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Deathbook (German Edition)

Deathbook (German Edition)

Titel: Deathbook (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
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so schönen Blickwinkel, und die Geräusche am Ende würden für einen zusätzlichen Gänsehauteffekt sorgen. Auf so etwas fuhren die Leute ab, von solchen Details konnten sie gar nicht genug bekommen. Dann hockten sie vor ihren Bildschirmen oder hielten sich ihre Smartphones ganz dicht an ihre Nasen. Jede Einzelheit des Videos nahmen sie in sich auf, dabei lief es ihnen kalt den Rücken hinab. Ja, sie fürchteten sich, aber sehen wollten sie es trotzdem. Diese nach Bildern lechzende Gesellschaft war so krank. Tagein, tagaus hockten die Leute nur noch in ihren Zimmern und starrten auf Bildschirme. Sie hatten das reale Leben eingetauscht gegen ein digitales. Aber weil der Körper sich nicht so schnell umstellen konnte, litten sie. Diese Menschen waren bei lebendigem Leibe tot, und das ahnten sie. Deshalb gierten sie danach, sich lebendig zu fühlen. Und dafür brauchten sie einen Kick, der das Adrenalin zum Fließen brachte: Bücher, Fotos und Filme davon, wie Menschen starben.
    Aber jeder weitere Kick musste den vorherigen übertreffen, um noch wirksam zu sein. Es war ein Teufelskreis. Irgendwann hatte man alles gesehen. Und was sollte dann noch kommen?
    Diese Frage stellten sie sich nicht, weil sie Angst vor der Antwort hatten. Sie machten sich lustig über den Tod, verloren jeden Respekt davor, aber am Ende hatten sie doch die Hosen voll.
    Er brachte ihnen den ultimativen Kick.
    Sie durften ihren eigenen Tod erleben.
     
     
    A ls Manuela und Verena Thiel verschwunden waren, wurde es still im Haus. Ich hatte mich vor Ann-Christins Laptop setzen und das Deathbook weiter erkunden wollen. Möglicherweise fand sich darin eine Spur zum Täter.
    Leider blieb Gustav Musiol so selbstverständlich im Wohnzimmer stehen, als gehöre er zum Inventar.
    «Ich glaube, Sie können jetzt nach Hause fahren», sagte ich. «Sie haben uns sehr geholfen, vielen Dank.»
    «Ich würde gern noch bleiben. Ich muss doch wissen, was bei Lutz los ist und ob es Ann-Christin gutgeht.»
    Mir fiel auf die Schnelle nichts ein, was ich dagegen hätte sagen können.
    «Gut, wie Sie möchten. Aber ich muss Sie bitten, in der Küche zu warten.»
    Ich konnte dem Mann ansehen, dass es ihm gar nicht passte, hinausgeschickt zu werden, aber das war mir egal. Endlich verzog er sich, und ich konnte mich an den Rechner setzen. Das war sehr wahrscheinlich meine letzte Chance, einen Blick ins Deathbook zu werfen. Wenn der Täter gefasst war, würde ich nicht mehr herankommen.
    Ich öffnete die Startseite.
    Auf der Seitenleiste klickte ich auf den Reiter, der mich vorhin schon interessiert hatte.
    «Feinde».
    Die Überraschung hätte nicht größer sein können.
    Dort standen ganz oben zwei Namen: Andreas Winkelmann und Manuela Sperling. Es gab keine Fotos, aber das Standbild eines Videos mit einem Startsymbol darauf. Ich klickte es an.
    Die nächste Überraschung: Ich sah mich selbst und Manuela. Wir näherten uns dem Scheiterhaufen in der alten Kiesgrube. Manuela erstarrte und presste sich eine Hand an den Mund. Ich ging neben der verkohlten Leiche in die Knie. So verharrten wir einen Moment. Dann legte Manuela den Kopf leicht schräg und schaute direkt in die Kamera.
    Der Deathbook-Killer hatte uns an jenem Tag also gefilmt! Ich erinnerte mich, dass die Polizei eine Kamera irgendwo hoch oben an der Abbruchkante im Gebüsch gefunden hatte. Sowohl Manuela als auch ich selbst waren auf dem Video gut zu erkennen. Am nächsten Abend hatte die Visitenkarte vor meiner Haustür gelegen. So war er mir also auf die Spur gekommen!
    Es gab auf dieser Seite kein weiteres Video, nur ein Porträtfoto.
    Es zeigte einen Mann Anfang vierzig mit schmalem Gesicht, stechendem Blick und kurzem grauem Haar. Das Foto war nicht sehr scharf. Laut Bildunterschrift hieß der Mann Klaus Koch. War er der Blogger, die Latex-Oma?
    Ich merkte mir den Namen und ging zurück auf die Startseite.
    Jan lächelte mich von seinem Porträtfoto an. Aber was war das?
    Ein Startpfeil lag über seinem Gesicht.
    Ein Video. Das Video von seinem Tod?
    Ich fuhr mit dem Mauszeiger darauf, zögerte aber.
    Durfte ich mir dieses Video überhaupt anschauen?
    Durfte es sich überhaupt irgendjemand anschauen?
     
     
    W as glauben Sie?», fragte Manuela, «hat Lutz Kaiser etwas zu tun mit dem Tod von Ann-Christins Mutter?»
    Verena Thiel, die Frau auf dem Beifahrersitz, schwieg. Manuela hatte schon in Ann-Christins Haus den Verdacht gehabt, dass sie mehr oder weniger unter dem Kommando dieses unangenehmen Gustav

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