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Deborah Crombie - 03 Und Ruhe in Frieden 04 Kein Grund zur Trauer

Titel: Deborah Crombie - 03 Und Ruhe in Frieden 04 Kein Grund zur Trauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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raschelnd auf dem rot-weiß gestreiften Chintzbezug des Sofas, als sie sich ihrer Mutter zuwandte und ihr Knie berührte. »Mami, bitte, du mußt dich endlich ausruhen«, sagte sie, und dem inständigen Ton ihrer Stimme entnahm Kincaid, daß sie es nicht zum erstenmal sagte. »Du kannst nicht so weitermachen.« Sie sah Kincaid an und fügte hinzu: »Sagen Sie es ihr, Superintendent. Auf Sie hört sie vielleicht eher.«
      Kincaid musterte sie. Zu einem voluminösen Pullover trug sie einen engen schwarzen Minirock. Sie hatte etwas Unfertiges an sich, das Kincaid veranlaßte, seine erste Schätzung ihres Alters Zu revidieren. Sie war sicher noch keine Zwanzig, ging wahrscheinlich noch zur Schule. Ihr Gesicht war blaß und angespannt, und noch während Kincaid sie betrachtete, rieb sie mit dem Handrücken über ihre Lippen, als wollte sie sie am Zittern hindern.
      »Sie haben völlig recht ...«,begann er und hielt inne, als ihm bewußt wurde, daß er ihren Namen nicht wußte.
      Sie gab ihm sofort Auskunft. »Ich bin Lucy. Lucy Penmaric. Können Sie nicht ...« Von irgendwoher war gedämpftes Bellen zu hören, und Lucy brach mitten im Wort ab. »Das ist Lewis«, erklärte sie. »Wir mußten ihn in Alastairs Arbeitszimmer einsperren, sonst wäre er - na ja, er wäre allen in die Quere gekommen.«
      »Ja, natürlich«, antwortete Kincaid zerstreut, während er im stillen vermerkte, was er soeben gehört hatte. Ihr Nachname war nicht Gilbert, und sie sprach von dem Toten als »Alastair«. Also keine leibliche Tochter, sondern eine Stieftochter. Er dachte an den Mann, den er gekannt hatte, und wurde sich bewußt, daß er sich Gilbert beim besten Willen nicht locker und entspannt mit einem großen Hund (der Stimme nach war es einer) zu seinen Füßen vorstellen konnte. Und auch dieses Zimmer mit den schweren Samtstoffen und dem dicken Perserteppich schien kaum für einen Hund geeignet. »Ich hätte Commander Gilbert gar nicht für einen Hundeliebhaber gehalten«, bemerkte er. »Es überrascht mich, daß er einen Hund im Haus geduldet hat.«
      »Er hat verlangt ...«
      »Alastair war es immer lieber, wenn der Hund draußen im Zwinger war«, unterbrach Claire Gilbert, und Lucy senkte den Blick. Zugleich erlosch der Funke, der ihrem Gesicht flüchtige Lebendigkeit verliehen hatte, als sie von dem Hund gesprochen hatte. »Aber unter den Umständen . . .« Claire lächelte entschuldigend, und wieder streifte ihr Blick ziellos durch den Raum. »Möchten Sie eine Tasse Tee?«
      »Danke, Mrs. Gilbert, wir haben uns schon bedient«, antwortete Kincaid. Lucy hatte recht; ihre Mutter brauchte dringend Ruhe. Ihre Augen wirkten glasig, als stünde sie kurz vor einem Zusammenbruch, und ihre Aufmerksamkeit schien ständig zu wandern. Aber obwohl er wußte, daß er sie schonen sollte, wollte er ihr noch einige wenige Fragen stellen, ehe er sie entließ. »Mrs. Gilbert«, sagte er, »ich weiß, wie schwierig die Situation für Sie ist, aber wenn Sie uns kurz berichten könnten, was genau heute abend geschehen ist, brauchen wir Sie nicht weiter zu belästigen.«
      »Lucy und ich sind zum Einkaufen nach Guildford gefahren. Sie bereitet sich auf ihren Abschluß vor, wissen Sie, und sie brauchte ein Buch von Waterstones - das ist die Buchhandlung im Einkaufszentrum. Wir haben ein bißchen in den Läden herumgestöbert und sind dann die High Street hinauf zum Sainsbury’s gegangen.« Claire hielt inne,als Lucy neben ihr eine Bewegung machte, dann sah sie Deveney an und runzelte die Stirn. »Wo ist Darling?«
      Gemma und Kincaid tauschten einen Blick, und Kincaid zog fragend eine Augenbraue hoch, Deveney neigte sich zu ihm hinüber und flüsterte: »Sie meint den Constable, der eben hier war. Er heißt Darling.« Sich Claire zuwendend sagte er: »Er ist noch hier, Mrs. Gilbert. Er hilft nur im Augenblick den Kollegen draußen.«
      Tränen schossen Claire in die Augen und rannen ihr Gesicht hinunter, aber sie wischte sie nicht weg.
      »Was haben Sie getan, nachdem Sie Ihre Einkäufe erledigt hatten, Mrs. Gilbert?« fragte Kincaid nach einer kurzen Pause.
      Mit einiger Anstrengung konzentrierte sie sich. »Danach? Wir sind nach Hause gefahren.«
      Kincaid sah die stille kleine Straße vor sich, in der sie ihren Wagen stehen gelassen hatten. »Hat jemand Sie gesehen? Ein Nachbar vielleicht?«
      Claire schüttelte den Kopf. »Das weiß ich nicht.«
      Während dieses Austauschs hatte Gemma ruhig ihr Heft und

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