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Deadlock

Deadlock

Titel: Deadlock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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beruhigt: Sie versprach, mir die Akten während Lois' Mittagspause zu beschaffen.
    Danach erkundigte ich mich, ob es im Büro jemanden gab, der mit Champ Streit hatte; oder - nachdem sich hier kein Anhaltspunkt ergab - ob er jemandem besonders nahe stand.
    »Geschäftlich hatte er meistens mit den Vertretern zu tun. Sie vermitteln sämtliche Geschäfte. Und natürlich mit Mister Quinchley, der die Verkaufszahlen per Computer an die Handelskammer weitergibt.«
    Sie nannte mir die Namen einiger Leute, die in Frage kamen. Dann setzte sie sich wieder an ihren Schreibtisch. Ich ging hinüber ins Maklerbüro. Vielleicht trieb ich Brimford oder Ashton auf, zwei Vertreter, mit denen Champ eng zusammengearbeitet hatte. Da beide gerade am Telefon hingen, sah ich mich ein bisschen um. Verstohlene Blicke folgten mir. Ungefähr ein halbes Dutzend Stenotypistinnen erledigte die Korrespondenz, fakturierte, fertigte Verträge aus und so weiter und so weiter. An der Fensterfront gab es noch eine Anzahl ähnlicher Büroverschläge wie den von Champ. In einem saß ein Mann vor dem Computer; es war Quinchley bei seiner anstrengenden Kommunikation mit der Handelskammer.
    Phillips' Büro war ein Eckzimmer. Seine Sekretärin, eine Frau in meinem Alter, die immer noch die Haare toupiert trug, nahm gerade Janet ins Gebet. Was hatte denn Warshawskis Cousine hier zu suchen? Ich grinste in mich hinein.
    Ashton legte den Hörer auf. Als er wieder wählen wollte, fragte ich ihn einfach, ob ich ihn kurz sprechen könne. Ashton, ein untersetzter Endvierziger, begleitete mich gutmütig in Champs Kabuff. Wieder stellte ich mich vor und erklärte, dass ich mich gern über Champs Arbeitsbereich informieren würde, um herauszufinden, ob er jemandem in der Firma in die Quere gekommen war. Ashton war freundlich, wollte sich aber nicht klar äußern. Zumindest nicht mir gegenüber - einer Unbekannten. Im Großen und Ganzen stimmte seine Beschreibung der Tätigkeit meines Vetters mit der Janets überein. Er hatte Champ gemocht, weil er etwas frischen Wind ins Büro brachte und weil er intelligent war. Und er hatte nicht versucht, seine Beziehungen zu Argus auszunutzen. Ob es Meinungsverschiedenheiten gegeben habe? Nun, seines Wissens nicht, doch da würde mir Phillips Auskunft geben können. Das Verhältnis zwischen Champ und Phillips? Auch hier müsste ich mich an Phillips wenden. Mehr war nicht aus ihm herauszuholen.
    Brimford, der andere Typ, war inzwischen schon gegangen. Wahrscheinlich hätte er mir ohnehin nicht weiterhelfen können. Beim Inspizieren der drei systematisch geordneten Schubladen wurde mir bald klar, dass Champ hier ein Dutzend verräterischer Unterlagen verborgen haben konnte, ohne dass sie mir überhaupt auffallen würden. Es gab Listen von Getreidelieferanten der Eudora, Listen der Frachtschifffahrtsgesellschaften, der Eisenbahntransportgesellschaften und ihrer Subunternehmer, Frachtbriefe, chronologisch geordnete Frachtlisten, ältere Ausgaben der »Getreide-Nachrichten«, Wetterberichte ... Die sauber beschrifteten Akten waren nach Sachgebieten getrennt; sie verrieten mir allerdings nur, dass sich Champ intensiv mit einem äußerst komplizierten Arbeitsbereich befasst hatte.
    Ich machte die Schubladen wieder zu und kramte ein wenig in den Sachen auf dem Schreibtisch herum; dabei stieß ich auf verschiedene Notizblöcke mit Aufzeichnungen in Champs sorgfältiger Handschrift. Der Anblick brachte mich beinahe zum Weinen. Champ plante stets alles bis ins Kleinste. Vielleicht konnte er deshalb so wild auf dem Eis herumtoben - weil er wusste, das sein Leben in so wohl geordneten Bahnen verlief. Sein Terminkalender enthielt zahlreiche Eintragungen. Ich schrieb mir die Namen seiner Gesprächspartner während der letzten Wochen heraus und stellte fest, dass er sich mit Paige am Samstag und am Montagabend getroffen hatte. Für Dienstag, den 27. April, war John Bemis eingetragen, außerdem auch Argus, hinter diesem Namen stand allerdings ein Fragezeichen. Er wollte sich mit Bemis auf der »Lucella« unterhalten; hatte er vorgehabt - je nach Gesprächsverlauf -anschließend Argus anzurufen? Interessant.
    Als ich weiterblätterte, fiel mir auf, dass er einige Daten umrandet hatte. Ich ging die Seiten nochmals systematisch durch. Fehlanzeige im Januar, Februar und im März, doch im April waren drei Daten eingekreist: der 23., der 16. und der 5. In den Jahresübersichten 1981 bis 1983 auf der ersten Seite hatte er 1981 dreiundzwanzig Daten

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