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Decker & Lazarus 05 - Du sollst nicht luegen

Decker & Lazarus 05 - Du sollst nicht luegen

Titel: Decker & Lazarus 05 - Du sollst nicht luegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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es still. Die alte Frau ließ sich auf den Diwan sinken. Rosa Morgenrock auf rosafarbenen Polstern. Sie schien mit dem Sofa zu verschmelzen – eine Frau, die einerseits sehr präsent war, sich andererseits kaum von ihrer Umgebung abhob. Wie ein Basrelief. Doch ihre Stimme hatte sie immer noch unter Kontrolle – kein Zittern oder Jammern.
    »Russ wollte nur mit Kingston reden, Sergeant.«
    »Worüber wollte er mit ihm reden?«
    »Kingston behauptete, er hätte die Memoiren.«
    »Und Sie wollten Sie haben, stimmt’s?« sagte Decker.
    Sie schwieg.
    »Warum?« fragte Decker.
    »Das geht Sie verdammt noch mal nichts an.«
    »Sie haben Kingston beauftragt, sie zu stehlen …«
    »Hab ich nicht!« Davida schien beleidigt. »Ich plappere eben manchmal so Sachen … so Sachen wie ›Gott, ich wünschte, ich hätte diese Papiere.‹ Ich kann doch nichts dazu, daß mein Sohn mich so sehr liebt, daß er mir jeden Wunsch zu erfüllen versucht.«
    »Warum hat er es sich dann anders überlegt und beschlossen, die Papiere zu behalten, Davida?« sagte Decker.
    »Das weiß ich nicht. Ich hab versucht, ihn anzurufen, um ihn genau das zu fragen. Aber er wollte nicht am Telefon mit mir darüber reden. Und ich war nicht bereit, in seine Praxis zu gehen, wo er diese ganzen Föten abschlachtet. Seine Forschungen haben mich ganz krank gemacht!«
    »Was haben Sie mit der Waffe gemacht, die Sie Donnally gegeben haben?«
    Ihr Blick wurde hart. »Was für eine Waffe? Ich besitze keine Waffe. Ich hab Ihnen doch gesagt, daß Albert immer bewaffnet war. Ich nicht. Ich habe keine Waffen. Das wird Ihre Durchsuchung bestätigen.«
    Was bedeutete, wenn sich Waffen am Tatort befunden hatten, dann hatte sie vermutlich Kelley und Eubie beauftragt, sie zu beseitigen, als sie Russ’ Leiche holten. Allerdings schworen beide, sie hätten keine Waffen gesehen. Darüber würde er sich später Gedanken machen.
    »Kingston hat Ihnen also nie erzählt, warum er es sich anders überlegt und beschlossen hatte, die Memoiren zu behalten?« sagte Decker.
    Davida schwieg.
    »Kennen Sie eine Frau namens Greta Millstein, Davida?«
    Sie warf den Kopf in den Nacken und stieß ein schallendes, aber freudloses Gelächter aus.
    »Mein Gott, wo haben Sie denn diese senile Sauerkrautfresserin ausgebuddelt? Die muß doch mindestens hundert Jahre alt sein.«
    »Nee, so alt nicht. Nicht viel älter als Sie, würd’ ich sagen.«
    Das saß. Mal wieder schmiß sie ihr leeres Glas quer durch das Zimmer. »Was für Märchen hat dieses verschrumpelte Naziweib Ihnen denn aufgetischt?«
    »Diese Memoiren müssen für Sie ein großes Problem darstellen, Davida«, sagte Decker. »Nachdem Sie all die Jahre Freddy eingeredet haben, er sei adoptiert, könnte er nun seine wahre Herkunft erfahren. Und dann war da natürlich noch Lilah. Plus all die anderen Dinge, von denen in den Papieren die Rede ist, die Sie nicht ans Licht kommen lassen wollen – Dinge, die Sie sonst noch getan haben.«
    Davida blickte verstört auf. »Was für andere Dinge?«
    »Den Mord an Heidi Millstein.«
    »Den Mord an Heidi … hat dieses alte Miststück etwa behauptet, ich sei für den Tod ihrer Tochter verantwortlich?« Davida begann auf und ab zu gehen. »Ich will Ihnen mal was sagen, Sergeant. Es war Heidis Entscheidung, mit meinem Mann zu bumsen. Es war Heidis Entscheidung, mit meinem Mann zu trinken. Und es war Heidis Entscheidung, sich Pillen reinzuziehen, während sie mit meinem Mann getrunken und gebumst hat. Mit meinem Mann, verstehen Sie das? MEIN Mann! Und selbst wenn sie ein paar törichte Entscheidungen getroffen hat, habe ich für dieses kleine Flittchen keine Tränen übrig. Ich bin froh, daß sie gestorben ist. Und wenn Hermann in seiner Gefühlsduselei das anders beschrieben hat, dann ist er nicht nur ein Arschloch, sondern auch ein Lügner!«
    Außer Atem blieb sie stehen und ließ sich wieder auf das Sofa plumpsen. »Gießen Sie mir einen Drink ein, Peter.«
    »Das gehört nicht zu meinem Job, Davida.«
    »Tun Sie’s trotzdem für mich … bitte?«
    Decker betrachtete ihr Gesicht – urplötzlich alt und besiegt. Er stand auf und schenkte ihr einen Fingerbreit Bourbon ein. Davida hielt das Glas mit zitternden Händen und trank in hastigen Schlucken.
    »Der gute alte Freddy. Er muß mich verachten.«
    Sie klang traurig. Aber mehr aus Selbstmitleid als aus Bedauern. »Ja, ich glaube, das tut er«, sagte Decker.
    »Ich mußte … die Wahrheit verbergen. Das hätte zu viele Fragen

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