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Debütantinnen - Roman

Titel: Debütantinnen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Leute sind wie Babys, sie wollen nur das, was sie nicht kriegen können.«
    Sie seufzte. Wenigstens würde sie malen. Und dafür Geld bekommen. Vielleicht hatte Derek recht. Vielleicht hatte sie künstlerisch nichts Neues zu sagen. In seiner Nähe kam sie sich auf jeden Fall unbeholfen und pubertär vor. In London hatte sie sich für begabt gehalten. Hier empfand sie sich als langweilig, banal.
    Vielleicht war es das Beste, wenn sie seinem Vorschlag folgte.
    Jetzt hatte sie wieder das Gefühl, einmal mehr an einem verborgenen Wendepunkt ihres Lebens zu stehen.
    Nur, was stand zur Wahl? Warum war das so schwer zu erkennen?
    Schritte knirschten auf dem Kies. Sie schaute auf. Jack stand da. Die Hand über den Augen, zwinkerte er im hellen Sonnenschein.
    »Wollen Sie nichts essen?«
    »Nein danke.« Sie schüttelte den Kopf. »Im Augenblick nicht.«
    »Okay.« Er schob die Hände in die Taschen. »Ich wollte nur … fragen, wissen Sie.«
    »Danke.«
    Eine Minute lang blieb er unbeholfen stehen und zeichnete mit der Schuhspitze einen unregelmäßigen Kreis in die Kiesel. »Sie raten nie, was es war.«
    »Was?«
    »Das Mittagessen.«
    »Oh.« Sie lächelte. »Hühnchen.«
    Er wirkte ehrlich beeindruckt. »Woher wussten Sie das?«
    Sie lehnte sich zurück. »Ich bin weltberühmt für meine hellseherischen Fähigkeiten, Mr Coates.«
    »Tatsächlich?« Er trat einen Schritt vor. »Dann sagen Sie mir doch, Ms Albion, was denke ich gerade?«
    Der Garten war ummauert, privat. Selbst der Wind war hier sanfter, gebrochen von den hohen Mauern.
    Sie neigte den Kopf zu einer Seite. »Ich möchte nicht in Ihre privaten Gedanken eindringen.«
    »Wir olympischen Marmorblöcke haben nichts zu verbergen.«
    »Ganz sicher?«
    »Positiv.« Er verschränkte die Arme vor der Brust. »Tun Sie Ihr Schlimmstes.«
    »Gut.« Sie stand auf und wandte sich um, um ihn direkt anzusehen. »Machen Sie sich auf eine Überraschung gefasst.«
    Eine Wolke schob sich vor die Sonne, und der Himmel verdunkelte sich, als schirmte man eine Lampe mit einer Hand ab.
    Zuerst waren sie zurückhaltend, dann lächelten sie befangen, fast mussten sie lachen. Doch je länger Cate Jack anschaute, desto mehr entspannten sich seine Züge. Sie hatte außerhalb eines Ateliers schon sehr lange niemanden mehr so offen angesehen. Und dort hatte sie sich hinter einer Staffelei versteckt, war eine Voyeurin gewesen, die nicht Gefahr lief, erwischt zu werden. Doch bald vergaß sie sich, konzentrierte sich ganz auf seine dunklen Wimpern, die zarten Fältchen um seine Augen, den schwarzen Bogen seiner Augenbrauen − und allmählich öffnete er sich, gab sich preis, enthüllte sich.
    Und während sie ihn anstarrte, starrte er sie an. Die blassgrüne, mit Gold gesprenkelte Iris, ihre grimmige Konzentration. Sie hatte das kühne, unverwandte Auge des Künstlers, die Fähigkeit, leidenschaftslos zu beobachten, durch die Farbschichten und Formen auf die Substanz zu blicken, auf das Gefühl darunter. Und er spürte, wie er sich enthüllte, unfähig, sich gegen ihren kühnen, aufmerksamen Blick zu schützen.
    Jacks Augen wurden dunkler. Hinter seiner Intelligenz und seiner Selbstsicherheit erhaschte Cate einen kurzen Blick auf etwas anderes, eine Traurigkeit, die er wütend verteidigte. Und dann, langsam, dahinter, eine winzige Spur Angst. Kalt und präzise durchschnitt sie das marineblaue Zentrum seiner Iris wie ein Glassplitter.
    Cate erkannte sie. Auch die zarte Oberfläche ihres eigenen Bewusstseins wurde von ihr durchstoßen. Die Angst sickerte durch sie hindurch, und Cate hatte denselben scharfen metallischen Geschmack im Mund. Plötzlich war Cate sich bewusst, welche gewaltige Anstrengung erforderlich war, um die Angst zu verbergen, und wie verletzlich sie beide in diesem Augenblick waren. Instinktiv streckte sie die Hand aus, legte sie leicht auf seine Brust, über sein Herz, wie um es zu beschützen.
    Verwirrt über ihre plötzliche Zärtlichkeit erstarrte er. »Gehört das zu Ihrer Taktik?«
    »Tut mir leid.« Sie blinzelte und wollte einen Schritt nach hinten machen. Doch er legte seine Hand auf die ihre. Sie spürte, wie sein Herzschlag sich unter ihrer Berührung beschleunigte.
    Die Angst in seinen Augen war verschwunden. Sie hatte sich zu etwas Roherem verdichtet, intuitiver und zielstrebiger. »Habe ich Sie überzeugt?«
    »Wovon?« Ihr eigenes Herz begann im Einklang mit seinem zu schlagen. »Dass Sie nicht aus Marmor sind?«
    »Exakt.«
    »Wie es scheint, sind Sie doch aus

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