Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Deadlock

Deadlock

Titel: Deadlock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
Vom Netzwerk:
Zusammenstoß zu vermeiden. Der andere Wagen - ein Ferrari - hielt mit quietschenden Bremsen hinter den gemauerten Säulen der Toreinfahrt.
    Bevor ich verschwinden konnte, kam Niels Grafalk auf meinen Chevette zugelaufen. Ihn durfte ich kaum mit einer Story über Meinungsforschung zum Narren halten. Dass er sich ärgerte, war unübersehbar.
    »Was, zum Teufel, ist denn in Sie gefahren?«, donnerte er los.
    »Das Gleiche möchte ich Sie fragen. Sie haben wohl keinen Blinker?«
    »Was haben Sie überhaupt vor meinem Haus zu suchen? Ach, sieh mal an – Miss Detektiv. Wollten Sie mich oder meine Frau in einer verfänglichen Lage überraschen?«
    »Ich habe nur die Aussicht genossen. Dass ich für einen Ausflug in die nördlichen Vororte eine Lebensversicherung brauche, wusste ich leider nicht.« Ich machte einen erneuten Versuch, zu starten, doch er packte mich durchs Wagenfenster am linken Arm, direkt unterhalb meiner verletzten Schulter. Ich zuckte vor Schmerzen zusammen.
    »Stimmt, Sie befassen sich ja gar nicht mit Scheidungen.« In seinen dunkelblauen Augen spiegelten sich die unterschiedlichsten Emotionen. Beinahe gegen meinen Willen stieg ich aus, förmlich gezogen von der Kraft seiner Energie. Jetzt wusste ich, was es hieß, magnetische Kräfte zu besitzen. »Ihre Frau ist soeben weggefahren.«
    »Weiß ich. Ich bin ihr auf der Straße begegnet. Und nun sagen Sie mir endlich, weshalb Sie hier herumschnüffeln.«
    »Großes Ehrenwort, Mister Grafalk - ich habe nicht geschnüffelt. Wenn ich das wollte, stünde ich bestimmt nicht wie ein Ausrufezeichen vor Ihrer Haustür herum.«
    Seine Gereiztheit ließ nach; er lachte mich aus seinen blauen Augen an. »Was dann?«
    »Ich bin zufällig hier vorbeigekommen. Jemand hat mir erzählt, dass Sie hier wohnen. Ich war einfach neugierig. Ist ja auch sehenswert.« »Clayton haben Sie aber nicht angetroffen, oder?«
    »Clayton? Ach, Sie meinen Clayton Phillips. Nein, der ist doch sicher am Montagnachmittag in seiner Firma.« Er konnte leicht nachprüfen, dass ich den Phillips einen Besuch abgestattet hatte - wenn auch unter falschem Namen. »Sie haben also mit Jeannine gesprochen. Was halten Sie von ihr?« »Wollen Sie sie etwa einstellen?«
    »Wie bitte?« Sein Blick war zunächst verständnislos, dann leicht amüsiert. »Wie wär's mit einem Drink? Oder trinken Privatdetektive nicht im Dienst?« Ich sah auf die Uhr. Es war beinahe halb fünf. »Lassen Sie mich nur rasch den Chevette aus der Gefahrenzone bringen. Er gehört mir nämlich nicht.« Grafalks Ärger war verflogen, oder zumindest versteckte er seine Missstimmung hinter jener Weitläufigkeit, die ich bereits unten am Hafen kennen gelernt hatte. Er stand an eine der Säulen gelehnt, während ich den Wagen auf den grasbewachsenen Seitenstreifen manövrierte. Als er mich zum Haus führte, legte er mir den Arm um die Schulter. Behutsam entwand ich mich seinem Griff. Das Wohnhaus, aus den gleichen Ziegeln erbaut wie die Einfahrtssäulen, lag ungefähr zweihundert Meter von der Straße entfernt. Die Vorderfront war zum größten Teil hinter Bäumen verborgen, sodass man sich zunächst noch keinen Begriff von seiner Größe machen konnte.
    Die Rasenflächen waren von üppigem Grün - in einer Woche war wohl der erste Schnitt fällig. An den Bäumen kamen eben die Blätter heraus, Tulpen und Narzissen setzten an den Hausecken leuchtende Farbtupfer. Ich beglückwünschte Grafalk zu seinem Besitz. »Mein Vater hat das Haus in den zwanziger Jahren gebaut. Es ist etwas aufwendiger als heute üblich, aber meiner Frau gefällt es so, deshalb habe ich es nie verändern lassen.«
    Wir betraten das Haus durch einen Seiteneingang und gingen in eine rundum verglaste Veranda mit Blick auf den See. Der Rasen fiel steil zu einem Sandstrand mit einer Strandhütte und einigen Sonnenschirmen ab. Etwa dreißig Meter vor dem Strand lag ein Floß.
    »Haben Sie denn Ihr Boot nicht hier draußen?«
    Grafalk lachte herablassend. »Die Strände sind hier äußerst flach. Boote mit mehr als ein Meter zwanzig Tiefgang lassen sich in Ufernähe nicht halten.« »Dann gibt es wohl in Lake Bluff einen Hafen?«
    »Der nächste Anlaufhafen wäre in Waukegan, aber der ist total verschmutzt. Nein, der Kommandant der Marineschule der Großen Seen, Konteradmiral Jergensen, ist ein Freund von mir. Mein Boot liegt dort vor Anker.« Sehr praktisch. Die Marineschule grenzte im Norden an Lake Bluff. Ich hatte auf einem Rattansofa Platz genommen. Grafalk holte

Weitere Kostenlose Bücher