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Deadlock

Deadlock

Titel: Deadlock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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Eis und Gläser aus einer Bar, die in die Teakholzverkleidung eingebaut war. Ich wählte Sherry. Grafalk wandte mir immer noch den Rücken zu. »Wenn Sie mir nicht nachspioniert haben, dann sicher Clayton. Was haben Sie herausgefunden?«, fragte er.
    »Mal sehen. Sie wollen von mir wissen, was ich von Jeannine halte und was ich über Clayton herausgefunden habe. Wenn ich Scheidungsexpertin wäre, würde ich Sie jetzt im Verdacht haben, dass Sie mit Jeannine schlafen und sich fragen, ob Phillips Bescheid weiß. Nur dass Sie mir nicht wie ein Mann vorkommen, den es besonders interessiert, was Ehemänner denken, mit deren Frauen Sie sich amüsieren.«
    Grafalk warf seinen Haarschopf zurück und lachte schallend. Er brachte mir ein tulpenförmiges geschliffenes Glas mit einem strohgelben Getränk und ließ sich in einem chintzbezogenen Sessel mir gegenüber nieder. Ich nahm einen kleinen Schluck. Der Sherry schmeichelte meinem Gaumen wie flüssiges Gold, und ich wünschte, ich hätte mich doch für Whisky entschieden. Whisky bei einem Millionär war bestimmt ein einmaliges Erlebnis. »Anscheinend drücke ich mich nicht klar genug aus, Miss Warshawski. Mir ist bekannt, dass Sie im Hafen Erkundigungen eingezogen haben. Wenn ich Ihnen nun hier draußen begegne, komme ich zu dem Schluss, dass Ihnen etwas Bestimmtes über Phillips zu Ohren gekommen ist. Wir transportieren eine Menge Getreide für die Eudora, und ich wüsste gern, ob mit ihrer Chicagoer Niederlassung etwas nicht in Ordnung ist, was auch mich betrifft.« Ich nahm nochmals einen kleinen Schluck Sherry und stellte das Glas auf dem Keramiktischchen zu meiner Rechten ab. Der Fußboden bestand aus handgemalten italienischen Fliesen, und die Tischplatte trug das gleiche Dekor. »Sollte es derartige Probleme geben, so müssen Sie sich an David Argus wenden. Ich bin ausschließlich daran interessiert, zu erfahren, wer mich am Donnerstagabend umbringen wollte.«
    »Sie umbringen?« Grafalks buschige Augenbrauen schnellten in die Höhe. »Sie kommen mir zwar nicht gerade hysterisch vor, aber das ist schon eine reichlich aberwitzige Unterstellung.«
    »Letzten Donnerstag hat jemand dafür gesorgt, dass meine Bremsen und die Lenkung nicht mehr funktioniert haben. Nur durch einen glücklichen Zufall bin ich mit dem Leben davongekommen.«
    Grafalk leerte sein Glas; sein Getränk sah nach einem Martini aus. Der typische traditionsbewusste Geschäftsmann, für den Selters oder Weißwein nicht in Frage kam. »Haben Sie einen triftigen Grund anzunehmen, dass Clayton es getan haben könnte?«
    »Zumindest hatte er Gelegenheit dazu. Aber kein Motiv. Genauso wenig wie Sie oder Martin Bledsoe oder Mike Sheridan.«
    Auf dem Weg zur Bar blieb Grafalk stehen und sah mich an. »Die verdächtigen Sie auch? Sind Sie denn sicher, dass der Wagen unten im Hafen - äh - beschädigt wurde? Warum sollten es nicht irgendwelche Rowdys gewesen sein?«
    »Wäre möglich - obwohl ich nicht daran glaube. Sicher kann jeder mit etwas Geschick die Bremsflüssigkeit ablassen. Aber zeigen Sie mir mal die Rowdys, die mit einem Spezialschraubenschlüssel und einem Schneidbrenner herumrennen und auf einen Wagen warten, den sie sich vornehmen können. Solche Typen schlitzen viel eher Reifen auf, oder sie klauen Radkappen und zerschlagen die Windschutzscheiben, schlimmstenfalls alles auf einmal.«
    Grafalk schenkte mir nach. Sich selbst mixte er einen Martini. Dann nahm er wieder Platz. Er wirkte nachdenklich. »Kennen Sie Martin Bledsoe näher?«
    Ich erstarrte. »Wir sind uns ein paar Mal begegnet.«
    »Hat er Ihnen beim Essen am Donnerstag nichts über seinen Werdegang erzählt?«
    Ich stellte das teure Glas mit einer heftigen Bewegung auf das Keramiktischchen. »Wer bespitzelt hier wen, Mister Grafalk?«, fragte ich scharf. Wieder lachte er. »Der Hafen ist eine kleine Welt für sich, Miss Warshawski, und wenn es um einen Reeder geht, verbreitet sich der Klatsch wie ein Lauffeuer. Martin hat seit dem Tod seiner Frau vor sechs Jahren kein weibliches Wesen mehr zum Essen eingeladen. Jeder hat darüber geredet, genau wie über Ihren Unfall. Ich wusste, dass Sie im Krankenhaus waren, aber ich wusste nicht, warum.«
    »Der >Herald-Star< brachte die Story auf der Titelseite, mit einem Foto von meinem armen, übel zugerichteten Wagen und dem ganzen Drum und Dran ... Bei dem Tratsch über Bledsoe handelt es sich anscheinend um ganz alte Geschichten. Kein Mensch hat auch nur andeutungsweise verlauten lassen, dass

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