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Deadline 24

Deadline 24

Titel: Deadline 24 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A John
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sah flehend zu den beiden Mädchen. »Dafür kann ich wirklich nichts. Es war Pauls Entschluss, mit uns zu kommen, und es war auch seine Entscheidung, nicht auf die Warnungen der Crew zu hören.«
    »Aber wenn er die wirkliche Geschichte, die Wahrheit gekannt hätte«, sagte Monnia dumpf, »dann hätte er auf sie gehört.«
    Stimmt, dachte Sally traurig. Er hatte sich auf den Pilotenstuhl gesetzt, um die anderen zu beeindrucken, vor allem Josie. Was sie gekonnt hatte, angeblich gekonnt hatte, das wollte er unbedingt auch hinkriegen. Und nun war er verloren.
    »Eins aber müsst ihr dringend wissen«, sagte Caleb, »das macht es euch vielleicht leichter: Paul leidet nicht. Er hat keinen Hunger, keinen Durst, wird nicht krank, nicht mal müde. Und von uns allen ist er am sichersten aufgehoben, weder die Hybride noch die Lords, niemand kann ihm etwas anhaben. Org ist mächtiger als sie alle – und Paul mit ihm.«
    »Willst du uns erzählen, er sei in einer Art Paradies gefangen?«, fragte Monnia.
    »Vielleicht nicht direkt in einem Paradies, aber so ähnlich ist dieser Zustand schon. Sieh doch, wie er lächelt!«
    »Wird es anhalten?«, fragte Sally. »Sag schon!«, forderte sie, als Caleb zögerte. »Wird es für immer so bleiben?«
    »Woher soll ich das wissen?«, rief er endlich verzweifelt. »Org ähnelt zwar den Mermaiden, aber in vielem ist er auch ganz anders!«
    »Was geschieht mit einem Seemann, wenn er von einem Her…«, Sally stolperte über das Wort, musste erneut Anlauf nehmen, »… wenn er von einem Herzfresser erfasst wird?«
    »Er setzt sein Schiff auf Grund.«
    »Mit den Passagieren?«
    »Mit allem.«
    »Hast du deshalb eben gesagt, man solle so selten wie möglich mit Org fliegen?«
    »Ja«, bestätigte Caleb. »Irgendwann ist die Verwandlung abgeschlossen, dann kann auch Josie ihn nicht mehr erreichen. Ich weiß nicht, was danach geschieht, aber ich glaube, niemand sollte dann in der Nähe sein. Alles, was Org jetzt noch an Hilfreichem tut, ist Pauls Anteil. Wenn von ihm nichts mehr da ist …« Er sprach nicht weiter.
    Monnia zog die Knie hoch, schlang die Arme darum und begann leise zu weinen. Sally weinte nicht. Sie hatte das sichere Gefühl, wenn sie sich auch nur eine einzige Träne gestattete, würde die Flut über sie hereinbrechen und sie könnte nie wieder aufhören. Nicht zusammenbrechen! Das Motto meiner Familie, dachte sie bitter. Jetzt bin ich eine wirkliche Hayden, früher war ich ein Kind. Sie fühlte Calebs forschenden Blick auf sich und wandte sich ab, starrte zum Fenster hinaus.
    »Ich glaube, er fliegt zurück«, meldete Josie.
    Im grellen Sonnenlicht wirkte die Ruinenstadt eher noch düsterer als in der Nacht. Alles, die zerborstenen Mauern, der zerfressene Stahl, die hohlen Fensterbögen, der ganze Schutt und Schrott lagen gnadenlos unverhüllt, überdeutlich in der blendenden Helligkeit, unwirklich wirklich, als hätte ein besessener Künstler detailgetreu seine Albträume gezeichnet. Endlos schien diese tote Stadt, über die Maßen groß. Org sauste durch die Häuserschluchten, unten, auf den grellen Schuttbergen, sauste sein Schatten.
    Was wohl aus Padrino geworden war?
    »Hybridenfutter«, knurrte Caleb, als Sally ihm diese Frage stellte. »Ein Halunke weniger, leider nur einer.«
    »Wir sind da«, verkündete Josie.
    Es war ein Brückenrest, auf dem der Helikopter niederging. Vage kam er Sally bekannt vor, vermutlich waren sie während der wilden Verfolgungsjagd unter ihm durchgetaucht. Vier mächtige Trägerpfosten stützten sinnlos ein flaches, einsames Betonstück, dessen eines Ende sich in nichts auflöste, während das andere, wie von Riesenhand abgeknickt, schräg nach unten führte und in einem Trümmerhaufen endete. Caleb öffnete die seitliche Tür und sprang hinaus. Josie, bereit, ihm zu folgen, klammerte sich in die Türöffnung, wartete auf die anderen. Unter den Rotoren flogen ihre Haare, flatterten ihre Kleider wie in einem Sturmwind.
    Sally wollte nicht gehen. Sie wusste, sie musste hinaus, aber es kam ihr falsch und kaltherzig vor, ihren Bruder alleinzulassen, ganz allein mit Org, nicht zu wissen, ob sie ihn je wiedersehen würde. Monnia streckte Paul die Hände entgegen, zog sie jedoch gleich wieder zurück. Nicht mal das war möglich, nicht mal eine letzte Umarmung. Also umarmten die Mädchen einander, standen eng umschlungen und schauten zu Paul, der sich auf seinem Stuhl der Tür zudrehte und Josie anblickte, nur sie. Draußen wirbelte Staub im Sog der

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