Decker & Lazarus 05 - Du sollst nicht luegen
bin ich mir sicher. Was soll das? Wollen Sie meinen Ausweis sehen oder was?«
Oliver grinste Decker an. »Das wäre nett.«
Ness schloß die Augen, öffnete sie wieder und lächelte. »Ganz schön clever. Dann müssen Sie also meine Brieftasche gefunden haben. Warum haben Sie mich nicht gleich gefragt, wo ich sie verloren hab? Warum dieses ganze Gerede drum herum?«
Niemand sagte etwas.
»Da bin ich ja erleichtert!« sagte Ness. »Ich bin nämlich nicht durchgekommen, um meine Kreditkarte sperren zu lassen. Jetzt bin ich froh, daß ich es nicht weiter versucht habe. Wo haben Sie sie gefunden?«
Locker, dachte Decker, natürlich. Der Junge war gut.
»Wo haben Sie sie denn verloren?« fragte Oliver.
»Wenn ich das wüßte, hätte ich sie selbst wiedergefunden.«
»Merkwürdig«, sagte Decker. »Sie waren den ganzen Tag hier, und die Brieftasche wurde ganz woanders gefunden, Michael.«
Ness zuckte die Achseln. »Wo wurde sie denn gefunden?«
Decker zuckte ebenfalls die Achseln. »An einem Mordschauplatz.«
Kelley stöhnte unwillkürlich auf. Ness starrte erst sie an, dann Decker.
»Haben Sie dafür eine Erklärung, Mike?« fragte Oliver.
»Ich weiß überhaupt nicht, wovon Sie reden!«
»Möchten Sie einen Anwalt?« fragte Decker.
»Einen Anw … Wozu sollte ich einen Anwalt …?«
»Wie Sie wollen«, sagte Decker.
»Michael, sag nichts mehr.« Kelley stand auf. »Ich besorge dir einen Anwalt.«
»Aber ich brauche keinen … Ich weiß nicht, wie meine Brieftasche an einen Mord … was … wer wurde überhaupt ermordet?«
»Gute Frage«, sagte Oliver.
»Ich verstehe nicht, was Sie meinen.«
»Von wie viel Morden wissen Sie denn, Mike?« sagte Decker.
»Reden Sie von Kingston Merritt?«
»Michael, halt den Mund!« befahl Kelley.
»Na hör mal, jeder, der Lilah und Davida nahesteht, weiß, daß Kingston letzte Nacht ermordet wurde. Das ist furchtbar, aber ich habe nichts damit zu tun. Ich weiß nicht, wie meine Brieftasche dahingekommen ist. Mein Gott, ich hab den Mann vor ein paar Tagen überhaupt erst kennengelernt. Wir hatten einen kleinen Streit. Ihre Kollegin war doch sogar dabei. Vielleicht war Merritt so sauer auf mich, daß er meine Brieftasche gestohlen hat.«
»Kingston Merritt soll Ihre Brieftasche gestohlen haben?« sagte Oliver.
»Ich weiß es nicht.« Ness begann auf und ab zu gehen. »Ich weiß es nicht, okay?«
Decker bemerkte die Panik in der Stimme des jungen Mannes. Sein Gefühl sagte ihm, daß Ness in die Sache verstrickt war. Jetzt mußte er nur noch herausfinden, wie tief. »Wo waren Sie gestern, Mike?«
»Ist das ein offizielles Verhör?« verlangte Kelley zu wissen.
»Wenn Sie wollen, Ma’am, kann ich ihm seine Rechte vorlesen«, sagte Oliver.
»Das ist doch absolut absurd!« sagte Kelley.
»Nein, Ms. Ness, so sieht es das Gesetz vor.« Oliver las Ness seine Rechte vor. »Okay, dann werden wir Sie jetzt festnehmen …«
»Festnehmen?« schrie Kelley. »Das ist doch wohl nicht Ihr Ernst!«
»Ich schwöre, ich hab keine blasse Ahnung«, sagte Ness. »Ich war nicht dort … ich meine, meine Brieftasche …« Er begrub das Gesicht in den Händen. »Hören Sie, wenn Sie mich festnehmen wollen …«
»Michael, halt den Mund!« brüllte Kelley.
»Kelley, besorg mir einen Anwalt. Er soll zur Polizei kommen …«
Kelley sprang vom Bett auf und stellte sich vor die Tür. »Ich laß dich nicht mit ihnen gehen, Michael! Das kannst du nicht machen!«
»Kelley …«
Sie wurden durch ein Klopfen an der Tür unterbrochen.
»Erwarten Sie jemanden?« fragte Oliver.
Ness schloß die Augen und sagte: »Nein, niemanden.«
Decker öffnete die Tür und sah überrascht Justice Ferris und Don Malone vor sich stehen. Die Detectives von Burbank hatten einen hellhäutigen Schwarzen zwischen sich, dessen Arme mit Nylon-Handschellen auf dem Rücken zusammengebunden waren. Donnie hatte den für Detectives typischen verknitterten braunen Anzug an. Justice hingegen trug einen schwarzen Anzug, dazu schwarzes Hemd, schwarze Eidechs-Stiefel und eine weiße Krawatte. Er sah aus wie ein Hollywoodproduzent oder ein Dealer.
»Wer sind denn Sie?« fragte Ferris Oliver.
»Devonshire – Mordkommission«, sagte Oliver.
Kelley stöhnte erneut auf, dann legte sie eine Hand auf ihren Mund und wich zur Wand zurück.
Nett, dachte Decker, sie war also auch in die Sache verwickelt. Ihre Hände zitterten, und ihre Stirn glänzte plötzlich vor Schweiß. Decker sah zu Ness. Dessen Gesicht war vor Wut
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