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Deadlock

Deadlock

Titel: Deadlock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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Kopf. Als sich dein Auto überschlug, ist dein Dickschädel gegen die Wagentür geknallt. Sechs Stunden warst du bewusstlos. Ich verbiete dir jedes Risiko.«
    Ich setzte mich aufs Bett. »Lotty, du weißt doch, mit wie vielen Leuten ich reden muss. Und die >Lucella< läuft um sieben aus. Wenn ich nicht bald eine Verbindung kriege, ist sie weg!«
    »Es ist leider schon nach sieben ... Ich bringe dir jetzt dein Telefon wieder, dann kannst du dich nach Herzenslust austoben. Doch nun mal im Ernst, Vic: Selbst bei deiner Konstitution muss die Schulter noch zwei Tage Ruhe haben. Also komm.«
    Tränen der Enttäuschung brannten in meinen Augen. Mein Kopf hämmerte. Ich legte mich aufs Bett und überließ es Lotty, mich auszuziehen und meinen Arm wieder an den Flaschenzug zu binden. Widerstrebend musste ich mir eingestehen, dass ich froh war, wieder liegen zu können. Lotty ging hinüber ins Schwesternzimmer und kehrte mit dem Telefon zurück. Als sie sah, wie ungeschickt ich mich anstellte, nahm sie mir den Hörer aus der Hand und wählte für mich. Die »Lucella« war bereits ausgelaufen.

12
    Bettgespräche
    Am folgenden Tag konnte ich mich vor Besuchern kaum retten. Charles McCormick, Sergeant bei der Verkehrspolizei, kam mit dem Unfallbericht vorbei und fragte nach meiner Version des Geschehens. Ich erzählte ihm alles, was ich wusste. Wie ich vermutet hatte, war der Sattelschlepper beim Ausweichen auf die linke Fahrspur auf einen PKW geprallt. Der Fahrer der Limousine war durch die Windschutzscheibe geschleudert worden und war tot, die zwei Beifahrer befanden sich in kritischem Zustand; einer von ihnen hatte Wirbelsäulenverletzungen. Mein Entsetzen und meine Schuldgefühle waren mir offenbar vom Gesicht abzulesen, denn er versuchte, mich zu beruhigen.
    »Sie hatten die Sicherheitsgurte nicht angelegt. Vielleicht wäre es dann nicht ganz so schlimm gekommen. Ihnen haben die Gurte zweifellos das Leben gerettet. Den LKW-Fahrer haben wir wegen rücksichtslosen Fahrens und fahrlässiger Tötung verhaftet. Er selbst hat natürlich keine Schramme abgekriegt.« »Ist mein Wagen untersucht worden?«
    Er sah mich merkwürdig an. »Jemand hat die Bremsflüssigkeit auslaufen lassen und an der Lenkung herumgebastelt.«
    »Aber wieso konnte ich dann vor der Ampel an der Hundertdreißigsten bremsen?«
    »Wenn Sie sanft auf die Bremse getreten sind, reichte die in den Schläuchen noch vorhandene Flüssigkeit aus. Bei einer Vollbremsung dagegen ... Ja, wer hätte Ihnen so etwas antun können? Wo war Ihr Wagen geparkt?«
    Ich sagte es ihm. Kopfschüttelnd bemerkte er: »Es gibt 'ne Menge Rowdys da unten am Hafen. Sie können von Glück sagen, dass Sie alles lebend überstanden haben.«
    »Für den Parkwächter auf dem Tri-State-Gelände dürfte es schwer sein, sich da herauszuwinden. Vielleicht schicken Sie mal jemanden vorbei und stellen fest, ob er etwas bemerkt hat.«
    McCormick sagte, er werde es sich überlegen. Nach ein paar weiteren Fragen zog er ab.
    Ein riesiger Frühlingsstrauß wurde hereingebracht. Auf der Begleitkarte stand:
    Vic, tut mir Leid zu hören, dass Sie einen Unfall hatten. Werden Sie schnell wieder gesund.
    Paige
    Richtig nett. Von Bobby Mallorys Frau kam eine Grünpflanze, und Murray Ryerson erschien höchstpersönlich - mit einem Kaktus. Das war sein Sinn für Humor. »Vic! Du musst ja neun Leben haben - zäh wie eine Katze! Kein Mensch außer dir wird von einem Sattelschlepper überfahren und kann hinterher noch davon erzählen.«
    Murray ist ein Hüne mit rötlichem Lockenhaar. Seine volltönende Stimme und seine kräftigen breiten Schultern ließen das Krankenzimmer auf die halbe Größe zusammenschrumpfen.
    »Hallo, Murray. Du liest anscheinend zu viele Revolverblätter. Der Sattelschlepper hat mich nicht überfahren. Er ist mir ausgewichen und hat einen anderen armen Kerl erwischt.«
    Er zog einen Stuhl an mein Bett und setzte sich rittlings darauf. »Wie ist es passiert?«
    »Ist das ein Interview oder ein Krankenbesuch?«, fragte ich schnippisch. »Wie wär's mit einem Interview im Austausch gegen Material über Paige? Oder interessiert dich das im Augenblick nicht?« Meine Stimmung verbesserte sich gewaltig. »Was hast du herausgefunden?« »Miss Carrington ist ein viel beschäftigtes Mädchen - Verzeihung, ich meine natürlich, eine viel beschäftigte junge Dame. Sie hat nur eine ältere Schwester. Im Alter von fünfzehn Jahren bekam sie ein Stipendium für das American Ballet Theater, genügte aber

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