Decker & Lazarus 05 - Du sollst nicht luegen
war. Ich brauche diese Liste so schnell wie möglich.«
»Sie verdächtigen doch keinen der Gäste …«
»Wir werden so diskret sein wie möglich.«
»Wo ist Miss Brecht?« fragte Kelley. »Kann ich sie anrufen?«
»Mein Partner wird sich in Kürze mit ihr unterhalten. Ich werde ihm sagen, daß Sie gerne mit Miss Brecht sprechen möchten. Doch zurück zu der Liste, Kelley. Ich interessiere mich besonders für die Männer, die hier arbeiten – Köche, Hausmeister, Hilfskräfte, Sportlehrer. Haben Sie männliche Lehrer hier?«
»Nur Eubie Jeffers und meinen Bru … Sie nehmen doch wohl nicht an, daß die was mit der Sache zu tun haben?«
»Um was geht es bei der Klage von dieser Ms. Betham?«
Kelley runzelte die Stirn. »Ms. Betham ist eine verstörte alte Hexe. Sie hatte tatsächlich die Dreistigkeit zu behaupten … daß einer der Männer, die hier in der Beauty-Farm arbeiten, ihr zu nahe getreten ist.«
»Wer?«
»Die ganze Klage ist lächer …«
»Welcher Mann?« drängte Marge.
Kelley zögerte, dann sagte sie: »Mein Bruder Mike. Wenn Sie meinen Bruder kennen würden, wüßten Sie, wie hirnrissig diese Klage ist. Eigentlich sollte ich Ihnen das gar nicht erzählen, aber da Sie nicht in dem Fall ermitteln … Sie war diejenige, die versucht hat, meinen Bruder anzumachen. Und als er nicht wollte, wurde sie bösartig. So einen Unsinn dulden wir im Valley Canyon Spa nicht. Die meisten unserer Klienten werden von früheren Klienten empfohlen. Sie kam einfach so, ohne Empfehlung. Mit solchen Leuten haben wir immer den meisten Ärger.«
»War Ihr Bruder Mike vergangene Nacht hier?« fragte Marge.
Kelleys Augen verengten sich. »Was wollen Sie damit sagen?«
»Ich will damit überhaupt nichts sagen. Ich will noch nicht mal etwas andeuten, Kelley. Ich stelle ganz einfach eine Frage. War Ihr Bruder letzte Nacht auf dem Gelände?«
»Er wohnt hier.«
»Ihr Bruder ist doch häufiger in Miss Brechts Haus, oder nicht?«
»Nein, er ist nicht häufig in Miss Brechts Haus!«
»Ich meine, um im Garten Gemüse zu ernten oder vielleicht irgendwas im Haus zu reparieren …«
»Ach so …« Kelley entspannte ihre Schultern. »Ja. Lilah gibt ihm schon mal solche Aufträge. Das zeigt doch nur, wie sehr sie ihm vertraut.«
Marge blieb ungerührt. »Wenn Sie jetzt bitte mit der Liste anfangen wollen, sehe ich mich etwas auf dem Gelände um, um mich ein bißchen zu orientieren. Sie haben doch wohl nichts dagegen?«
Kelley war blaß geworden. »Ich weiß nicht, ob ich ohne Miss Brechts Einverständnis überhaupt etwas tun sollte.«
»Ms. Ness, warum sind Sie so wenig bereit zu helfen? Ihre Arbeitgeberin wurde überfallen und zusammengeschlagen. Wollen Sie denn nicht wissen, wer das getan hat?«
»Natürlich will ich das! Es ist bloß der Schock … Mein Gott, das ist unvorstellbar!«
Marge stand auf und warf ihre Handtasche über die Schulter. »Wissen Sie, was das beste ist, wenn man so einen Schock erlebt? Was Konkretes tun. Zum Beispiel eine Liste aufstellen. Solche Details bringen einen immer in die Normalität zurück. Glauben Sie mir, ich weiß, wovon ich rede.«
»Vermutlich.«
»Ich lauf ein bißchen herum«, sagte Marge. »Piepsen Sie mich an, wenn Sie die Liste fertig haben.«
»Detective!« platzte Kelley heraus. »Detective, nehmen Sie’s mir nicht übel, aber ich möchte nicht, daß die Frauen einen Schrecken bekommen, wenn sie merken, daß die Polizei hier herumschnüffelt.«
»Das kann ich sehr gut verstehen. Ich garantiere Ihnen, daß ich mich ganz diskret verhalte.« Marge zwinkerte mit den Augen. »Hey, ich schnapp mir ’nen Guajavesaft und misch mich unters Volk.«
5
Die Gruppe hatte gerade mit den Lockerungsübungen begonnen, als Mike Ness seinen Namen über den Lautsprecher hörte. Ein Handtuch um den Hals geworfen, das Trägerhemd schweißdurchtränkt, erklärte er seinen Damen, sie sollten »brav weitermachen«, während er nachfrage, was man von ihm wolle. Die intensive Aerobic-Stunde am Nachmittag wurde in der Jazzarena abgehalten, an deren Rückwand sich ein riesiges Wandgemälde mit berühmten Musikern befand. Das Telefon in dem Raum war zwischen den Augen von Dizzy Gillespie angebracht. Ness nahm den Hörer ab.
»Mike, ich wollte dich nur warnen. Die Polizei schnüffelt hier herum.«
Ness konnte nicht antworten. Er spürte, wie sein Herz raste.
»Offenbar ist Lilah letzte Nacht etwas zugestoßen …«
»Was!«
»Sie wurde überfallen, Mike.«
Ness spürte, wie seine Knie
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