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Deadlock

Deadlock

Titel: Deadlock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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Brathähnchen mit Broccoli berichtete ich Sheridan von meinem Unfall. Der Chefingenieur gab zu, dass er die verschiedensten Schneidbrenner an Bord hatte und natürlich Schraubenschlüssel in allen möglichen Größen. »Wenn Sie mich aber fragen, ob von den Werkzeugen letzten Donnerstag eines benutzt wurde, so muss ich passen. Werkzeuge halten wir nicht unter Verschluss.« Er bestrich ein Brötchen mit Butter und biss herzhaft hinein. »Auf See haben immer acht Leute Maschinendienst, und sie müssen alle schnell an die Werkzeuge herankommen. Bisher hat es noch nie Probleme gegeben, und ich sehe keine Veranlassung, etwas an der Regelung zu ändern.«
    An Bord herrschte Alkoholverbot, deshalb trank ich Kaffee zum Essen. Zur Geschmacksverbesserung musste ich der dünnen Brühe eine Menge Sahne hinzufügen.
    »Hätte ein Fremder unbemerkt an Bord kommen können?«
    Sheridan überlegte. »Unter Umständen«, meinte er widerstrebend. »Wir sind hier nicht bei der Marine, wo stets jemand Wache schieben muss. Wenn wir in einem Hafen liegen, braucht niemand auf dem Schiff zu bleiben, und die Matrosen kommen und gehen, wie's ihnen beliebt. Theoretisch könnte jeder zum Maschinenraum gehen - vorausgesetzt, er weiß, wo die Werkzeuge sind. Allerdings müsste er schon das Glück haben, dass ihn keiner überrascht... Jedenfalls kommt mir diese Möglichkeit immer noch wahrscheinlicher vor, als dass es einer von meinen Leuten getan haben sollte.«
    »Wäre das denn möglich gewesen?«
    Möglich ja, natürlich - aber warum? Ich gab zu bedenken, dass irgendjemand -zum Beispiel Phillips - ein Mannschaftsmitglied für dieses schmutzige Geschäft angeheuert haben konnte. Bledsoe und Sheridan diskutierten über diesen Punkt sehr lebhaft. Beide waren überzeugt, ihr einziges schwarzes Schaf losgeworden zu sein, als sie den Mann rauswarfen, der die Frachträume geflutet hatte. »Ich weiß, ich kann mich täuschen«, gab Sheridan zu. »Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass einer meiner Jungs absichtlich einen Wagen präpariert.« Wir unterhielten uns noch lange, nachdem einer der Jungköche den Tisch abgeräumt hatte. Schließlich empfahl sich der Chefingenieur; er wollte zurück in den Maschinenraum. Er sagte, ich könne die übrigen Ingenieure befragen und die vier Heizer, aber er verspreche sich nicht viel davon.
    Als er schon unter der Tür war, fragte ich beiläufig: »Waren Sie in jener Nacht im Maschinenraum?«
    Er wandte sich um und sah mir gerade in die Augen. »Ja. Und Yalmouth, mein leitender Ingenieur, war ebenfalls unten. Wir haben die Hydraulik überprüft, weil wir am nächsten Tag auslaufen wollten.« »Und Sie waren den ganzen Abend niemals allein?«
    »Jedenfalls nicht lange genug, um an einem Wagen herumzumurksen.« Damit verließ er den Raum.
    »Zufrieden, Vic? Ist Pole Star in Ihren Augen jetzt sauber?«, fragte Bledsoe. Irritiert zuckte ich die Achseln. »Sieht so aus. Nachdem ich nicht jeden Einzelnen nach seinem Alibi für Donnerstagabend befragen kann, bleibt mir nichts anderes übrig, als auf diese Weise etwas zu erfahren.« Mir fiel etwas ein. »Sie hatten doch in jener Nacht Wachen an Bord. Vielleicht kann mir Bemis die Namen nennen? Ihnen müsste doch aufgefallen sein, wenn sich jemand an Bord herumgetrieben hätte, der Werkzeug dabeihatte.« Der Übeltäter könnte der Wache vorgeschwindelt haben, dass er zur Besatzung gehörte - was vermutlich nicht allzu schwer war. Der Wachtposten würde sich aber hundertprozentig erinnern, falls jemand mit Schneidbrenner und Spezialschlüssel das Schiff verlassen hatte. Wenn natürlich Bledsoe hinter der ganzen Sache steckte, hatte er die Wachen höchstwahrscheinlich gekauft. Ich trank ein Schlückchen von meinem kalten Kaffee und sah Bledsoe über den Tassenrand an. »Die Wurzel allen Übels ist Geld - beträchtliche Summen. Es hängt mit den Frachtverträgen der Eudora zusammen - aber nur teilweise.« Bledsoe stimmte zu. »Klar. Im Frachtgeschäft geht es immer um Riesensummen, und außerdem sind noch die Gelder zu berücksichtigen, die ich für die Finanzierung der >Lucella< auftreiben musste. Vielleicht habe ich das Geld bei Niels unterschlagen, kurz bevor ich seine Firma verließ.«
    »Könnte sein. Und falls er Sie im Verdacht hatte, es aber nicht beweisen konnte, will er mich unter Umständen auf diese Möglichkeit hinweisen.«
    »Das leuchtet mir ein«, sagte er lächelnd. »Sie sollten sich auch um meine Finanzen kümmern, nicht nur um die von Phillips. Meine

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