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Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Titel: Deadwood - Dexter, P: Deadwood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Dexter
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sich im Wagen langsam ein säuerlicher Geruch aus. Was Gerüche anging, hasste Charley das mehr als alles andere, bis hin zu verdorbenem Fisch.
    Nachdem er den Jungen gefüttert hatte, wusch er ihn und wechselte die Bettwäsche. Beim ersten Mal war dort, wo sein Hinterteil lag, ein Blutfleck gewesen, aber danach nicht mehr. Er nahm die dreckigen Laken und den Rest dreckiger Wäsche, brachte alles zu einer Wäscherei in Chinatown und nahm die sauberen Sachen wieder mit.
    Im Viertel der Chinesen ließ er sich immer Zeit. Ihre Küche, die Sprache und ihre Art zu leben interessierten ihn. Eines Tages sah er das Mädchen, das der chinesische Hurentreiber in seinem Wagen versteckt hatte, und am nächsten Tag sah er ihr Foto an der Tür eines Theaters. Ihr Name war China Doll.
    Wann immer Charley in Chinatown war, ging er hinterher ins Badehaus. Er badete dadurch später als gewöhnlich, aber es ergab ja keinen Sinn, erst ein Bad zu nehmen und dann erst nach Chinatown zu gehen. Manchmal saß er in der Badewanne und redete mit dem Flaschenfreund, manchmal nicht. Es war seltsam mit dem Schwachkopf. Man konnte erzählen, was man wollte, ohne dass er begriff, was man meinte. Aber dann wiederholte er manchmal jedes Wort, das man am Tag zuvor gesagt hatte.
    »Es hört sich falsch an«, sagte der Schwachkopf eines Morgens zu ihm, »dass der Junge sich zwischen Sie und Ihr Leben stellt, aber so ist es. Mitgefangen, mitgehangen.«
    Charley gab ihm einen Dollar und sagte: »Vergiss, was du gehört hast, Flaschenmann.«
    »Was?« fragte der Schwachkopf.
    Am Nachmittag kümmerte sich Charley um seine Geschäfte. Er verbrachte zwei Tage im Büro des Katasteramtes und ging die Goldsucher-Claims durch. Er hatte in Colorado Claims gekauft und verkauft, aber das gefiel ihm nicht. Wenn man wissen wollte, wie ein Mensch war, brauchte man ihn nur auf einen Goldclaim zu setzen. Charley hatte ganz normale Leute gesehen, die ihre Brüder und Väter betrogen, ihre Frauen misshandelten und ihre Kinder verließen, nur um in die Nähe von Gold zu kommen. Meistens handelten sie in der Annahme, sie würden als reiche Leute zurückkehren und alles wieder richten. Sie glaubten auch, Gold könnte alle Wunden heilen.
    Und unter hundert gab es nicht einen, der daran zweifelte, dass er damit umgehen konnte. Die größten Idioten der Hills, von der Sorte, die nicht mal neue Schuhe kaufen konnte, ohne dass der eigene Hund sie vollpisste, alle waren sie überzeugt, mit Geld umgehen zu können.
    Es war damals ganz einfach, den Leuten beim Handeln mit Claims alles Geld abzunehmen, das sie besaßen. Aber das Gefühl dabei ähnelte dem, das ihn manchmal in dem Moment beschlich, wenn ein Bär morgens aus seiner Höhle kam und er gut zehn Meter entfernt mit einem Zündnadelgewehr auf einem Baum saß und auf ihn wartete. Es fühlte sich immer so an, als sei es zu früh.
    Natürlich hatte man es beim Handel mit Claims nicht mit Indianern zu tun, die einem den Arsch wegballerten, während man im Baum saß und wartete.
    Charley schaute die Claims durch und ließ es sein. Er verstand auch etwas von anderen Geschäften, dem Transport von Personen und Gütern. Und wenn es hart auf hart kam, konnte er immer noch von der Jagd leben. Auf Banken in Colorado hatte er etwas über 30.000 Dollar, also bestand kein Grund zur Eile. Geld war ihm immer zugeflossen, als stünde er hügelabwärts.
    Am Ende der Woche hatte er sich entschieden, einen Pony-Express von Fort Laramie in die Hills zu betreiben. Eine richtige Transportlinie wäre zu aufwendig, und Charley war noch nicht vertraut genug mit der Gegend. Er war schon einmal Partner in einer solchen Linie gewesen. Es bedeutete sehr viel mehr als nur Maultiere und Planwagen zu besitzen.
    Auch die Finanzierung war keine leichte Angelegenheit. Teams mit zwei Maultieren oder amerikanischen Pferden kosteten jeweils dreihundert Dollar, halb wilde Pferde kosteten achtzig Dollar und Packesel sechzig, wenn man denn welche bekam. Charley wusste noch nicht, was er mit seinen eigenen machen sollte, aber er war froh, sie zu haben. Dann war da noch das Futter für die Tiere, die Hufeisen und das Werkzeug für den Hufschmied, Waffen, Munition, Schaufeln und Äxte. Hafer kostete einen Dollar vierzig der Zentner, Heuballen fünfundzwanzig Dollar die Tonne. Und auch die Fahrer aßen manchmal etwas.
    Und manchmal klauten sie auch, aber häufiger noch machten sie die Ladung leichter, indem sie einfach was wegwarfen. Charleys Erfahrung im

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