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Deadline 24

Deadline 24

Titel: Deadline 24 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A John
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hatten, als sie auf dem Friedhof gesungen hatte.
    Caleb mit der zimtfarbenen Haut pfiff durch die Finger. »Aufstellung nehmen!«, kommandierte er. »Es sind Damen in der Messe!«
    Als hätten sie es schon oft geübt, formierten sie sich der Größe nach und stellten sich vor: Caleb, Pilot und Captain. Jarvis und Jessup, Piloten und Zwillingsbrüder. Sausalito, Pilot. Josie, zweiter Captain und manchmal Pilotin.
    »Die Crew des einzigen flugfähigen Helikopters der bekannten Welt, vollständig angetreten«, schnarrte Caleb. »Meine Damen, erlauben Sie bitte!« Er verbeugte sich und komplimentierte Mutter und Sally zu ihren Plätzen. Mutter lachte. Das war ein so seltenes Ereignis, dass Sally sich fast neben ihren Stuhl gesetzt hätte. Wieder musste Caleb sie halten. »Sind wir ein bisschen durcheinander heute?«, fragte er grinsend.
    Sally antwortete nicht, warf nur einen finsteren Blick auf Josie, ob sie wohl wieder anzügliche Küsschen in die Luft werfen würde, doch Josie war in ein Gespräch mit Paul vertieft und schaute nicht her.
    »Aber wie funktioniert er?«, rief Paul gerade. »Die Helikopter sind uralt, sie fliegen schon lange nicht mehr!«
    »Der Organischmusch«, nuschelte Josie. Obwohl noch niemand mit Essen begonnen hatte, hatte sie sich bereits eine gefüllte Peperoni in den Mund gestopft. »Er ist intelligent, er kann alles.«
    »Ja, aber …«, beharrte Paul, doch Großvater fiel ihm ins Wort.
    »Lasst uns das Dankgebet sprechen«, befahl er. Alle senkten folgsam den Blick und falteten die Hände, auch die Gäste, obwohl Sally ahnte, dass sie vom Beten so viel Ahnung hatten wie Fische vom Brotbacken.
    »Im Ödland«, fuhr Großvater nach dem Amen fort, »schreibt das Gesetz der Gastfreundschaft vor, dass bei Tisch nicht über Geschäfte, Krankheit, Tod, Hybride und rätselhafte Flugobjekte gesprochen wird. Die einzig erlaubten Themen sind die Qualität der Speisen und Getränke sowie …«, er verbeugte sich zu Mutter, Josie und Sally, »… die Schönheit der anwesenden Damen!«
    »Yeah, man!«, riefen die männlichen Gäste und hoben die Gläser.
    Sally hatte noch nie von diesem Gesetz gehört, allerdings hatte sie auch nur sehr wenige große Gesellschaften erlebt, eigentlich nur zwei, und bei denen war es wild hergegangen. Da wurden Geschichten erzählt, da wurde gesungen, getanzt und literweise Beerenwein getrunken. Wenn die Kuppelfarmer sich schon einmal unter Lebensgefahr aufmachten, um sich gegenseitig zu besuchen, dann wollten sie auch etwas davon haben. Ein anderes Gesetz des Ödlandes, das Sally sehr wohl kannte, lautete: »Was auf einer Reunion passiert« – so nannte man die seltenen Zusammenkünfte –, »ist keine Sünde.« Erst jetzt, da sie älter wurde, konnte Sally dunkel ahnen, was damit gemeint war. Sie erinnerte sich sehr gut an die Stimmen der Erwachsenen, die so merkwürdig anders geklungen hatten, und an das verhaltene Gelächter, das noch spätnachts in die Schlafzimmer der Kinder geweht war.
    Jetzt war das große Esszimmer von nichts anderem als dem eifrigen Klirren des Bestecks und hin und wieder lobenden Bemerkungen erfüllt: »Gott, ist das gut!«, »Dafür könnt ich sterben!«, »Und ob!«
    Beschämt dachte Sally, wie selbstverständlich sie schon seit Jahren Mutters Kochkünste hinnahmen. So ein Essen brauchte Stunden der Vorbereitung, der Planung, der Zubereitung und war in Minuten verspeist. Mit der Crew des »einzigen flugfähigen Helikopters« am Tisch dauerte es ein paar Minuten länger, immer wieder griffen sie zu, wenn die Schüsseln und Platten herumgereicht wurden, beteuerten, dass sie eigentlich längst satt seien, aber … Endlich schob Großvater seinen Stuhl zurück, massierte sich den Magen und schaute auffordernd in die Runde.
    »Also«, er unterdrückte ein Rülpsen, »jetzt zu eurem Helikopter. Wir wissen natürlich, dass ein Helikopter ein Fluggerät aus der alten Zeit ist. Aber immer hieß es, die Fluggeräte, auch die Helikopter, seien nicht mehr zu gebrauchen, sie seien kaputt, es gebe nicht mehr genug Treibstoff und Fliegen sei wegen der riesigen Hybridenschwärme sowieso unmöglich.«
    »Das stimmt auch alles«, antwortete Jarvis oder Jessup, man konnte die Zwillinge einfach nicht auseinanderhalten. »Aber unserer braucht keinen Treibstoff, der Organismus erzeugt die Energie. Er hat sich ganz und gar mit dem alten Helikopter verbunden, an manchen Stellen sieht man nicht mehr, wo der eine aufhört und der andere beginnt. Jedenfalls bringt er die

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