DEAD SHOT
»Keine weiteren Fragen. Sie suchen das Material zusammen, damit wir alle hier verschwinden können.«
Kyle war noch etwas unsicher auf den Beinen, als Walker und Hunt das Zimmer verließen. »Ich weiß, wer Juba ist«, flüsterte er Sybelle zu.
Denver
Auf der langen Strecke zwischen dem Denver International Airport und der Stadt legte das Taxi Kilometer um Kilometer zurück. Der Nachmittagshimmel war klar. Der Bergrücken der schroffen und dunkelrot leuchtenden Rocky Mountains, hier und dort noch von Schnee bedeckt, erregte Jubas Aufmerksamkeit. Die Berge könnten ein Problem darstellen.
Nachdem er in einem Hotel eingecheckt hatte, schlenderte er in die Lower Downtown, kurz LoDo. Lange war dies ein heruntergekommenes Viertel gewesen, bis die Colorado Rockies ihre Konzession für die Liga erhielten. Coors Field war an diesem Abend dunkel, da die Rockies auswärts spielten, aber Juba schaute sich genau um und sah, wie das große Stadion in das Herz des Viertels gebaut worden war, in der Nähe des Mile High Stadions, dem Zuhause des Denver Broncos Football Team, und des Elitch Garden. Der gesamte Bereich, in dem früher hauptsächlich Lagerhallen gestanden hatten, war umstrukturiert worden und bürgerlicher geworden. Inzwischen pulsierte ein angesagtes Nachtleben in LoDo.
Juba schlief lange, fuhr gegen Mittag zum Coors Field und schloss sich einer Gruppe Touristen an, die sich von einer bezaubernden jungen Frau mit Cowboyhut durch das Stadion führen ließen. Juba schaute hinüber zu den Fahnen neben dem Spielfeld, die in dem ständigen Wind von den Bergen flatterten. Mit geübtem Scharfschützenauge schätzte er die Windgeschwindigkeit auf fünfundvierzig Stundenkilometer. Die Führerin betonte, dass starke Winde keine Seltenheit in der Stadt seien.
Juba schätzte die Situation ab, schaute in westlicher Richtung zu den Berggipfeln. Wohin würde dieser Wind das Giftgas wehen? Nach Kansas? New Mexico? Alles dünn besiedelte Staaten. Das würde nicht klappen. Auch diesen Ort hatte er falsch eingeschätzt.
Denver war zwar die Metropole, aber die meisten Menschen in Colorado wohnten weit draußen in den Vorstädten. Pendler verstopften die großen Highways nach Feierabend und beeilten sich, um ihre Wohnungen viele Kilometer entfernt in den Trabantenstädten zu erreichen.
Der Westen war zu sehr aufgefächert für Jubas Absichten. Zwar könnte er erheblichen Schaden anrichten, aber selbst das neue und träge Gas würde sich zu schnell mit den Winden aus den Bergen zerstreuen. Coors Field war keine Option.
Er suchte nicht irgendein Baseballstadion – er brauchte einen Ort, von dem es kein Entrinnen gab. Daher verließ er das Hotel wieder, nahm ein Taxi zurück zum Flughafen und kaufte ein Flugticket nach Kalifornien.
Kapitel zwanzig
Das Weiße Haus
D er Präsident der Vereinigten Staaten sah über den Rand seiner Brille, als sein Stabschef Steve Hanson aus dem Bereich der Mitarbeiter das Oval Office betrat. Fast gleichzeitig ging die Tür auf der rechten Seite auf, und der Außenminister Kenneth Waring kam durch den Besuchereingang. Der Präsident warf seine Brille auf den Tisch. »Was es auch ist, sagen Sie es mir draußen.«
Die drei Männer gingen hinter dem Schreibtisch des Präsidenten durch die Flügeltür und gelangten über den schmalen, überdachten Säulengang in den Rosengarten. Die Leibwächter des Secret Service zogen sich ein wenig zurück, als der Präsident die wenigen Stufen zu der rechteckigen Rasenfläche nahm und sein Gesicht zum Himmel hob, um nach dem langen Morgen im Büro etwas Sonnenlicht zu tanken. Als er die Arme emporreckte und ein paar Dehnübungen machte, konnte er die anderen schwarz gekleideten Agenten auf dem Dach des Weißen Hauses sehen. Scharfschützenteams. Schlimme Zeiten. »Was gibt’s? Ken, Sie fangen an.«
Außenminister Waring war die Aufregung von den Augen abzulesen. Sein Verhalten blieb förmlich, aber mit der Fußspitze tippte er nervös gegen ein paar Grasbüschel. »Mr. President, wir haben gute Nachrichten.«
»Ja?«
»Sieht ganz so aus, als wäre die Saladin-Geschichte aus der Welt.« Er schnippte mit den Fingern wie ein Bühnenmagier. »Puff und weg.«
»Von was reden Sie da?«
»Vor ein paar Tagen fielen Schüsse in Paris, und ein Bandenführer erhielt ein oder zwei Kugeln in den Kopf. Seine Bodyguards hat es auch erwischt. Die Polizei untersuchte seine Fingerabdrücke und identifizierte ihn als einen algerischen Muslimführer, einen wohlhabenden Mann mit
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