte aber trotzdem eine Bestätigung von unseren eigenen Leuten. Schicken Sie zwei Scout-Sniper-Teams als Aufklärer in die Nähe der verdächtigen Häuser. Sie sollen Bericht erstatten.«
»Können wir da nicht gleich die Special Operator fragen, die hinter diesem Juba her sind? Die scheinen was draufzuhaben.«
»Nein, das hat nichts mit Juba zu tun. Sollte er in einem der Häuser sein, fassen wir natürlich auch ihn. Aber die Task Force Trident braucht nicht über jeden unserer Schritte informiert zu sein.«
»Ja,
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