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Decker & Lazarus 05 - Du sollst nicht luegen

Decker & Lazarus 05 - Du sollst nicht luegen

Titel: Decker & Lazarus 05 - Du sollst nicht luegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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keine Fotos aus dem Leichenschauhaus.«
    Decker blickte auf. »Ich kann das auch später machen.«
    »Nein, mich stört das nicht.« Sie rümpfte die Nase. »Muß ja wohl ein wichtiger Fall sein, wenn du schon zu Hause daran arbeitest.«
    »Nichts Außergewöhnliches, was das Verbrechen angeht.« Decker schob seine Cornflakesschüssel beiseite. »Aber die hohen Tiere glauben, der Fall könnte eine Menge Staub aufwirbeln. Und Foothill ist seit der Rodney-King-Prügelei ein bißchen kamerascheu.«
    Rina setzte sich hin und nahm einen Löffel durchgeweichter Cornflakes. »Wenn du die Welt sicher machen willst, mußt du dich ordentlich ernähren. Mund auf.«
    Decker nahm lächelnd den Löffel, aß aber nicht. Statt dessen schob er die Papiere zusammen und steckte sie in seine Aktentasche. Rina runzelte die Stirn.
    »Niemand verurteilt deswegen die gesamte Polizei von L. A., Peter.«
    »Ach, hör doch auf«, fuhr Decker sie an. »Die gesamte Polizei wird doch über einen Kamm geschoren. Das macht mich stinkwütend auf die Kerle, die das getan haben. Und in meinem tiefsten Innern bin ich auch wütend auf mich selbst. Denn wenn ich ehrlich bin, muß ich zugeben, daß ich mir manchmal auch schon verdammt unmenschlich vorgekommen bin.«
    »Aber du hast dich nicht wie ein Tier aufgeführt. Das ist der Unterschied.« Rina nahm seine Hand. »Deine Schuldgefühle sind irrational, Peter. Sie haben den Typ geschlagen, nicht du. Es war furchtbar, es war widerlich. Aber du hattest nichts damit zu tun!«
    »Kollektive Verantwortlichkeit. Meine ganze Abteilung hat darunter zu leiden. Du kennst doch Morrison. Er ist normalerweise nicht der Typ, der sich in meine Fälle einmischt. Stell dir vor, er hat Marge und mich schon zigmal wegen dieser Sache angerufen. Kein direkter Druck, er will einfach wissen, ob wir schon was haben. Weil das wie gesagt ein Fall ist, der einigen Wirbel in der Öffentlichkeit auslösen könnte. Vor Rodney King hätte er sich keinen Deut darum gekümmert. Ein Verbrechen war ein Verbrechen war ein Verbrechen, egal wen es betraf.«
    »Dann mischt er sich halt ein bißchen mehr ein«, sagte Rina. »Das ist doch nicht so furchtbar … solange er nicht zum Hindernis wird.«
    »Genau, aber es ist nur ein schmaler Grat zwischen sich einmischen und hinderlich sein.« Decker warf die Hände in die Luft. »Ich plappere nur so dahin. Hör einfach nicht zu.«
    »Natürlich hör’ ich dir zu. Ich liebe dich und mache mir Sorgen um dich.«
    Decker tätschelte lächelnd ihre Hand. »Ist schon alles in Ordnung.«
    »Das war das typische ›Ich-will-Rina-nicht-aufregen‹-Lächeln.«
    »Was ist denn daran verkehrt?« fragte Decker.
    »Du machst dir zu viel Sorgen.«
    »Ich werd mich nicht mehr ändern.«
    »Verlang ich auch gar nicht von dir.«
    Decker konnte Lilah so gerade noch auffangen, bevor sie zu Boden fiel. Eine Hand um ihre schmale Taille gelegt, führte er sie behutsam zu ihrem Krankenhausbett zurück, und sie kroch unter die Decke. Sie wirkte so zerbrechlich. Mit einem Kleenex wischte sie sich den kalten Schweiß von der Stirn und sah ihm direkt in die Augen.
    »Langsam wird es für Sie wohl zur Gewohnheit, mich zu retten.«
    Decker antwortete nicht. Ihre Stimme klang aufreizend und gelangweilt zugleich, wie bei einer Figur von Tennessee Williams. Die Schwellung unter ihren Augen war zurückgegangen, die Haut war allerdings immer noch dunkel verfärbt. Zum ersten Mal sah er ihre Augen offen. Das Weiße war blutunterlaufen, die Iris leuchtend blau. Ihre Lippen waren mit einer Art Wachs bestrichen, doch die Schnittverletzungen schienen darunter gut zu heilen. Ihr flachsblondes Haar fiel – ein Auge fast bedeckend – wallend auf ihre bloßen Schultern herab. Ihre Haut war blaß bis auf einen Hauch von Rot über den ausgeprägten Wangenknochen.
    Er zog sich einen Stuhl heran und setzte sich rechts vom Bett. Sie drehte sich auf die linke Seite, bis ihre Gesichter weniger als einen halben Meter voneinander entfernt waren. Genau wie gestern spürte er ihre Verzweiflung, das Bedürfnis, sich an irgend etwas festzuhalten. Doch es lag etwas Krankhaftes in der Art, wie sie um Trost bat. Er lehnte sich ein Stück zurück, um zumindest ein bißchen Freiraum zu haben.
    »Dann wissen Sie also, wer ich bin«, sagte Decker.
    »Sergeant Deckman, oder?«
    »Decker. Sehr gut. Sie müssen mehr mitbekommen haben, als ich dachte. Ich bin froh, daß Sie wieder sprechen können, Miss Brecht.«
    Ihre Augen wurden glasig. »Danke.« Ihre

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