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Decker & Lazarus 05 - Du sollst nicht luegen

Decker & Lazarus 05 - Du sollst nicht luegen

Titel: Decker & Lazarus 05 - Du sollst nicht luegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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steckte sie sich im Haar fest. Dann stand er auf und wusch sich in der Küche rituell die Hände. Schließlich setzte er sich wieder auf das Bett, sprach den Segensspruch für das Brechen des Brotes und biß in sein Sandwich. »Hast du Hunger?«
    Sammy schüttelte den Kopf.
    »Bestimmt nicht?«
    »Bestimmt nicht.«
    »Geht die Grippe bei euch in der Schule um?«
    »Ich weiß nicht. Ich glaube nicht.«
    »Na ja, du und dein Bruder, ihr habt euch ja bisher ganz gut gehalten, wenn man bedenkt, was alles so passiert. Daß wir in wenigen Monaten ein Baby kriegen, muß ja ein bißchen stressig sein.«
    »Ich find das nicht stressig. Jedenfalls für mich nicht.«
    »Es ist eine Veränderung.«
    »Yeah, das ist es wohl.«
    Decker biß wieder in sein Sandwich. »Jedenfalls hoffe ich, daß das Baby euer Leben nicht zu sehr durcheinanderbringt. Schließlich besteht ja ein großer Altersunterschied zwischen euch und dem Baby.«
    Sammy zögerte. »Genauso groß wie zwischen dir und Ima.«
    Decker hörte auf zu kauen. Dann zwang er sich zu schlucken. Das halb zerkaute Essen ging herunter wie Blei. »Yeah. Ungefähr der gleiche Unterschied.«
    Sammy schwieg. Das würde kein normales Mittagessen werden.
    »Hast du Probleme mit dem Altersunterschied zwischen uns, Sam?«
    »Eigentlich nicht.«
    »Ein bißchen?«
    Der Junge zuckte die Achseln.
    »Mir macht es schon ein bißchen Probleme«, sagte Decker.
    Sammy antwortete nicht.
    »Man kann ja nichts dazu, in wen man sich verliebt. Und ich bin sehr glücklich mit deiner Mutter. Aber manchmal mach ich mir Gedanken über unseren Altersunterschied. Besonders da Ima offenbar nicht so schnell altert wie ich.« Decker verlagerte sein Gewicht. »Der Unterschied fällt manchmal ziemlich stark auf. Ich kann verstehen, daß dir das peinlich ist …«
    »Es ist mir nicht peinlich«, erwiderte Sammy schroff.
    »Na schön.« Decker zögerte. »Ich muß gestehen, daß es mir manchmal schon ein bißchen peinlich ist. Auf der Arbeit ziehen die mich ganz schön auf.«
    Sammy legte den Kopf schief. »Die triezen dich?«
    »Es ist nicht böse gemeint.«
    »Marge trietzt dich?«
    »Nein, Marge nicht. Sie ist sehr anständig in diesen Dingen.«
    »Aber es stört dich, wenn die anderen es tun?«
    »Manchmal ja. Ich glaube übrigens, deine Mutter hat auch Probleme damit. Sie wird jedes Mal ein bißchen rot, wenn sie jemand für meine Tochter statt für meine Frau hält.«
    Und wird sehr rot, wenn jemand sie für Cindys Freundin hält. Gott, war das furchtbar gewesen. Alle drei wären am liebsten in den Erdboden versunken. Dieser Ausdruck auf Cindys Gesicht. Natürlich hatte er null Chance gehabt, die Situation zu retten, was das Ganze auch nicht gerade leichter machte.
    »Aber wie ich schon sagte«, fuhr Decker fort, »sie sieht sehr jung aus. Und ich sehe eher älter aus, als ich bin. Ganz natürlich, daß die Leute sich vertun.«
    »Wäre es dir lieber, wenn sie wie du etwas älter wäre? Ich meine nicht richtig alt, aber näher an deinem Alter ran.«
    »Ich mag Ima so, wie sie ist. Und ich bin froh, daß sie jung war, als sie dich und Jakey bekommen hat, denn junge Mütter haben sehr viel Energie. Manchmal wünsche ich mir, ich wäre etwas jünger, damit ich mehr Energie hätte.«
    »Du hast doch Energie.«
    »Na ja, ganz okay für einen alten Mann.«
    »Du bist doch gar nicht so alt, Peter. Weißt du, die meisten Kinder in meiner Klasse haben Väter in deinem Alter. Ima war einfach sehr jung. Beide waren … Ima und … na du weißt schon, Abba war auch jung … als ich geboren wurde.«
    Decker holte tief Luft und atmete langsam aus. »Wär’s dir lieber, wenn ich so jung wäre wie dein Abba?«
    »Nein, nein, nein. Überhaupt nicht. Das hab ich nicht gemeint.«
    Doch die Stimme des Jungen überschlug sich, und das lag mit Sicherheit nicht am Stimmbruch. Der Schmerz war nicht zu überhören.
    »Weißt du, was ich wünschte, Sammy?« sagte Decker.
    Sammy antwortete nicht.
    »Ich wünschte …« Decker nahm die Hand seines Stiefsohns. »Ich wünschte, daß du jetzt mit deinem Abba reden könntest. Ich schwöre bei Gott, ich wünschte, er wäre jetzt an meiner Stelle hier.«
    Sammy brach in Tränen aus und schmiegte sich an Decker. Decker hielt ihn ganz fest und ließ ihn sich ausweinen. Der Junge kam allmählich in die Pubertät und hatte an Schultern und Armen bereits kräftige Muskeln entwickelt. Doch jetzt, wo er so bitterlich schluchzte, wirkte er noch sehr zerbrechlich.
    »Ich kann mich gar nicht mehr

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