Decker & Lazarus 05 - Du sollst nicht luegen
paar Stunden mit der Hin- und Rückfahrt verplempern. Aber irgendwann wirst du mit ihnen reden müssen.«
»Und was erzähl ich denen?«
Ness zuckte die Achseln. »Du bist die Künstlerin.«
»Ich bin Schauspielerin, Michael, nicht Drehbuchautorin.«
»Dann mach’s auf die simple Tour. Spiel die trauernde Mutter und halt den Mund.«
Davida blinzelte mehrmals rasch hintereinander. »Das brauche ich nicht zu spielen, Michael.«
»Entschuldige, Davida. Aber du hättest es besser wissen müssen. Du hättest Kingston mir überlassen sollen.«
Davida nickte wie ein kleines Mädchen, das man gerade ausgeschimpft hatte. Gott, war das alles widerlich. Aber dieses Miststück hatte so eine Art, Mitleid zu erregen. Ness seufzte.
»Weiß Lilah es schon?« fragte Davida.
»Ja, Davida, sie weiß es. Die Bullen haben bereits mit ihr gesprochen …«
»Was hat sie gesagt?«
»Weiß ich nicht. Sie war nicht ansprechbar, trainiert wie eine Wahnsinnige …«
»Was?«
»Im Augenblick leitet sie gerade den Ein-Uhr-Kurs. Sie hat Natanya den Nachmittag freigegeben, weil sie die Kurse selber übernehmen wollte. Du weißt doch, wie Lilah ist. Wenn sie wirklich hysterisch wird, stürzt sie sich auf Aerobic. Sie ist schon den ganzen Tag zugange und hat noch keinen Bissen gegessen. Freddy macht sich echt Sorgen um sie. Er hat Angst, daß sie plötzlich tot umfällt.« Ness schenkte ihr ein vages Lächeln. »Aber vielleicht willst du ja genau das.«
In gleichen Moment spürte Ness einen heftigen Schmerz im Gesicht. Er brauchte mehrere Sekunden, bevor ihm klar wurde, daß sie ihn tatsächlich geschlagen hatte. Kopfschüttelnd berührte er seine brennende Wange. Das hätte er dem Miststück gar nicht zugetraut.
»Wag es ja nicht noch mal«, sagte Davida.
»Tut mir leid.« Ness nippte an seinem Drink, dann befühlte er sein Gesicht. »Für dein Alter hast du aber ’nen guten Schlag drauf.«
Sie packte ihn am Kinn, drehte seinen Kopf und betrachtete die gerötete Stelle. »Ja, Michael, das hab ich.« Sie küßte ihn auf die Wange. »Als du … dort warst, ist dir zufällig aufgefallen …«
»Davida, ich war nur ganz kurz da.« Er schob sich die Haare aus den Augen. »Es war alles so … so widerlich … so … blutig. Ich hab nur gemacht, daß ich da rauskam. Aber ich hab mich für dich noch um ein paar Kleinigkeiten gekümmert, Davie.«
»Um was?«
»Es ist besser, wenn du das nicht weißt.«
»Aber du hast doch nicht …«
»Keine Papiere. Dein Laufbursche hat nichts gefunden. Oder King hat ihn fertiggemacht, bevor er richtig nachsehen konnte.«
Davidas Augen tränten. »Er war mein Sohn, Michael, und ich habe ihn geliebt. Das solltest du wissen. Ich wollte auf keinen Fall, daß er stirbt.«
»Du hast schon eine Menge nicht gewollt, aber irgendwie schaffst du es immer, alles zu vermasseln.« Ness stand auf und küßte sie auf die Stirn. »Ich muß gehen. Das nachmittägliche Yoga mit den Damen. Wenn die Bullen kommen, tu ich mein Bestes. Aber das weißt du ja.«
»Ja, das weiß ich.« Davida nahm ein Taschentuch heraus. »Danke. Du warst ein Schatz.«
»So bin ich nun mal, ein echter Schatz.« Er trank einen letzten Schluck und stellte das Glas auf die Bar. Dann griff er in die Gesäßtasche und steckte sich ein Pfefferminzbonbon in den Mund. Schließlich sollten die darbenden Mädelchen ja nicht riechen, daß ihr gesundheitsbewußter Aerobic-Guru eine Scotch-Fahne hatte.
Plötzlich fing sein Herz an zu rasen. Er langte in die Gesäßtaschen, dann in die vorderen Taschen. Er betastete sein Hemd, dann griff er erneut in die Hosentaschen. Ihm wurde schwindlig.
Seine Brieftasche war weg.
24
Marge legte den Hörer auf. »Reed hat höchstens fünfundvierzig Minuten Zeit für uns, und zwar ab drei. Wenn wir sofort losfahren, sollten wir es schaffen.«
»Burbank wird das nicht gefallen, besonders Malone nicht«, sagte Decker. »Er wollte doch die Vernehmung machen.«
»Die sind nach Malibu unterwegs. Wir können wirklich nicht auf sie warten. Reed ist ein vielbeschäftigter Mann.« Marge hängte sich ihre Handtasche über die Schulter. »Wir nehmen den Recorder mit und spielen ihnen das Gespräch Wort für Wort vor. Außerdem – hat Morrison nicht gesagt, wir sollten uns ranhalten?«
»Wenn ich bei diesem Fall noch mehr Gas gebe, durchbreche ich die Schallmauer.« Decker stopfte seine Brieftasche in die Hose. »Also gut, nehmen wir uns Reed vor. Mal gucken, ob er was weiß. Ich wollte ja bloß dumme Streitereien
Weitere Kostenlose Bücher