DEAD SHOT
weiterzugeben.
Hanson stand vor dem großen Schreibtisch. »Ich komme gerade aus der Besprechung mit General Middleton. Kyle Swanson konnte bis in die Villa vordringen, aber das Haus flog in die Luft, ehe er die Unterlagen an sich bringen konnte. Danach erwischte ihn unsere Joint Task Force, brachte ihn zurück in die Staaten und nahm ihn in die Mangel, Waterboarding inklusive. Doch er sagte kein Wort, bis Trident ihn herausholte. Er ist okay, und die Operation ist nach wie vor sicher.«
»Wir haben einen von uns gefoltert?«
»Swanson geht es gut. In der Villa hatte er einen kurzen Schusswechsel mit einem anderen Mann. Er hat ihn wiedererkannt, aber da im Haus eine Zeitbombe tickte, hatte Swanson keine Zeit, den Mann zu verfolgen. Später, als er verhört wurde, zeigte man ihm einige Fotos und identifizierte den Mann. Offenbar handelt es sich um Saladins rechte Hand, einen bei den Royal Marines ausgebildeten Sniper, der unter dem Namen Juba bekannt ist. So eine Art Legende im schmutzigen Kriegsgeschäft.«
»Also könnte er die Waffe haben?«
»Ja, Sir. Oder er hat zumindest die Kontrolle darüber.« Hanson hielt inne. »Wir müssen jeden dazu anhalten, diesen Mann zu finden. Soll Trident daher weitermachen?«
»Auf jeden Fall. Und richten Sie denen aus, dass sie die Sache in Frankreich gut gemacht haben.«
Als der Präsident allein im Oval Office war, schaute er auf die Gemälde auf den vanilleweißen Wänden: der zuversichtliche Franklin Roosevelt, der ernst dreinblickende Abraham Lincoln, der elegante George Washington. Jeder von ihnen hatte das Land durch Krisenzeiten in eine hellere Zukunft geführt. Mit denen hätte ich mich gerne ausgetauscht , dachte er. Zu dumm aber auch, dass es zu diesem Job kein Handbuch gibt.
Er ließ die Schultern hängen; dann schob er den Papierstapel beiseite, nahm die Brille wieder ab und vergrub das Gesicht in den Händen. Schließlich rieb er sich fest die Augen.
Diese Waffe mit tödlichem Gift steuerte auf die USA zu. Er malte sich bereits aus, wie sie eingesetzt würde. Amerika war ein riesiges Land, ein herrliches, weit offenes Land, in dem sich die Menschen freier bewegen konnten als in den meisten anderen Ländern der Welt. Und das Sicherheitsnetz wies Risse auf. Er musste daran denken, dass schon vor ihm die Regierungen nicht hatten verhindern können, dass Millionen von Arbeitern unbemerkt die südliche Grenze passierten. Und er machte sich bewusst, dass die nördliche Grenze mit Kanada, die zwar als sicherer galt, noch sehr viel länger und genauso ungeschützt war. Die Küsten und Häfen waren Anlaufstellen für gefährliche Leute und Frachten. Was hatte er also wirklich für eine Chance gegen ein geschicktes und entschlossenes Team von Terroristen? Die Tragödie vom 11. September hatte nur den Ernst der Lage bestätigt. Der Präsident saß da und dachte an die dreihundertvier Millionen Einwohner, die sich auf ihn verließen, und wusste, dass er sie nicht alle würde schützen können.
Amerika ließe sich nie vollständig vor den Leuten beschützen, die auf Unheil aus waren. Es war ein unerfüllbarer Traum, den perfekten Schutz garantieren zu wollen.
San Francisco
Juba hatte seinen Spaß auf der Haupttribüne des AT&T Parks, naschte von den gesalzenen Erdnüssen und trank ein kaltes Bier, während eine kühle, gleichbleibende Brise von der Bucht herüberkam und durch den China Basin Park wehte. Kanus und Kajaks tummelten sich in der McCovey Cove und warteten darauf, dass der Ball bei einem Homerun im Wasser landete. Die San Francisco Giants spielten gegen das Team aus Arizona, aber das war nicht der Punkt. Juba war gekommen, um eine potenzielle Zielzone auszuloten.
Kaum hatte er die Arena betreten und die riesige Coca-Cola-Flasche gesehen, die sich an einen großen altmodischen Baseballhandschuh anlehnte, da wusste er, dass er den richtigen Ort gefunden hatte. Von dem Zwischengeschoss aus hatte Juba freien Blick auf Downtown San Francisco und die lange Brücke über die San Francisco Bay. Oakland lag nur zehn Meilen entfernt. An diesem Abend waren etwa fünfundzwanzigtausend Zuschauer gekommen, das Stadion war also nicht ausverkauft, aber in zwei Tagen wurden die New York Yankees erwartet. Dann rechnete man mit vollen Rängen und insgesamt über einundvierzigtausend verkauften Tickets. Nachdem er den Entschluss gefasst hatte, rief er mit dem Handy in Nogales, Mexiko, an und hinterließ dem Mann am anderen Ende der Verbindung eine kurze Nachricht.
Nach dem
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