Deadlock
der Nähe von Warshawski auf. Unverständlich, dass er ihn draußen auf dem Kai aus den Augen verloren hat. Vermutlich ist er bei Margolis gewesen.«
Ich erkundigte mich nach den Papieren, die Champ angeblich entwendet hatte. Sie wollten nicht mit der Sprache heraus, doch schließlich gelang es mir, in Erfahrung zu bringen, dass es zwischen Phillips und Champ einen fürchterlichen Krach wegen irgendwelcher Unterlagen gegeben hatte. Und dieser Phillips hatte meinen Vetter des Diebstahls bezichtigt? Nein, erwiderte einer der Männer, es war genau umgekehrt gewesen: Warshawski hatte Phillips bezichtigt. Allerdings gab es keinen einzigen Zeugen für diese Auseinandersetzung; das Ganze war nur ein Gerücht.
Das schien für den Augenblick alles zu sein. Ich ging noch einmal bei Margolis vorbei. Ja, Phillips hatte sich zu dem fraglichen Zeitpunkt bei ihm aufgehalten. Nach dem Ablegen der »Bertha Krupnik« hatte er ungeduldig nach Warshawski gefragt, war dann auf den Kai hinausgegangen, um ihn zu sich zu rufen - und da sah er ihn vor der Kaimauer im Wasser treiben. Man hatte Champ sofort herausgezogen und Wiederbelebungsversuche gemacht, aber er war bereits seit mindestens zwanzig Minuten tot.
»Wissen Sie etwas über das Wasser in den Laderäumen der >Lucella« Margolis zuckte die Achseln. »Ich glaube, sie haben den Täter erwischt. Die >Lucella< lag hier vor Anker und wartete auf ihre Ladung. Sie hatten gerade die Lukendeckel entfernt und waren im Begriff, die Ladung in den mittleren Laderaum einzubringen, als jemand Wasser darin entdeckte. Das Schiff musste aus dem Verkehr gezogen und der Laderaum gereinigt werden. Eine ganz schöne Schweinerei, denn zu dem Zeitpunkt hatten sie bereits zwanzigtausend Bushel geladen.«
»Mein Vetter hat mit Ihnen nicht darüber gesprochen?«
Margolis schüttelte den Kopf. »Viel Kontakt hatten wir nicht. Er erkundigte sich nach der Ladung, und manchmal unterhielten wir uns über die Chancen der Hawks, aber das war schon alles.«
Während unseres Gesprächs blickte er immer wieder zu den Silos hinüber - ich hielt ihn wohl von seiner Arbeit ab. Da mir keine weiteren Fragen einfielen, dankte ich ihm für seine Hilfe und ging ins Büro der Eudora hinüber. Die Empfangsdame schien sich noch undeutlich an meinen ersten Besuch zu erinnern. Sie lächelte mir zu. Ich half ihrem Gedächtnis nach, indem ich ihr meinen Namen nannte und hinzusetzte, dass ich gerne den Schreibtisch meines Vetters nach persönlichen Dokumenten durchgesehen hätte.
Zwischen zwei Telefonaten kümmerte sie sich um mich. »Aber natürlich. Wir alle hier mochten Mister Warshawski sehr. Wirklich zu schrecklich! Janet, seine Sekretärin, soll Sie abholen. Hoffentlich wollen Sie nicht Mister Phillips sprechen - er ist im Moment außer Haus ... «
Janet war ruhig, adrett gekleidet, benutzte kein Make-up und war gut und gern zwanzig Jahre älter als ich. Sie berichtete, dass sie auf der Beerdigung gewesen sei, und bedauerte, nicht mit mir gesprochen zu haben, aber man wisse ja, wie es auf Beerdigungen zuging. Sie führte mich in Champs Büro, ein enges Kabuff, dessen Wände in der oberen Hälfte aus Glas bestanden. Auch hier hingen die Karten der Großen Seen an den Wänden, doch anders als in MacKelvys Büro herrschte peinlichste Ordnung.
Ich blätterte einige Berichte durch, die auf dem Schreibtisch lagen. »Könnten Sie mir etwas über Champs Aufgabengebiet sagen?«
Janet stand noch unter der Tür. Ich deutete auf einen der Plastikstühle. Nach kurzem Zögern bat sie eine Kollegin im nächsten Zimmer, die für sie bestimmten Anrufe entgegenzunehmen. Dann nahm sie Platz. »Zunächst hat ihn Mister Argus aus reiner Sympathie angestellt. Aber nach einigen Monaten merkte jeder, dass Ihr Vetter ein kluges Köpfchen hatte. Deshalb sollte ihn Mister Phillips gründlich einarbeiten. Nach etwa einem Jahr sollte Ihr Vetter dann Bezirksleiter werden -vermutlich in Toledo, Ohio, wo der alte Mister Cagney bald in Pension gehen wird.«
Bekanntlich sind Sekretärinnen über die Vorgänge in ihrem Büro gut informiert. »War Mister Phillips bewusst, auf welche Aufgabe er Champ vorbereitete? Wie stand er dazu?«
»Schwer zu sagen, wie Mister Phillips zu irgendetwas steht. Trotzdem möchte ich behaupten, dass er froh war, Ihren Vetter ziemlich bald los zu sein.«
»Hatten sie Meinungsverschiedenheiten?«
»Ach wo! Aber Ihr Vetter war in mancher Hinsicht ein ungeduldiger Mensch. Vielleicht lag es daran, dass er Eishockeyspieler
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