Decker & Lazarus 05 - Du sollst nicht luegen
Fortsetzung folgt …«
Decker nickte. »Yeah, wir bleiben an der Sache dran.«
»Darauf kannst du Gift nehmen …« Marge seufzte. »Obwohl wir bereits bis zum Hals in anderen Fällen sitzen.«
»Die Arbeit eines Cops ist nie beendet.«
Marge lächelte.
»Morrison machte einen ganz passablen Eindruck, findest du nicht?« sagte Decker.
»Ganz ordentlich, wenn man bedenkt, wie er vor sich hin fluchte.«
»Diese Art PR ist gar nicht so schlecht – eine berühmte Frau, die zum Verhör geholt wird.« Decker trat von einem Fuß auf den anderen. »Von wegen das Gesetz schützt jeden ohne Ansehen von Reichtum und diesem ganzen Müll. Nur blöd, daß sie sie nicht länger als ein paar Stunden festhalten können.«
»Sie wird Klage erheben, Pete. Wegen unrechtmäßiger Festnahme.«
»Sie wurde nicht festgenommen, nur zur Vernehmung geholt …«
»Pete …«
»Sie kann ruhig klagen, aber das bringt ihr nichts. Niemand will sie wegen irgendwas einsperren, weil wir nicht genügend Beweise haben.« Plötzlich bemerkte Decker, daß Marge ein großes Buch unter dem Arm hielt. »Was hast du denn da?«
»Ein High-School-Jahrbuch.« Marge ließ die Seiten aufblättern. »Zehn Jahre alt. Kelley Ness war damals in der zehnten Klasse.«
»Ist es von Kelley?«
»Yeah, all die kleinen Widmungen auf dem Titelblatt sind an sie gerichtet. Normalerweise hätte ich keinen Gedanken an so etwas verschwendet, bloß, es war unter einem Dielenbrett in Davidas Schlafzimmer versteckt.«
»Tatsächlich. Hast du da sonst noch was gefunden?«
»Nein. Soweit ich bisher feststellen konnte, steht in dem Album nichts Ungewöhnliches. Aber allein die Tatsache, daß Davida es versteckt hat, muß doch bedeuten, daß mir was entgangen ist.« Sie reichte es Decker. »Versuch du mal dein Glück.«
Decker nahm das Jahrbuch und betrachtete den Umschlag – Jackson High, Fountainville, Kalifornien. Ein sepiafarbenes Foto von Präsident Andrew Jackson.
»Laß uns ins Haus gehen.«
»Gute Idee«, sagte Marge. Sie schloß die Tür und setzte sich in einen Ohrensessel. Decker nahm auf Davidas pinkfarbenem Sofa Platz und schlug das Album auf.
Es war lustig mit dir in Geschichte. Bis nächstes Jahr. Einen super Sommer – Heather.
Sei nicht motzig wegen Geometrie, Kell. Du warst
doch immer gut im Wurzelziehen – Ryan.
Motzig. Das war zehn Jahre her.
Noch mehr jugendliche Weisheiten. Decker blätterte eine weitere Seite um – eine Widmung, die die halbe Seite einnahm. Diesmal klang es sehr persönlich. Decker las es erst still für sich und dann noch einmal laut:
Meine liebste Kelley,
ich weiß, daß dies eine sehr schwierige Zeit für Dich und auch für Mitchy gewesen ist. Aber Du mußt immer daran denken, daß wir durch bestimmte Dinge einfach durchmüssen. Daß die große Trommel für jeden Menschen anders schlägt und wir unseren eigenen Rhythmus finden müssen. Ich werde immer für Dich da sein. Du weißt, wie viel Du mir bedeutest, und wir werden immer Freunde sein, egal was die Leute sagen oder tun. Und die Leute tun und sagen häßliche Dinge. Aber das macht uns nur stark. Alleine gehen wir unter, aber gemeinsam stehen wir aufrecht. Es wird immer welche geben, die einen unterkriegen wollen. Hör nicht auf sie. Hör auf dein Herz, dann weißt du, daß du mir viel bedeutest und daß ich dich von ganzem Herzen liebe. Ich will nur das Beste für dich. Das weiß du doch.
Auf ewig
Denise
»Denise?« sagte Marge. »Steht da nicht Dennis, Pete?«
»Nein, da steht Denise.« Decker zeigte ihr die Seite. »Siehst du? Sie hat sogar über das i ein kleines Herz gemalt.«
Marge richtete sich plötzlich auf. »Weißt du, Pete, nicht daß es viel zu bedeuten hätte, aber vielleicht ist das das Geheimnis, das Kelley und Mike zu verbergen versucht haben.«
»Was für ein Geheimnis?«
»Vielleicht ist Kelley lesbisch.«
Decker runzelte die Stirn. »Ich glaube nicht, daß Schwulsein heutzutage noch ein Grund für Erpressung ist. Und außerdem, Marge, hab ich die Widmungen im Album meiner Tochter gelesen. Cindys Jahrbuch war voller sentimentalem Zeug – Wörter wie Freundschaft und Liebe wurden völlig austauschbar benutzt. Denise war vermutlich Kelleys beste Freundin.«
»Vielleicht eine Freundschaft, aus der eine sexuelle Beziehung wurde.«
»Für mich kein Grund für Erpressung.«
»Warum hat Davida dann dieses Jahrbuch, Pete?«
»Weiß ich nicht.«
Er blätterte zu den Fotos von der zehnten Klasse und fand eine kleine
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