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Deathkiss - Suess schmeckt die Rache

Deathkiss - Suess schmeckt die Rache

Titel: Deathkiss - Suess schmeckt die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
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durch den Wald laufen, sie musste einem Weg folgen, sonst lief sie Gefahr, auf eine Stelle zu stoßen, wo sie nicht weiterkam. Womöglich würde sie sich verirren und im Kreis laufen.
    Also hielt sie sich an den Weg, und an jeder Gabelung folgte sie der Abzweigung, die bergab zu führen schien. Zweimal jedoch schlug sie einen Weg ein, der aufwärts verlief, hinterließ Fußstapfen im Staub und kroch dann durchs Gestrüpp zurück, sorgsam darauf bedacht, Spuren zu vermeiden. Es war ein einfacher, wahrscheinlich nutzloser Trick, der Zeit kostete, aber sie hoffte trotz allem, dass es das Ungeheuer irreführte, wenn es die Verfolgung aufnahm.
    Sie zweifelte nicht daran, dass ihr Entführer sie suchen würde. Er hatte etwas Bestimmtes mit ihr vor, und es hatte mit ihrer leiblichen Mutter zu tun, auch wenn sie keine Ahnung hatte, was es sein könnte. Jedenfalls etwas Schlimmes. Ihr wurde kalt bis ins Mark, wenn sie an seine Pläne dachte, denn eines wusste sie: Er war abgrundtief schlecht. Böse. Und verrückt. Besessen von den Menschen, deren gerahmte Fotografien auf seinem Kaminsims standen. Sie tastete in ihrer Tasche nach dem Bild, das sie eingesteckt hatte, und dachte über die Frau auf dem Foto nach. War sie verheiratet? Hatte sie Kinder? Und überhaupt, warum hatte sie Dani nicht behalten können? Insbesondere dieser Gedanke hinterließ einen üblen Geschmack. Sie liebte ihren Dad und ihre verstorbene Mom, die Menschen, die sie großgezogen hatten, von ganzem Herzen, aber trotzdem … Sie hatte Dutzende Fragen an diese Frau. Das Licht der Taschenlampe wurde schwächer, doch Dani ging weiter, im Laufschritt, nur rasch möglichst weit fort von der Hütte. Sie mochte nicht an die Wut ihres Entführers denken, wenn er sie einholte, dieser Spinner, der so gern ins Feuer pinkelte. Es durfte nicht passieren. Unter keinen Umständen.

    »Ich muss mit Oliver reden«, sagte Shannon und schob ihren Stuhl zurück. Die Stuhlbeine scharrten über den Küchenboden, als sie aufstand. Die übrigen drei Pizzaecken ließ sie unbeachtet im Pappkarton auf dem Küchentisch liegen.
    »Es ist nach ein Uhr«, wandte Travis ein. Er saß noch am Tisch, trank sein Bier aus und studierte die Zeichnungen, die Paterno Shannon überlassen hatte. Er kam einfach nicht weiter. Innerlich war er völlig überdreht; dass er Danis Stimme gehört hatte, bereitete ihm immer noch Magenkrämpfe.
    Er hatte schon einiges im Leben durchgemacht. Zum Teufel, seine schlimmen Erfahrungen reichten für zwei, drei Leben, und dabei war er noch nicht einmal vierzig. Aber das hier … Zu wissen, dass seine Kleine irgendwo da draußen in der Dunkelheit war, allein mit einem grausamen, skrupellosen Mörder, und in ihrer Gefangenschaft Gott weiß was ertragen musste, das zerbrach ihn nahezu.
    Ja, er war entschlossen, sie zu finden.
    Ja, er würde den Mörder eigenhändig umbringen, ohne an die Konsequenzen zu denken.
    Nein, er würde niemals aufgeben.
    Aber verdammt noch mal, ja, er hatte Angst bis in die tiefste Seele. Angst war seine ständige Begleiterin. Die Zeit schien zu rasen. Er hätte vor Hilflosigkeit die Wände hochgehen mögen.
    Ohne auf seine Einwände zu hören, tippte Shannon bereits die Nummer in das schnurlose Telefon. »Priester sind rund um die Uhr im Einsatz«, sagte sie und warf einen Blick in das Ställchen, in dem der winzige Welpe eingerollt lag und fest schlief, dabei in seinem Hundetraum jedoch leise winselnde Laute ausstieß.
    Der andere Hund, Khan, lag unter dem Tisch, den Blick fest auf Travis gerichtet, und hoffte auf einen Leckerbissen.
    »Verdammt!« Shannon knallte das Telefon auf die Ablage. Der Welpe kläffte kurz, schlief jedoch weiter. »Oliver meldet sich nicht.«
    »Du hättest ihm eine Nachricht hinterlassen können.«
    »Wenn mein Bruder endlich im einundzwanzigsten Jahrhundert angekommen wäre … Aber Oliver betrachtet sich selbst gern als letzte Bastion. Kein Anrufbeantworter, keine Mailbox, keine Caller ID, kein … gar nichts.« Sie ließ den Kopf kreisen und rieb ihren verspannten Nacken. »Er hätte Mönch werden sollen.«
    »Priester reicht doch wohl«, sagte Travis und bemerkte, wie müde sie aussah. Ihre Haut war blass, unter den Augen lagen dunkle Ringe, und als sie sich ein wenig streckte, verzog sie vor Schmerz das Gesicht. »Du solltest dich jetzt wirklich ausruhen. Geh ins Bett.«
    »Wozu? Damit ich mich die ganze Nacht lang schlaflos herumwälze, ständig diese Aufnahme von der Kassette in meinem Kopf höre und

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