Decker & Lazarus 05 - Du sollst nicht luegen
Augenblick reglos. Dann stürzte sie ihren Drink hinunter. »Sie reden Unsinn, mein Freund. Das ist ein Euphemismus für Scheiße! Wenn Sie noch weiter grundlose Behauptungen aufstellen wollen, bitte sehr. Aber an Ihrer Stelle würde ich mich zurückhalten. Ich habe nämlich einen sehr guten Anwalt unter Vertrag – für verleumderische Hunde wie Sie. Ich rate Ihnen, vorsichtig zu sein, Peter.«
»Wo waren Sie am Mittwoch zwischen drei und sechs, Davida?«
»Oh, jetzt werde ich also offiziell verhört? Brauche ich einen Anwalt, Detective?«
»Warum nicht, Davida? Wenn er eh unter Vertrag steht.«
»Scheren Sie sich zum Teufel!«
»Ganz ruhig.« Decker rief Marge aus dem Nebenzimmer herein, dann nahm er eine Karte aus der Tasche und las der alten Dame ihre Rechte vor. Außerdem zog er einen Minikassettenrecorder hervor und stellte ihn an.
»Haben Sie was dagegen?«
»Kein Problem.« Davida betrachtete ihre Fingernägel. »Wird Ihre kleine Spießgesellin mir jetzt Handschellen anlegen?«
»Nein, sie wird Ihnen keine Handschellen anlegen. Sie stehen nicht unter Anklage.«
»Warum haben Sie mir dann meine Rechte vorgelesen?«
»Ich geh wieder ins Schlafzimmer«, sagte Marge. »Ruf mich, wenn du mich brauchst, Pete.«
Decker nickte. »Was wollen Sie denn von mir?« fragte Davida.
»Warum haben Sie Kingston umbringen lassen?«
»Haben Sie den Verstand verloren, Peter?« Davida warf den Kopf zurück. »Ich habe ihn nicht umbringen lassen.«
»Wie ist er denn dann gestorben?«
»Wie zum Teufel soll ich das wissen? Ich war nicht dort!«
»Wenn Sie nicht dort waren, wo waren Sie denn dann letzten Mittwoch zwischen drei und sechs?«
»Ich muß Ihre Fragen nicht beantworten.«
»Nein, das müssen Sie nicht.«
Einen Augenblick herrschte Schweigen.
»Wenn Sie es unbedingt wissen müssen, ich fuhr vermutlich gerade nach Malibu raus.«
Decker setzte sich auf das Sofa. »Sie sind mit Ihrer tollen Limousine nach Malibu gefahren, was?«
»Ich reise immer äußerst stilvoll.«
»Nur komisch, wie Sie zur gleichen Zeit mit der Limousine nach Malibu fahren konnten, wo doch Russ Donnally mit der Limousine auf dem Parkplatz von Kingston Merritt stand.«
Die alte Frau lehnte sich gegen die Wand und schloß die Augen. »Sie sind sehr gut.«
»Sie haben Donnally Kingston auf den Hals gehetzt«, sagte Decker.
»Ich habe Albert niemandem auf den Hals gehetzt!«
»Albert?«
»Russ.« Davida lächelte. »Ich hab ihn Albert genannt. Ich fand, der Name paßte besser auf einen Chauffeur.« Erneut klapperte sie mit den Wimpern. »Finden Sie nicht auch?«
Decker verdrehte die Augen.
»Und wenn Albert beschlossen hatte, zu Kingstons Praxis zu fahren«, sagte Davida, »und wenn Albert mit Kingston in Streit geraten ist, dann ist das doch nicht meine Schuld.«
»Russ Donnally war bei Ihnen angestellt, Davida. Hier geht es möglicherweise um Anstiftung zum Mord …«
»Das ist doch absurd! Ich will mit meinem Anwalt reden.«
»Sie wissen, wo das Telefon steht.«
»Ach, Sie können mich mal!« Davida begann, auf und ab zu gehen. »Okay, also vielleicht ist Albert tatsächlich zu Kingstons Praxis gefahren. Nur um mit ihm zu reden … ihn verdammt noch mal zur Vernunft zu bringen. Zum Teufel mit Kingston. Er war sozusagen dabei, die Büchse der Pandora zu öffnen. Ich hatte keine Lust, mich jetzt noch mit diesem Mist auseinanderzusetzen. Man wird schließlich nicht jünger. Das können Sie sicher verstehen.«
Decker schwieg.
»Ich weiß nicht …« Davida holte tief Luft. »Ich weiß nicht, was passiert ist. Wenn Albert von sich aus zu Kings Praxis gefahren ist und sich wie ein Vollstrecker der Mafia verhalten hat, dann ist das nicht meine Schuld.«
Davida fuhr mit der Hand an ihre Kehle.
»Mein Sohn hatte immer eine Waffe in seinem Büro. Und Albert … er … war auch immer bewaffnet. Da kam er sich ganz toll vor, der kleine Mistkerl. Vielleicht hat Albert irgendwelche Forderungen an King gestellt. Und King war furchtbar jähzornig. Vermutlich geriet die Situation außer Kontrolle. Vermutlich haben sie … beide aufeinander losgeballert … wie in einem schlechten Western.«
»Kings Büro wurde durchwühlt, Davida«, sagte Decker.
»Sicher gab es einen furchtbaren … Kampf.« Erneut biß sie auf ihrem Daumennagel herum. »Ich weiß nicht, was passiert ist, weil ich nicht drinnen war. Ich bin rausgegangen, als ich …«
Sie verstummte. »Sie sind rausgegangen, als Sie Schüsse hörten?« sagte Decker.
Im Zimmer wurde
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