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Decker & Lazarus 05 - Du sollst nicht luegen

Decker & Lazarus 05 - Du sollst nicht luegen

Titel: Decker & Lazarus 05 - Du sollst nicht luegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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sagte Decker. »Lilah ist sicher auch ziemlich fertig.«
    »Warum das denn? Sie hat doch keinen Schmuck verloren.« Einen Augenblick herrschte Schweigen. »Oh … das war schrecklich von mir. Die arme Kleine. Aber sie ist noch jung, Peter. Die Jugend ist unverwüstlich. Sie wird darüber hinwegkommen. Für Leute wie mich ist das sehr viel schwerer.«
    »Ich denke, es wäre jetzt sehr hart für Sie, wenn Sie geschlagen worden wären«, sagte Decker. »Aber das wurden Sie nicht, Ms. Eversong, sondern Lilah. Und ich werde den Täter finden.«
    Davida blickte nach oben und sah ihm in die Augen. »Sagen Sie mir bitte folgendes, Peter. Werden Sie mit dem gleichen Eifer nach meinem Schmuck suchen, wie Sie es nach Lilahs Vergewaltiger tun?«
    »Wir werden allem auf den Grund gehen.«
    »Sie haben meine Frage nicht beantwortet.«
    »Lassen Sie uns noch ein wenig über Ihren Schmuck reden, Ms. Eversong. Wer außer Lilah wußte, daß Sie in Lilahs Safe Schmuck aufbewahrten?«
    »Alle meine Kinder. Und ich würde es jedem von ihnen durchaus zutrauen, mich hinterhältig zu berauben.«
    Diese Bemerkung ließ in Deckers Gehirn eine Lampe aufleuchten. Genau wie Freddy Brecht anklagend auf Kingston Merritt wies, beschuldigte die alte Mom jetzt ihre Kinder. Das machte ihn wahnsinnig neugierig auf den ganzen Haufen.
    »Sie glauben, Ihre Kinder würden Sie bestehlen?«
    »Nein, eigentlich nicht. War nur so dahingeplappert.«
    Doch da war sich Decker nicht so sicher. Das klang jetzt eher, als wollte sie etwas runterspielen, das ihr herausgerutscht war. Dabei schien sie so gelassen zu sein. Allerdings war die Frau ja auch Schauspielerin.
    »Kennt Dr. Brecht die Kombination vom Safe?«
    »Ich glaube nicht. Er ist mein kleiner Laufbursche. Er bringt meine Sachen zu Lilah, damit sie sie wegschließt.«
    Also wußte der genau, was im Safe lag, dachte Decker. Er erinnerte sich, wie Brecht vehement bestritten hatte, den Inhalt von Lilahs Safe zu kennen, und notierte sich diesen Widerspruch. Die Familienangehörigen wurden immer interessanter. Er beschloß, sich zunächst auf sie zu konzentrieren.
    »Glauben Sie, Ihre Kinder könnten sich einen solchen Raubüberfall ausdenken, Ms. Eversong?«
    Davida lachte böse. »Das möchte ich bezweifeln. Nicht daß sie was gegen mein Geld hätten. Ich geb ihnen ab und zu eine Finanzspritze, aber es scheint nie zu reichen … diese Aasgeier.«
    »Wie hoch sind solche Finanzspritzen?«
    »Ein- bis zweitausend hier und da.«
    »Auch für Lilah?«
    »Nein, sie hat ihr eigenes Geld. Außerdem, warum sollte sie mich bestehlen, wo sie doch weiß, daß sie den ganzen Kram eh kriegt, wenn ich mich in die nächste Welt begebe?«
    »Sie erbt alles?«
    »Nein, ich vermache ihr nicht alles. Ich hab auch an meine Jungs gedacht, aber die kriegen längst nicht so viel wie mein kleines Mädchen, und wenn ihnen das nicht paßt, haben sie eben Pech gehabt. Männer haben es leichter in dieser Gesellschaft. Keiner rümpft die Nase, wenn ein alter Frosch sich eine Prinzessin angelt, die fünfzig Jahre jünger ist als er. Frauen hingegen – alternde Frauen – brauchen einen zusätzlichen Anreiz, um interessant zu sein, und dieser Anreiz ist Geld. Lilah versteht das noch nicht. Sie glaubt, sie wird ewig so aussehen wie jetzt. Eines Tages, wenn sie alt und grau ist, wird sie zu schätzen wissen, was ich für sie getan habe. Obwohl ich zugegebenermaßen total auf mich selbst fixiert bin, liegt mir ihr Wohl am Herzen.«
    Decker antwortete nicht. Davida nahm eine Papierfeile und begann, sich die Nägel zu feilen. »Nicht daß ich behaupte, eine Mutter Teresa zu sein. Ja, ich bin egoistisch. Na und? Warum sollte ich nicht für mich sorgen? Hat nicht irgendein alter Philosoph gesagt: Wenn ich nicht für mich selbst da bin, wer ist dann für mich da?«
    »Rabbi Hillel«, sagte Decker.
    »Was?«
    »Rabbi Hillel hat das gesagt.«
    »Ein Jude hat das gesagt?«
    Decker nickte.
    »Das paßt.« Davida hörte mit dem Feilen auf und sah Decker an. »Sind Sie Jude?«
    »Ja.«
    »Hab ich Sie jetzt beleidigt?«
    »Eigentlich nicht.«
    Davida betrachtete ihn. »Sie sehen nicht jüdisch aus. Sind Sie sicher, daß Sie nicht adoptiert wurden?«
    Decker fing schallend an zu lachen.
    »So komisch war das doch gar nicht«, sagte Davida.
    War es wohl. Die alte Dame hatte den Nagel auf den Kopf getroffen. Er hatte eine jüdische Mutter, war aber als Säugling von einer guten baptistischen Familie adoptiert worden. Erst als er Rina kennenlernte, war er

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