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Deadlock

Deadlock

Titel: Deadlock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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ein knappes Plätzchen für meinen kleinen Mercury gefunden hatte. Eines schönen Tages werde ich Geld genug haben, um etwas richtig Tolles zu kaufen, zum Beispiel einen Audi Quattro. Aber bis dahin bleibe ich bei amerikanischen Wagen. Auf dem Weg ins Zentrum sprach Mrs Kelvin kein einziges Wort. Als wir das Pulteney-Gebäude betraten, würdigte sie die schmutzigen Mosaikböden und die Marmorwände mit den vielen Löchern keines Blicks. Glücklicherweise funktionierte wenigstens der Aufzug. Ächzend kam er im Parterre zum Stehen und ersparte mir die Peinlichkeit, sie zu Fuß in mein Büro im vierten Stock hinaufbitten zu müssen.
    Wir gingen bis zum östlichen Ende des Korridors. Mein Büro befindet sich auf der Seite der Hochbahntrasse in der Wabash Avenue, wo die Mieten wegen der Lärmbelästigung etwas niedriger sind. Als ich die Tür aufschloss und sie zum Besuchersessel führte, ratterte draußen gerade laut quietschend ein Zug vorbei. Ich nahm vor meinem riesigen Holzschreibtisch Platz, den ich auf einer Polizeiauktion erstanden hatte. Er steht an der Wand, sodass er keine Barriere zwischen mir und meinem Mandanten bildet. Ich mochte mich nie hinter Möbelstücken verschanzen oder mein Gegenüber dadurch einschüchtern.
    Mrs Kelvin saß steif im Sessel, die Handtasche hielt sie aufrecht im Schoß. Das schwarze Haar war entkraust und in gleichmäßige Wellen gelegt. Ihr Make-up bestand lediglich aus einem Lippenstift von dunklem Orange. »Sie haben doch Dienstagabend mit meinem Mann gesprochen, nicht?«, sagte sie schließlich.
    »Ja.« Ich sprach so sachlich wie möglich. Die Leute gehen mehr aus sich heraus, wenn man sie nicht gleich mit Fragen überfährt.
    Sie nickte gedankenverloren. »Er hat es mir erzählt. Sein Job war sehr langweilig, und wenn irgendetwas Ungewöhnliches passierte, erfuhr ich es immer.« Wieder dieses Kopfnicken. »Stimmt es, dass Sie die Testamentsvollstreckerin des jungen Warshawski sind?«
    »Ich bin seine Cousine und auch seine Testamentsvollstreckerin. Mein Name ist V.I. Warshawski.«
    »Mein Mann war kein Eishockeyfan, aber er mochte den jungen Warshawski. Nun, auf alle Fälle kam er am Dienstagabend - besser gesagt, gestern Früh - nach Hause und berichtete, dass ihm eine hochnäsige Weiße den Auftrag gegeben habe, die Wohnung des Jungen im Auge zu behalten.« Ich schwieg. »Henry hatte es nicht nötig, sich in seinem Job Vorschriften machen zu lassen.« Vor Entrüstung schluchzte sie auf, hatte sich aber sofort wieder in der Gewalt. »Da Sie ihn ausdrücklich angewiesen hatten, niemanden in die Wohnung zu lassen, müssen Sie gewusst haben, dass etwas im Gang war. Habe ich Recht?« Ich sah ihr gerade ins Gesicht und schüttelte den Kopf. »Hinckley, der Tagespförtner, hatte jemandem geöffnet, ohne mir Bescheid zu sagen. Es gibt in der Wohnung Gegenstände, die für einen verrückten Fan von großem Wert sein könnten -seinen Hockeyschläger und Ähnliches -, außerdem amtliche Dokumente, in denen ich nicht jeden herumstöbern lassen wollte.« »Sie glaubten also nicht, dass jemand dort einbrechen wollte?« »Nein, Mrs Kelvin. Hätte ich den geringsten Verdacht gehabt, so hätte ich wirksamere Vorsichtsmaßnahmen getroffen.«
    Sie kniff die Lippen zusammen. »Mag sein. Und trotzdem hatten Sie die Unverschämtheit, meinem Mann Vorschriften zu machen.« »Ich kannte Ihren Mann doch nicht, Mrs Kelvin, und konnte deshalb nicht wissen, wie ernst er seine Arbeit nimmt. Ich wollte ihm wirklich keine Vorschriften machen. Was ich wollte, war nur, die Interessen meines Vetters wahrzunehmen.«
    »Na, jedenfalls sagte er zu mir: >Ich habe keinen Schimmer, von wem dieses Frauenzimmer< - das sind Sie - >glaubt, er könnte einbrechen. Aber ich werde die Augen offen halten.<
    Er spielt also den Helden und wird umgebracht. Und Sie wollen behaupten, Sie hätten keinen Verdacht gehabt.« »Es tut mir Leid.« »Davon wird er auch nicht wieder lebendig.«
    Nachdem sie weggegangen war, saß ich lange Zeit untätig herum. In gewisser Weise war ich an dem Tod des Mannes schuld. Er hatte meine Bitte ernst genommen. Über seine Bildschirme musste er den zweiundzwanzigsten Stock genau beobachtet und dabei bemerkt haben, wie jemand in Champs Wohnung eindrang. Er war diesem jemand gefolgt. Und was dann passiert war, wusste ich jetzt.
    Es stimmte, dass ich keinen Grund zu der Annahme gehabt hatte, jemand wolle sich Zutritt zu Champs Wohnung verschaffen; noch weniger hatte ich mit jemandem rechnen können,

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