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Deathbook (German Edition)

Deathbook (German Edition)

Titel: Deathbook (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
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kleben die Trägerstoffe wie Honig. Daran muss ich noch arbeiten.»
    Ann-Christin konnte den Mann nicht sehen, der mit ihr sprach, aber sie wusste, dass sie diese Stimme schon einmal gehört hatte. In einer ganz ähnlichen Situation. Sie hatte ihn gehört, aber nicht gesehen. Wo und wann konnte das gewesen sein?
    Als er mit ihren Augen fertig war, machte er sich daran, auch ihr Gesicht abzutupfen. Erst die Stirn, dann die Wangenknochen, die Nase, schließlich die Lippen und das Kinn. Seine Berührungen waren zärtlich und ohne jede Hast. Zwischendurch wusch er den Lappen immer wieder aus. Ann-Christin konnte Wasser in einer metallenen Schüssel plätschern hören.
    «Mein Gott, was bist du nur für eine Schönheit. Ich muss deine Schönheit so lange wie möglich erhalten.»
    Endlich konnte Ann-Christin die Augen öffnen. Sie lag flach auf dem Rücken, Arme und Beine schienen gefesselt zu sein; sie konnte sie nicht bewegen. Sie trug nur noch ihre Unterwäsche. Sie atmete schneller. Panik flutete ihren Körper. Anima Moribunda hatte sie in seine Gewalt gebracht, und sie konnte sich nicht wehren! Sie strengte sich an, bog den Rücken durch, konnte aber das Becken nicht vom Tisch heben, auf dem sie lag. Erst jetzt spürte sie den Riemen über ihrem Bauch.
    «Na, na, na», kam es von rechts. «Das hat doch keinen Sinn, tu dir bitte nicht weh, meine Schöne.»
    Ann-Christin wandte den Kopf in die Richtung, aus der er sprach. An der Decke des Raumes befanden sich zwei Reihen Halogenstrahler. Ihr Licht war sehr hell und strahlte von den weißen Kacheln an den Wänden wider. Alles in diesem Raum blendete sie, sodass sie den Eindruck hatte, sich in einer Welt aus Licht zu befinden. Tränen traten ihr in die Augen und verschleierten ihren Blick. Nur als Schemen nahm sie die Gestalt war. Sie war in einen langen strahlend weißen Kittel gekleidet und hatte ihr den Rücken zugedreht. Ann-Christin bemühte sich, die Tränen wegzublinzeln.
    Plötzlich schepperte es laut. Etwas fiel zu Boden. Das Geräusch hallte in dem rundum gekachelten Raum wider.
    «Ach Gott, wie ungeschickt», sagte der Mann in dem weißen Kittel. Er bückte sich und hob die metallene Nierenschale und das Besteck aus Edelstahl auf. «Das muss ich jetzt noch mal desinfizieren.»
    «Bitte …»
    Nur mühsam brachte Ann-Christin das Wort heraus. Ihre Zunge fühlte sich geschwollen an, ihre Lippen klebten noch leicht aneinander.
    «Wasser …»
    «Moment, meine Schöne, ich bin sofort bei dir. Ich stelle nur schnell das Besteck in den Sterilisator.»
    Eine Klappe wurde geöffnet und zugeschlagen, dann ein elektrisches Gerät eingeschaltet, das sehr leise zu brummen begann. Ein Wasserhahn wurde aufgedreht, und einen Moment später trat der Mann von hinten ans Kopfende des Tisches.
    «So, hier kommt herrlich kühles, frisches Wasser. Das wird dir guttun. Komm, meine Schöne, ich helfe dir, öffne den Mund.»
    Sie legte den Kopf in den Nacken und versuchte einen Blick auf ihn zu erhaschen, doch er stand zu weit hinter ihr. Sie sah nur einen dicken Bauch unter einem weißen Kittel. Eine Hand schob sich unter ihren Kopf und hob ihn leicht an.
    Ein Glas wurde behutsam an ihre Lippen geführt. Er kippte es so weit an, dass sie trinken konnte. Gierig schluckte sie das kühle Wasser hinunter. Dabei sah sie seine Hand. Er trug durchsichtige Latexhandschuhe. Ein klobiger Totenkopfring war darunter zu erkennen.
    «Langsam, langsam, du kannst so viel bekommen, wie du willst.»
    Er kippte das Glas etwas zu weit, Wasser floss rechts und links an ihren Mundwinkeln vorbei übers Kinn den Hals hinab.
    «Nun sieh nur, was du angerichtet hast.»
    Das Glas verschwand, ebenso die Hand unter ihrem Hinterkopf. Ann-Christin spürte, wie die Schwellung ihrer Zunge zurückging. Endlich konnte sie wieder richtig atmen.
    Er tupfte ihr das Kinn und den Hals ab und arbeitete sich dabei bis zu den Schlüsselbeinen vor, die gar nicht nass geworden waren. Dort hielt er sich lange auf.
    «Erbringst du mir diesen Liebesbeweis, meine Schöne? Stirbst du heute für mich? Mit dir werde ich mein schönstes Video drehen, und es wird einen Ehrenplatz im Deathbook bekommen. Du wirst die Schönste unter den Toten sein, schöner als alle anderen. Ich verspreche dir, ich werde deine Schönheit bewahren, solange ich kann. Ich hab alles vorbereitet.»
    «Ich … ich will nicht sterben.»
    «Natürlich willst du das, Ann-Christin, und du weißt es auch. Seit der Tod in dein Leben getreten ist, gehörst du mehr

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