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Deathbook (German Edition)

Deathbook (German Edition)

Titel: Deathbook (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
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sofort geflüchtet, sondern hatte Ann-Christin noch einen Moment angestarrt. Dann war er einfach gegangen. Nicht gerannt, sondern gegangen, so als könne niemand auf der Welt ihm etwas anhaben.
    Er war ein großer, kräftiger Mann, und die Art, wie er sich bewegte, kam Ann-Christin bekannt vor. Sie hatten sich aus zwei Meter Entfernung angeschaut, und doch hatte Ann-Christin kaum etwas gesehen. Er hatte seine Kapuze tief ins Gesicht gezogen. Und darunter war kein Gesicht, sondern die Maske. Diese furchterregend emotionslose schwarze Maske mit den roten Fäden vor den Augen. Nur für den Bruchteil einer Sekunde hatte sie hinter den Fäden Augen aufblitzen sehen.
    Auch seine Augen waren ihr bekannt vorgekommen. Sie wusste nur nicht, woher. Ihr fiel ein Lehrer ihrer ehemaligen Schule ein, aber wahrscheinlich nur, weil er ebenfalls groß und kräftig gewesen war.
    Ann-Christin presste sich eine Hand an die Seite und ging weiter. Die Seitenstiche hielten an. Nur langsam näherte sie sich ihrem Haus. Von der Gartenpforte aus beobachtete sie es eine Weile.
    Er wusste, wo sie wohnte. Würde er sie drinnen erwarten?
    Weil sie es nicht wagte, die Polizei anzurufen, ging Ann-Christin zu ihren Nachbarn hinüber und klingelte bei Familie Böse. Sie hatte sie als freundliche Menschen in Erinnerung, die nie ein schlechtes Wort über Mama und sie verloren hatten. Herr Böse öffnete. Er trug einen blauen Jogginganzug und wirkte ein wenig verschlafen. Sie erklärte ihm, dass sie gerade von ihrer ersten Spätschicht nach der Beerdigung zurückkehrte und sich davor fürchtete, ins Haus zu gehen. Es gab ja so viele Einbrüche in der Gegend, und da niemand mehr zu Hause war …
    Sie musste einen wirklich erbärmlichen Eindruck auf ihn gemacht haben, denn Herr Böse erklärte sich sofort bereit, sie zu begleiten. Er ging mit ihr zusammen einmal durchs ganze Haus, überprüfte sämtliche Fenster und Türen und fragte sie dann, ob er sie allein lassen könne.
    Ann-Christin nickte und sagte, sie käme zurecht. Er bot ihr seine Hilfe an, falls sie mal wieder Probleme haben sollte, dann ging er. Ann-Christin blieb so lange an der geöffneten Haustür stehen, bis Herr Böse in seinem Haus verschwunden war. Kurz vorher drehte er sich noch einmal um und winkte ihr zu.
    Ann-Christin schloss die Tür sorgfältig ab. Dann ließ sie an allen Fenstern die alten Rollläden aus Aluminium herunter. Das gab ihr wenigstens ein kleines Gefühl von Sicherheit, auch wenn sie sich jetzt vorkam wie in einem Sarg.
    Weil sie verschwitzt war und sich schmutzig fühlte, stieg sie unter die Dusche. Das warme Wasser auf der Haut tat gut, aber sobald sie die Augen schloss, fühlte sie sich wieder der Kamera ausgeliefert. Dort an der Böschung hatte sie sich genauso nackt gefühlt, wie sie es jetzt unter der Dusche war. Warum hatte er sie gefilmt? Was hatte ihn davon abgehalten, sie anzufassen? Bevor an dem Krankenhaus das Fenster aufgegangen war, hatte er Zeit genug gehabt. Vielleicht hatte sie mit ihrer Vermutung ja doch recht, und er war im Grunde ein Feigling, der sich nicht traute, Frauen anzufassen. Vielleicht reichten ihm die Videos, die er von ihnen drehte.
    Nach der Dusche ging es ihr etwas besser. Sie kochte sich eine große Tasse Tee. Mit nassem Haar, in ihren Bademantel gehüllt, setzte sie sich im Wohnzimmer auf die Couch und fuhr den Laptop hoch.
    Morgen früh würde sie zur Polizei gehen und Anzeige erstatten. Aber zuvor wollte sie mehr herausfinden über ihren Peiniger. Vielleicht hielt das Internet ja Informationen bereit zu Anima Moribunda.
     
     
    W as ist los?», fragte Manuela.
    Ich stand zur Salzsäule erstarrt auf den Stufen zur Haustür. Auf der Fußmatte lag mein Handy.
    «Nein», stieß ich aus, «bitte nicht.»
    «Andreas, was hast du denn?»
    Ich hob das Handy mit spitzen Fingern auf, als sei es ein Sprengkörper, der entschärft werden musste.
    «Das darf hier nicht liegen. Ich habe es bei einem Freund gelassen», sagte ich.
    Nach und nach verarbeitete mein schockierter Verstand, was dieser Fund bedeutete.
    «Dann hat er es halt zurückgebracht, was ist so schlimm daran?», fragte Manuela.
    «Er weiß nicht, wo ich wohne.»
    Ich erzählte ihr, dass ich mein Handy bei Jan Krutisch gelassen hatte, damit er es von der Schadsoftware befreite. Die Hintergründe meines Kontaktes zu Jan riss ich nur an, sie spielten in diesem Moment auch keine Rolle. Viel wichtiger war, was Jan mir über GPS -Tracker erzählt hatte. Dass sie sich über

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