Decker & Lazarus 05 - Du sollst nicht luegen
Handtücher gewechselt und ihm gesagt, er solle niemandem von meinem Besuch erzählen. Es würde Leute, die eine schmutzige Phantasie haben, auf dumme Gedanken bringen. Das hat er verstanden.«
»Sie haben also nicht mit ihm geschlafen?«
Lilahs Nasenlöcher blähten sich erneut. »Schon der Gedanke daran ist widerwärtig.«
Was Lilah sagte, stimmte mit dem überein, was Marge und Decker in Totes’ Stall aufgefallen war. Marge erinnerte sich, wie Decker bemerkte, daß die Laken im Stall sauber waren. »Was haben Sie dann gemacht?«
»Was ich gemacht hab?« Lilah versuchte durch Blinzeln die Tränen aufzuhalten. »Ich … hab’ beschlossen, der Polizei eine richtige Aufgabe zu stellen. Zunächst hab’ ich mein Zimmer systematisch verwüstet. Das fiel mir nicht schwer, weil ich wütend war. Gegen Morgen kam mir dann der Gedanke, daß ich etwas mit mir anstellen müßte, damit das Verbrechen realistisch aussieht. Also hab ich mich … an besonders wirkungsvollen Stellen geschlagen … oder eher gekniffen. Ich bin sehr hellhäutig und krieg leicht blaue Flecken. Was nicht geschwollen genug – übel genug – aussah, hab ich gezielt mit einem Adstringens behandelt – einem speziellen Ätzmittel, das wir in der Beauty-Farm bei Gästen mit Hautproblemen verwenden.« Sie rümpfte die Nase. »Dann hab ich, kurz bevor Mercedes auftauchen würde, eine eiskalte Dusche genommen, um meine Körpertemperatur herunterzusetzen. Dann kam das Hausmädchen … den Rest kennen Sie.«
»Und die Sache mit dem Pferd?«
»Also, das war wirklich dämlich! Ich hab Apollo geliebt. Ich war untröstlich, als er starb.«
»Sie haben ihm zu viel PCP gegeben?«
»Nein, ich war sehr vorsichtig. Apollo muß irgendwie komisch darauf reagiert haben. Wenn ich früher schon mal einem Pferd PCP gegeben hab, ist es einfach eingeschlafen. Ich geb meinen Pferden ständig Beruhigungsmittel, zum Beispiel wenn ich Ihnen die Zähne poliere oder sonst was an ihnen mache. Ich war schockiert … hatte furchtbare Angst. Wenn Peter mich nicht gerettet hätte, wäre ich jetzt tot.«
»Lilah, warum hielten Sie es überhaupt für notwendig, ein Verbrechen vorzutäuschen?« fragte Marge. »Sie hatten doch eins – den Einbruchsdiebstahl. Warum haben Sie den nicht einfach gemeldet?«
»Warum?« Lilah lachte verhalten. »Detective, was für eine Brisanz hätte für Sie … oder Peter … oder sonst wen von der Polizei der Diebstahl einiger alter Papiere gehabt? Aber eine Vergewaltigung … und dazu noch eine Vergewaltigung, bei der Schmuck gestohlen wurde … da lohnte es sich doch nachzuforschen. Und ich hatte gehofft, wenn Sie einmal angefangen hätten, würden Sie solange ermitteln, bis Sie auch die Memoiren gefunden hätten.«
Sie zuckte die Achseln.
»Also hab ich mir meine kleine Täuschung ausgedacht. Na und? Sie tun genau das, was ich mir vorgestellt habe. Der Fall hat eine Eigendynamik entwickelt. Was Apollo betrifft … das hab’ ich gemacht, um sicherzugehen, daß der Fall nicht stagniert, daß er vorangetrieben wird. Damit Peter mir glaubt, als ich ihm sagte, daß es jemand auf mich abgesehen hat … und er hat mir geglaubt.«
»Allerdings haben wir die Memoiren immer noch nicht gefunden, Lilah.«
»Aber jetzt werden Sie doch ganz bestimmt nach ihnen suchen.«
Marge antwortete nicht. Sie wußte, daß Lilah absolut recht hatte. Der Fall hatte eine Eigendynamik entwickelt. Und sie hatte die Polizei richtig eingeschätzt. Bei den ganzen Gewaltverbrechen, die die Straßen heimsuchten, hätte sich niemand sonderlich um verloren gegangene alte Memoiren geschert. Die Frau war zwar keine Prophetin, aber sie war sehr clever.
»Wer hat Ihren Bruder umgebracht?« fragte Marge.
»Sprechen Sie mit Mutter. Kingston hat angedeutet, daß sie mit dem Diebstahl zu tun hätte. Ich bin sicher, daß sie auch mit dem Mord an ihm zu tun hat.«
»Wer könnte noch in die Sache verwickelt sein?«
»Mutter hat sich eine ansehnliche Gefolgschaft aufgebaut Michael, Kelley, sogar Freddy. Schließlich hat der mich in der Nacht, in der der Diebstahl passierte, ausgeführt. Jeder von ihnen ist für sie ein potentieller Laufbursche.«
»Haben Sie eine Ahnung, wie derjenige in Ihren inneren Safe gelangen konnte?«
»Keinen Schimmer.« Lilah wirkte plötzlich verlegen. »Sie werden aber doch die Beschuldigungen gegen Carl fallen lassen, oder?«
»Ja.«
»Ich hab Ihnen schließlich gesagt, daß er unschuldig ist.«
Marge antwortete nicht.
»Werden Sie gegen mich
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