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Decker & Lazarus 05 - Du sollst nicht luegen

Decker & Lazarus 05 - Du sollst nicht luegen

Titel: Decker & Lazarus 05 - Du sollst nicht luegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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Kleidung und eine Ausbildung brauchte – das würde bei seinem Gehalt ziemlich eng werden. Hinzu kamen noch Rinas morgendliche Übelkeit und ihre Stimmungsschwankungen. Außerdem zeigten seine Stiefsöhne ihm die kalte Schulter. Beide hatten lange gebraucht, um sich mit einem Eindringling abzufinden. In letzter Zeit war es besser geworden. Die vielen Sonntage im Park, wo sie Modellraketen starteten, hatten eindeutig dazu beigetragen. Doch Sammy und Jake waren immer noch ziemlich mißtrauisch.
    Durchaus verständlich, aber er würde ihnen schon noch das Gegenteil beweisen.
    Am meisten schmerzte ihn die Reaktion seiner fast erwachsenen Tochter. Cindy war ihm immer so unabhängig erschienen. Sie hatte den letzten Sommer in Europa verbracht und war seit diesem Jahr auf dem College. Sie schrieb selten, rief nie an.
    Sie hatte auch nie viel Zeit, wenn er anrief. Doch wenn sie miteinander sprachen, war das immer freundschaftlich und heiter gewesen. Sie schien auch keine Probleme damit zu haben, daß er Rina heiratete. Im Gegenteil, Cindy und Rina hatten sich von Anfang an gut verstanden. Besser als er je zu hoffen gewagt hätte.
    Deshalb hatte es ihn schockiert, wie sie auf die Nachricht reagierte – dieses furchtbare Schweigen. Hätte sie sich denn was dabei vergeben, ihm zu gratulieren, als sie endlich was sagte?
    Mannomann, sie konnte einen ganz schön treffen.
    Meinst du nicht, daß ihr die Sache ein wenig überstürzt, Dad?
    Jetzt war es an ihm gewesen zu schweigen.
    Nun ja, selbst wenn wir die Sache tatsächlich überstürzt haben, Cindy, können wir’s jetzt wohl kaum noch rückgängig machen.
    Das stimmt.
    Erneutes Schweigen.
    Na dann, viel Glück.
    Klang sehr abfällig, so wie in ›viel Glück, du wirst es brauchen, Kumpel.‹
    Cindy, ich hab dich lieb …
    Hör mal, Dad, ich bin erwachsen, ich bin kein Kind mehr. Du brauchst mir nichts zu beteuern. Mir ist schon klar, daß du mich lieb hast, egal wie viele Kinder ihr noch bekommt. Und das werden sicher einige sein, weil Rina noch jung ist. Wenn es das ist, was du willst, dann wünsche ich dir alles Gute.
    Cindy, ich will dir überhaupt nichts beteuern …
    Genau das tust du aber. Lüg doch nicht.
    Okay, vielleicht ist es so. Aber es ist doch wohl nicht so schrecklich, wenn ein Vater zu seiner Tochter sagt, daß er sie lieb hat.
    Eisiges Schweigen.
    Decker seufzte. Tut mir leid, wenn ich dich verärgert hab …
    Ich bin nicht sauer.
    Wenn ich dich verärgert hab, weil ich dir meine Liebe beteuern wollte.
    Oh. Schweigen. Ist schon gut.
    Soll ich dich morgen noch mal anrufen.
    Wenn du willst.
    Dann ruf ich morgen noch mal an.
    Okay. Sie hatte einen Augenblick gezögert. Wie geht’s deinem Arm, Daddy?
    Mach dir um mich keine Sorgen, Honey. Mir geht’s gut.
    Yeah, dir geht’s immer gut. Bis dann.
    Er hatte sie am nächsten Tag angerufen. Und am nächsten und am übernächsten. Jedes Mal war er auf die gleiche frostige Haltung gestoßen. Ein paar nichtssagende Worte, eine aufrichtig gemeinte Frage nach seiner Gesundheit und eine kühle Reaktion, wenn er sagte, es ginge ihm gut. Er wußte, sie wollte, daß er sich ihr anvertraute, aber das war einfach nicht seine Art. Er wollte sich bei niemandem ausweinen, schon gar nicht bei seiner Tochter.
    Und so ging das immer weiter. Schließlich schlug Rina vor, er solle warten, bis Cindy auf ihn zukäme.
    Natürlich hatte dieser Vorschlag zu einem Streit geführt. Er beschuldigte Rina, sich in seine Angelegenheiten mit seiner Tochter einzumischen. Später bedauerte er seine Reaktion, aber ihm war auch nicht danach, sich bei Rina zu entschuldigen. Und Rina versuchte nichts zu forcieren; sie war gut in diesen Dingen.
    Nachdem er sich beruhigt hatte, mußte er sich eingestehen, daß Rinas Rat gar nicht so schlecht gewesen war. Ihm wurde klar, daß sein ständiges Anrufen Cindy das Gefühl geben mußte, daß er sich ihrer Beziehung nicht sicher sei. Im Laufe der Monate zwang er sich, nur noch einmal die Woche anzurufen. Und jedes Mal war Cindy unnahbar gewesen.
    Vielleicht würde sie ja wieder zugänglicher, wenn das Baby da war.
    Und vielleicht würde er auch im Lotto gewinnen.
     
    Die Praxis von Frederick Brecht war in Tarzana, am westlichen Ende des Ventura Boulevard – der glitzernden Einkaufsmeile für das San Fernando Valley. Decker hatte ein Ärztehaus erwartet, statt dessen stand er vor einem zweistöckigen Mini-Einkaufszentrum. Brechts Praxis lag eingekeilt zwischen einem Reisebüro und einem Bioladen. Für jedes

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