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Deathbook (German Edition)

Deathbook (German Edition)

Titel: Deathbook (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
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Kopfnicken.
    «Dritte Etage», sagte einer.
    «Kommen Sie, es wird Ihnen nichts passieren», sagte Manuela zu Verena Thiel und stieg voran die Treppen hinauf.
    Auf den letzten Stufen vor dem Absatz zur dritten Etage saß ein Kollege auf den Stufen. Er hielt seine Waffe in der Hand.
    Manuela ging neben ihm in die Knie und zog Frau Thiel mit hinunter.
    «Hat er Schusswaffen?», fragte sie im Flüsterton.
    «Wissen wir nicht», antwortete der Kollege. Er schwitzte stark.
    «Wie viele Personen sind in der Wohnung?»
    «Wissen wir auch nicht.»
    «Und was vermuten Sie?»
    Der Kollege zuckte mit den Schultern. «Von der Geräuschkulisse her würde ich sagen, nur der Bewohner. Und wenn Sie mich schon fragen, der Typ ist total betrunken und zieht hier eine Show ab. Aber das ist nur das, was ich glaube. Muss nicht stimmen.»
    «Okay». Manuela deutete auf Verena Thiel. «Sie ist mit dem Mann verwandt und wird versuchen, mit ihm zu sprechen. Kommen Sie, Frau Thiel.»
    Manuela fasste sie am Unterarm und zog sie die letzten Stufen bis zum Absatz empor. Der Kollege erhob sich, folgte ihnen und sicherte mit seiner Waffe.
    «Sagen Sie etwas», forderte Manuela Verena Thiel auf.
    Ann-Christins Tante zitterte am ganzen Körper. Ihre Unterlippe vibrierte, Schweiß stand ihr auf der Stirn.
    «Was denn?»
    «Irgendwas», flüsterte Manuela. «Dass Sie hier sind und ihm helfen wollen. Versuchen Sie herauszufinden, ob Ann-Christin in der Wohnung ist.»
    Verena Thiel presste die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen. Sie verkrampfte die Hände ineinander und atmete schwer ein und aus.
    «Lutz», rief sie schließlich sehr leise.
    «Lauter», forderte Manuela sie auf.
    «Lutz», wiederholte Verena Thiel. Diesmal laut, aber mit hoher Stimme. «Hier ist Verena. Bist du da?»
    Fragend sah sie Manuela an. Sie nickte ihr aufmunternd zu.
    «Das war gut, machen Sie weiter.»
    «Lutz, kannst du mich hören … hier ist Verena, du weißt doch, Ann-Christins Tante …»
    «Verschwinde, du blöde Kuh!»
    Das kam von drinnen, und es klang, als stünde der Sprecher direkt hinter der Tür. Die Stimme klang unsauber, lallend, eben wie von einem Betrunkenen.
    «Lutz, bitte», fuhr Verena Thiel fort. «Ich möchte gern mit Ann-Christin sprechen. Geht es ihr gut?»
    «Was kümmert dich das? Hat dich doch nie interessiert. Euch alle nicht. Sie ist mein kleines Mädchen, und es geht nur mich etwas an, wie es ihr geht.»
    «Ist Ann-Christin bei dir?», fragte Verena Thiel.
    «Hau ab zu deinem bescheuerten Gustav. Ich kümmere mich um mein Mädchen, da kannste Gift drauf nehmen. Die Bullen sollen auch abhauen, verdammt. Ich hab hier ein Messer, und wenn ihr uns nicht in Ruhe lasst, dann benutze ich es.»
    Daraufhin ertönte aus der Wohnung ein lautes Poltern und ein Knall. Danach zersprang Glas. Erschrocken gingen Manuela und Verena Thiel in die Knie. Der Kollege zielte auf die Tür.
    «Das hat keinen Sinn», sagte er.
    Manuela zog Ann-Christins Tante hinter sich und schob sich an der Wand entlang zur Wohnungstür.
    «Herr Kaiser, hier spricht Manuela Sperling von der Polizei. Wir kennen uns nicht, aber wenn Sie mir kurz …»
    Weiter kam Manuela nicht.
    Ihr Handy klingelte, und plötzlich überschlugen sich die Ereignisse.
     
     
    M it einem Ruck sprang ich von der Couch auf. Ich trat gegen einen Sessel, verstauchte mir beinahe den Fuß und schlug mit der Faust gegen eine Schranktür. Das tat weh, aber diesen Schmerz brauchte ich. Dieses verfluchte Deathbook! Dieses Schwein hätte mich fast so weit gehabt. Wenn ich mir das Video angesehen hätte, wäre ich nicht besser als all die anderen, die im Internet auf der Suche nach dem schnellen Kick waren. Der Täter hatte das erkannt. Er lockte die User mit dem, wonach sie gierten, und dann setzte er ihre eigene perverse Lust am Tod gegen sie selbst ein. Das war abartig, aber es steckte auch eine konsequente Logik dahinter.
    Dreh ein Video davon, wie jemand stirbt, oder wir drehen ein Video davon, wie DU stirbst.
    Die Maskenstimme hallte in meinem Kopf wider.
    «Scheiße!», schrie ich, so laut ich konnte. Die Wut musste raus. Sie brachte mich sonst um den Verstand. Meine Hände verkrampften sich zu Fäusten, waren auf der Suche nach einem Gegner, doch hier war niemand. Während alle anderen draußen unterwegs waren, musste ich hier ausharren. Ich hätte doch mit Manuela mitfahren sollen.
    Ich ging erneut zum Computer, beugte mich hinunter, wollte gerade das Touchpad bedienen, da hörte ich Stimmen auf dem

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