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Deadline 24

Deadline 24

Titel: Deadline 24 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A John
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drehte sich zur Seite, wie um zu prüfen, was die Lady mitbekam von dem, was hinter dem Wagen geschah. Das war Sallys Chance. Sie raffte den letzten Rest ihrer Kraft zusammen, schnellte herum, sprang auf die Füße und stach zu. Lillia schrie auf, strauchelte, fiel. Sally taumelte weg von Lillia, hinein in die Dunkelheit, blind vor Blut und Tränen, nur fort, und wusste doch, dass sie keine Chance hatte, sie war viel zu langsam. Sie glaubte schon eine Hand zu spüren, da rauschte es über ihr, Wind, Fahrtwind, Flugwind, eine Hand packte sie, zwei Hände griffen zu, zogen sie mit in sausendem Flug.
    »Unter dir!«, schrie Monnia. »Dein Schweber!«
    Da war er, ihr Schweber, irgendwie gelang es Monnia, ihn genau unter sie zu dirigieren, Sally brauchte sich nur fallen zu lassen und festzuklammern. Monnia zog sie.
    »Kommt zurück, ihr verdammten Gören!«, gellte es hinter ihnen her, Mariposas Stimme, glaubte Sally. Doch sie wusste es nicht genau, sie wusste gar nichts mehr, nur noch, dass sie sich festklammern musste, unter allen Umständen festklammern.

Kapitel 13
    Sally bekam kaum etwas mit von dem sausenden Flug über die nächtliche Steppe, immer weiter fort von Mariposa und ihren gemeinen Handlangern. Ihr Geist trudelte am Rand der Bewusstlosigkeit, doch ihr Körper tat das Notwendige. Er verharrte bewegungslos auf dem Schweber, die Hände hielten die vorderen Griffe umklammert, die Füße blieben fest in den hinteren Gelenken verhakt.
    Als Monnia endlich glaubte, genug Abstand zu der Lady gewonnen zu haben, und erschöpft landete, mussten sie und Carlita behutsam Sallys Hände lösen, Finger für Finger, und ihre im Krampf erstarrten Füße zurück ins Leben massieren. Wie eine Puppe lehnten sie Sally gegen einen Steinwall. Eine ganze Weile saß sie einfach so da, die Beine flach von sich gestreckt, die Hände, immer noch zu Krallen gebogen, auf den Oberschenkeln. Wenn sie die Augen öffnete, verschwamm die Welt um sie herum zu einem düsteren Karussell. Übelkeit stieg in ihr auf. Sie kämpfte gegen den Brechreiz, versuchte, tief zu atmen, doch bei jedem Luftholen fühlte sie erneut die Tritte der schrecklichen Lillia. Ihre Stirn pochte und brannte wie Feuer, von der Wunde aus jagten Schmerzen sternförmig durch ihren Schädel bis in die Augen, in den Hals, in jeden einzelnen Zahn. Aber wenigstens hatte sie ihre Zähne noch. Überhaupt hätte es weitaus schlimmer kommen können. Zum Krüppel hätte sie werden können, zum zahnlosen Krüppel! Was wohl mit Lillia war? Ob sie noch lebte?
    Nie in ihrem Leben hatte Sally Gewalt am eigenen Leib erfahren. Am schrecklichsten war die Hilflosigkeit, das Gefühl der Demütigung, dass ein anderer Mensch, den man nicht einmal kannte, einem so etwas Furchtbares antat. Dieser Hass! Wodurch hatte sie den verdient? Es war gut, dass ich sie mit dem Messer erwischt habe, dachte sie trotzig, obwohl die Vorstellung, Lillia vielleicht getötet zu haben, ihr den Magen umdrehte und sie würgen ließ. Wäre sie dann eine Mörderin? Und, Himmel, hilf, was würde ihr blühen, ihnen allen, wenn sie Mariposa erneut in die Hände fielen? Waren sie auch weit genug geflohen? Panisch sah sie sich um. Geröllberge, schwankend, auf und nieder hüpfend. Sie kniff ein Auge zu, zwang die Berge zum Stillstand. Wo waren die Gefährtinnen? Weder Monnia noch Carlita schienen in der Nähe zu sein, nur ein schwarzer Pfosten ragte einsam aus der Spitze eines Geröllhügels in den Nachthimmel. Merkwürdig, dieser Pfosten. Er erinnerte sie an etwas, aber sie wusste nicht, an was. Fast hatte sie das Gefühl, er beobachte sie. Was für ein Unsinn, Pfosten hatten kein Leben, und wenn sie schwankten und sich zu bewegen schienen, so wie dieser da, dann lag das an Sallys kaputtem Kopf. Sie schloss die Augen, überließ sich wimmernd ihrem Schmerz. Als sie die Augen wieder öffnete, war der Pfosten verschwunden. Monnia kniete neben ihr, tastete sie ab.
    »Nichts gebrochen«, murmelte sie. »Glück im Unglück. Das auf der Stirn kriege ich in den Griff. Sieht schlimmer aus, als es ist.« Sie sprach merkwürdig nuschelnd, als wälze sie einen Klumpen Kautabak im Mund. Tatsächlich spuckte sie gleich darauf kräftig aus und zog eine dunkle Masse aus dem Mund, die sie auf Sallys Stirnwunde pappte.
    »Da war ein Pfosten«, sagte Sally. »Nun ist er weg.«
    »Stillhalten«, befahl Monnia. »Ich mach dir einen Verband.« Sie rupfte ein Stück Gaze zurecht und klebte es mit Heftpflaster fest. »Hab alles so gemacht, wie

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