Dear Germany - Dear Germany - Life without a top sheet
haben sie Namen wie Auf der Hasenpfefferkaule oder Marienforster Steinweg . Außerdemwimmelt es geradezu von Durchfahrts- und Abbiegeverboten. Dafür gibt es kaum Wendemöglichkeiten, wenn man sich mal verfahren hat.
Die zweite Erfahrung: Ist man erst einmal irgendwo angekommen, heißt das noch lange nicht, dass die Fahrt schon zu Ende ist. Denn dann geht die Sucherei nach einem Parkplatz los. Die erste Schwierigkeit liegt darin, einen Parkplatz als solchen überhaupt zu identifizieren. Wahrscheinlich ist dafür ein besonderes Gen erforderlich, das ausschließlich bei Deutschen vorhanden ist. Halb auf dem Bürgersteig und halb auf der Straße zu stehen, zum Beispiel, ist in Amerika unbekannt, unerlaubt und unnötig. Wir haben einfach mehr Platz für richtige Parkplätze und brauchen keine halben Sachen. Dann wären da noch die Anwohnerparkplätze. Woher soll man als Ausländer überhaupt wissen, was so ein Anwohnerparkplatz ist? Nicht selten fahre ich mehrfach im Kreis in einem Viertel herum, weil ich einfach nicht sicher bin, ob die freien Plätze wirklich auch für mich frei sind. Von den Leuten, die in zweiter Reihe parken und damit den Verkehrsfluss behindern, möchte ich erst gar nicht reden …
Die dritte Erfahrung: Es gibt in Großstädten zwar Parkhäuser, aber die wurden offenbar alle nach Plänen der frühen Fünfzigerjahre gebaut, als das Durchschnittsauto ein VW Käfer war. Wie oft habe ich mir gewünscht, einen Smart zu besitzen, um endlich ohne große Kurbelei in ein Parkhaus rein- und auch sicher wieder rauszukommen. Dabei fahre ich noch nicht mal einen Mini-Van, sondern ein Durchschnittsauto. Es muss sich ebenfalls um eine genetische Veranlagung handeln, dass die Deutschen sich, ohne zu klagen, mit Parkbuchten zufriedengeben, die meiner Meinung nach gerade mal Platz für zwei Fahrräder bieten.
Ein größeres organisatorisches Problem stellt die Vorweihnachtszeit dar. In diesen Tagen vermisse ich die amerikanischen Einkaufszentren mit ihren Parkplätzen und ihrem umfassenden Sortiment am allermeisten. Minimale Schlepperei, minimale Entfernungen. Ich werde nie vergessen, dass ich einmal den Fehler machte, zu Weihnachten in einer mittelgroßen deutschen Stadt Koffer für die ganze Familie zu kaufen. Um vom Geschäft zum Parkhaus zu gelangen, in dem mein Wagen stand, musste ich durch die gesamte Innenstadt. Die Koffer hatten zwar Rollen, aber ich konnte sie ja schlecht durch den Straßendreck ziehen. Dann hätte es an Weihnachten schließlich so ausgesehen, als würde ich gebrauchte Koffer verschenken. Also trug ich sie tapfer in der Hand und achtete sorgfältig darauf, jede Berührung des Bodens zu vermeiden. Das war wie früher in den Siebzigern, als man auf den Flughäfen sein Gepäck noch schleppen musste. Maximale Entfernung, maximale Schlepperei. Nie wieder!
Angesichts der Parkplatzproblematik liebäugle ich seit einiger Zeit damit, mir einen kleineren Wagen zuzulegen. Ich stand sogar schon kurz davor, dieses Vorhaben in die Tat umzusetzen, aber immer wenn Besuch aus den USA kommt, sagt man mir, was für ein niedliches kleines Auto ich doch habe. Dabei fahre ich einen Mittelklassewagen. Aber da in Amerika alles größer und breiter ist und dort kein Mangel an großen Parkplätzen herrscht, erscheint mein geliebtes Auto in den Augen meiner Landsleute klein. Wenn ich erwähne, dass ich auf ein noch kleineres Auto umsteigen möchte, ernte ich nur verständnislose Blicke: »Noch kleiner? Geht das denn?« Offenkundig hat noch keiner von ihnen die fahrbaren Untersätze in Rom gesehen. Verglichen damit wirkt selbst der Smart wie ein Riese.
Aber nicht nur die deutschen Städte, sondern auch die Autobahnen erschienen mir sehr gewöhnungsbedürftig. Ich war an das amerikanische Highwaysystem gewöhnt, das sich an den vier Himmelsrichtungen orientiert, und daher kam mir die Beschilderung auf deutschen Autobahnen in meinen Augen zunächst ziemlich unlogisch vor. Hier richtet man sich nämlich nach Städtenamen. Das ist allerdings nur bedingt hilfreich. Wie soll ich denn wissen, ob die berühmte Metropole Olpe, die mir auf der A4 ständig als Fernziel angeboten wird, im Osten oder Westen von Köln liegt (Ihr lieben Olper, sorry, aber auch nach fünfzehn Jahren habe ich nicht herausgefunden, wo sich Eure sicher hübsche Stadt befindet!) – wenn ich doch einfach nur vom Kölner Westkreuz zum Kölner Ostkreuz will. Da es mir bei bewölktem Himmel auch nicht möglich ist, mich nach dem Sonnenstand zu
Weitere Kostenlose Bücher