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Deathkiss - Suess schmeckt die Rache

Deathkiss - Suess schmeckt die Rache

Titel: Deathkiss - Suess schmeckt die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
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Schaulustige aus der Nachbarschaft angelockt, die sich an der von der Polizei errichteten Sperre sammelten. Rettungsfahrzeuge standen auf dem kleinen Parkplatz beim Seiteneingang. Die Straße zwischen Olivers Haus und der Kirche war zu beiden Seiten gesperrt.
    Pater Timothy erschien, das graue Haar wirr, die Augen blutunterlaufen hinter seiner randlosen Brille. Nachbarn hatten ihn benachrichtigt. Er war nachlässig gekleidet und fassungslos, empört und wütend darüber, dass eine ›so abscheuliche Greueltat‹ in seiner Gemeinde, ja sogar in den heiligen Hallen der St.-Benedictine-Kirche geschehen war. Der Geistliche hatte als Einziger die Fragen der Reporter beantwortet, die scharenweise herbeiströmten, in ihren neuen weißen Lieferwagen samt Satellitenschüsseln, mit Mikrofonen, Kameras und grellen Lampen. Rivalisierende Sender waren eingetroffen, und die Reporter kämpften untereinander um die beste Aufnahme von der Kirche, die aktuellsten Nachrichten und ein Exklusiv-Interview mit irgendjemandem, der wusste, was passiert war. Shannon und Travis hatten wiederholt jeden Kommentar verweigert.
    Die Nacht war heiß und trocken, kein Lufthauch regte sich, das geschehene Grauen schien die Hitze noch zu verstärken. Shannon zwang sich, nicht an den Anblick ihres Bruders zu denken, wie er leblos an dem Seil hing.
    Sie und Travis hatten eine erste Befragung durch einen Polizisten der Behörde von Santa Lucia hinter sich gebracht, der als Erster am Tatort erschien. Beide hatten zugesagt, sich für weitere Vernehmungen zur Verfügung zu halten. Shannon war klar, was das hieß: Schon bald würde sie es erneut mit Detective Paterno zu tun bekommen. Was sollte sie ihm sagen? Dass jemand ihretwegen Menschen, die ihr nahestanden, umbrachte, entführte und terrorisierte?
    Warum?
    Wenn sie nur mit Oliver geredet hätte, wenn sie es nur nicht so eilig gehabt hätte, das Haus ihrer Mutter zu verlassen. Was hätte es geschadet, wenn sie fünf Minuten ihrer Zeit für ihn erübrigt hätte? Schuldgefühle nagten an ihr. Dann bemerkte sie zwei ihrer Brüder, die unter einem Mammutbaum nicht weit vom Parkplatz die Köpfe zusammensteckten.
    »Einen Augenblick«, sagte sie zu Travis und ging zu ihnen hinüber. Obwohl Robert nicht im Dienst und Shea von dem Fall abgezogen war, hatten sie sich unabhängig voneinander hier eingefunden und beantworteten nun die Fragen der Polizei, dieselben Fragen, die man auch Shannon gestellt hatte.
    Wann sie Oliver zuletzt gesehen, mit ihm gesprochen hätten. Ob sie etwas über sein Privatleben wüssten – Liebschaften? Freunde? Feinde?
    War jemand wütend auf ihn?
    Wie sah sein Tagesablauf aus?
    War er in letzter Zeit davon abgewichen?
    Woher hatten sie von dem Vorfall erfahren? Oder, in Shannons und Travis’ Fall: Wie hatten sie die Leiche gefunden? Warum hatte Shannon um ein Uhr früh unbedingt ihren Bruder sprechen wollen? Was war so dringend gewesen, dass es nicht bis zum Morgen warten konnte?
    Kreidebleich, kopfschüttelnd, mit schmalen, zusammengepressten Lippen versuchten ihre Brüder in wütender Verzweiflung, den Verlust zu begreifen.
    »Jetzt auch noch der andere Zwilling«, sagte Robert mit gesenktem Blick. »Tot. Und Mary Beth, die arme Mary Beth.«
    »Anscheinend derselbe Täter«, bemerkte Shea, zündete sich eine Zigarette an und blies den Rauch aus dem Mundwinkel. Robert nickte, dann stieß er seinen Bruder an. »Darf ich eine schnorren?«
    »Klar.« Sheas düsterer Blick schweifte von Shannon zum Glockenturm, doch Shannon ahnte, dass er in Gedanken tausend Meilen weit entfernt war, ebenso wie sie. Er reichte Robert ein zerdrücktes Päckchen Marlboro Lights. Robert klopfte mit zitternden Händen eine Zigarette heraus und zündete sie an.
    »Natürlich ist es derselbe Irre«, sagte Shannon. Dessen war sie sich sicher, auch wenn sonst nichts gewiss schien. »Hier können nicht zwei Wahnsinnige herumlaufen, die Mitglieder unserer Familie umbringen und merkwürdige Brandzeichen hinterlassen wie eine Art perverse Visitenkarte.
    »Glaubst du, dass er darauf aus ist?«, fragte Robert.
    »Du nicht?«
    »Aber warum dann Mary Beth? Und warum … warum nicht …?« Er sprach den Satz nicht zu Ende.
    Doch Shannon wusste, worauf er hinauswollte. »Du meinst, warum er mich nicht umgebracht hat, als er die Gelegenheit hatte?«
    »Ja.«
    Gute Frage, dachte Shannon nicht zum ersten Mal. Warum war sie bei dem Überfall mit dem Leben davongekommen?
    Ein Versehen?
    Daran glaubte sie nicht. Der Mörder

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