Deadline - Rache, wem Rache gebuehrt
stellten Fragen, während doch ihr Kind verschwunden war. »Wollen Sie nicht nach meinem Sohn suchen? Wir müssen sofort anfangen! Wir müssen ihn finden! Wir … wir können doch nicht hier herumstehen und diskutieren. Die Person, die ihn mitgenommen hat, entkommt uns. Verstehen Sie denn nicht? Derjenige, der Tanya umgebracht hat …« Ihre Stimme brach. »Wer immer das getan hat, er … er hat Beejay mitgenommen. Er hat mein Baby!« Ihre Stimme wurde immer lauter, und sie keuchte, hyperventilierte, nahm kaum wahr, dass ein Streifenwagen eingetroffen war und uniformierte Polizisten den Tatort mit Flatterband und Barrikaden absperrten. Noch mehr Sirenen. Noch mehr Streifenwagen. Ein Notarztwagen raste mit gellender Sirene auf den Vorplatz.
O’Riley nickte; sein Blick hinter den Brillengläsern war besorgt. »Genau das versuchen wir ja, Mrs. Holt. Aber dazu benötigen wir Informationen. Wenn Sie noch etwas Geduld haben …«
»Geduld? Sind Sie wahnsinnig? Für Geduld haben wir keine Zeit. Wer weiß, wo er steckt, was mit ihm geschieht!«
Sie kämpfte mit den Tränen, kämpfte gegen das Gefühl, völlig zusammenbrechen zu müssen. Ihr Blick glitt verzweifelt von dem Polizisten zu ihrem Mann. »Jack, sag du es ihnen!«
»Es kann auf jede Minute ankommen«, sagte Jack finster.
»Wir sind uns dessen bewusst, Sir. Sobald wir den Tatort gesichert haben, gehen wir von Tür zu Tür. Glauben Sie mir, Mr. und Mrs. Holt, auch wir wollen Ihr Kind finden.«
Die Kriminaltechniker kamen und trugen ihre Gerätschaften in Tanyas Wohnung, den Ort, den sie als ihr Zuhause betrachtet hatte. Cissys Herz tat ihr weh, um des Mädchens willen. Aber warum hatte Tanya Beejay hierhin mitgenommen? Warum hatte sie ihn entführt? Weitere Ermittler kamen hinzu, noch mehr Polizeibeamte schwärmten am Tatort aus, Uniformierte hielten die Masse der Neugierigen in Schach. Cissy spürte jede einzelne Sekunde ihres Lebens verstreichen. Zu ihrem Entsetzen traf ein Übertragungswagen ein und blieb in einem merkwürdigen Winkel zur Fahrbahn quer auf der Straße stehen. Für die Medien war dies hier eine saftige Nachricht. Dies hier. Ihr schlimmster Alptraum. »Bitte«, flüsterte sie.
»Detective Paterno ist auf dem Weg hierher«, sagte Perez.
O’Riley sagte: »Also, Ms. Glenn. Haben Sie einen Schuss gehört?«
»Ich habe irgendwas gehört. Einen lauten Knall. Ich schiebe Nachtschicht. Dachte, es wäre eine Fehlzündung von einem Auto oder irgendwas im Fernseher. Mir war nicht klar …« Ihr Blick schweifte zur offenen Wohnungstür, hinter der Tanya auf dem grünen Teppich lag. »… ich wusste es nicht.«
»Sie haben kein Kleinkind gesehen?«
Die Frau schüttelte den Kopf.
Während O’Riley zurück in die Wohnung ging, fragte Perez: »Ist Ihnen sonst jemand oder etwas aufgefallen? Irgendeine Person? Ein Fahrzeug?«
»Nein, nichts.«
Cissy spürte, wie Jack den Arm um sie legte.
»Welches Fahrzeug gehört dem Opfer?«
»Das da. Der Subaru.« Jack wies auf den Wagen in seiner Parkbucht.
»Ja, das ist er … Aber …« Cissy starrte den Wagen an.
»Tan ya hatte immer Beejays Kindersitz im Fond befestigt. Ich habe ihren Wagen nie ohne ihn gesehen. Und in der Wohnung war der Kindersitz nicht.«
»Er war im Wagen, als sie Beejay heute Nachmittag abgeholt hat«, bestätigte Jack.
»Sie glauben, der Mörder hat sich Gedanken wegen eines Kindersitzes gemacht?«, fragte O’Riley.
»Oder sonst jemand. Derjenige, der mein Kind entführt hat«, sagte Cissy.
Perez blickte skeptisch drein. Es klang zu verrückt. Jemand bringt Tanya um und besorgt sich dann einen Kindersitz, um Beejay zu entführen?
Cissy glaubte, sterben zu müssen. Sie zitterte, bebte, Tränen rannen über ihre Wangen. Wo war Beejay? Ihr über alles geliebtes Kind? Bitte, lieber Gott, beschütze ihn!
»Wir brauchen ein Foto von Ihrem Sohn.«
»Ich habe eines bei mir«, sagte Jack und zückte seine Brieftasche. Hinter einer Plastikschutzfolie steckte ein Foto von Beejay, lächelnd, aufgenommen zu Weihnachten. Er zog es heraus und reichte es O’Riley.
Cissys Herz wollte erneut brechen.
Wer tat ihrem Kind so etwas an? Und warum, o Gott, warum?
Ihre Knie gaben nach, doch Jack fing sie auf, hielt sie fest an sich gedrückt und half ihr, aufrecht stehen zu bleiben. In einem tiefen Winkel ihres Bewusstseins lauerte die ängstliche Frage, ob sie ihren Sohn je wiedersehen würde. Die Angst lähmte sie. Sie war wie erstarrt vor Verzweiflung. Ein Mörder hatte ihren Sohn in seiner
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