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Decker & Lazarus 07 - Weder Tag noch Stunde

Decker & Lazarus 07 - Weder Tag noch Stunde

Titel: Decker & Lazarus 07 - Weder Tag noch Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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Kerl nicht zu verprügeln. Rina hatte gesagt, es habe daran gelegen, daß er eine Kippa trug – eine Jarmulke.
    Deckers Antwort? Warum hatte sie ihn nicht gewarnt. Sie kannte sich doch aus. Er war ein Fremder in einem fremden Land. Nicht daß er nicht schon an anderen exotischen Orten auf der Welt gewesen wäre, aber das immer mit dem Militär, anderen Männern – oder eher Jungen –, die genauso verwirrt waren wie er.
    In diesem Moment aber – fünf Uhr nachmittags israelische Zeit, als er einen Karren zwischen lauter Leuten hindurchschob, die alle irgendeine fremde Sprache brabbelten, fühlte er sich komplett ger. Ger wurde inzwischen im Sinne von Konvertit gebraucht, aber es bedeutete auch Fremder. Er hatte sich in seinem ganzen Leben noch nicht so gerisch gefühlt.
    Die Schilder der Mietwagenfirmen waren sowohl in hebräisch als auch englisch. Da fühlte er sich schon ein bißchen wohler. Er schob seinen widerspenstigen Gepäckwagen auf die hellerleuchteten Stände zu. Wenigstens das Wetter war angenehm – ein wenig bedeckt, aber mild. Sie waren bei Tageslicht gelandet. Nur eine halbe Stunde später war die Abenddämmerung im Eiltempo in Dunkelheit übergegangen.
    »Vom Zwielicht halten sie hier wohl nicht viel, was?« sagte er.
    Rina antwortete: »Wir sind in einem anderen Teil der Erde. Aber Mietwagen sind überall die gleichen.« Sie zog ein Vertragsformular aus ihrer überdimensionalen Handtasche. »Warte hier. Ich hole unser Auto.«
    Decker folgte ihr trotzdem in den winzigen Büroraum. Die Mühe hätte er sich sparen können. Er verstand kein Wort von dem, was sie sagte. Der Mann hinter dem Schreibtisch war klein, untersetzt, kahl und sehr dunkel. Er nickte Rina zu, während sie redete. Dann brüllte er »Yossi« in eine Gegensprechanlage.
    Decker sagte: »Alles in Ordnung, Rina?«
    »Alles paletti, er ruft Yossi aus. Yossi bringt uns zum Parkplatz.«
    »Und wo ist Yossi?«
    »Das versuchen wir gerade herauszufinden.«
    Decker sagte: »Ach, übrigens, weißt du, wo ich einen Revolver herbekomme?«
    Bei dem Wort Revolver riß der Mann von der Mietwagenfirma den Kopf hoch und starrte Decker mißtrauisch an. Rina sagte schnell ein paar beruhigende Worte. Eins davon konnte Decker heraushören – Mishtarah. Rina drehte sich zu ihm um.
    »Könntest du bitte vorsichtiger sein? Die meisten Leute hier verstehen englisch – zumindest genug, um zu wissen, was ein Revolver ist.«
    »Ich dachte, hier gäbe es so etwas wie einen Friedensprozeß.«
    »So etwas wie, ja. Frieden ist ein relativer Begriff. Was soll das bedeuten, daß du dich bewaffnest? Antizipierst du irgend etwas, was bisher noch nicht Teil der Konversation zwischen uns war?«
    »Bedienst du dich absichtlich dieser debilisierten Ausdrucksweise, um unseren Rezeptionisten zu düpieren?«
    »Genau.«
    »Dann sollten wir unsere Konversation über besagten Gegenstand später fortsetzen. Was heißt Mishtarah?«
    »Polizei, warum?«
    »In L. A. gibt sich jemand als Polizeibeamter aus«, sagte Decker. »Er nennt sich Detective Mishtarah.«
    »Ein Israeli«, sagte Rina.
    »Gold«, erwiderte Decker.
    Und da erinnerte Rina sich wieder daran, warum sie hier waren. Zwei Jungen wurden vermißt, und Shaul Gold suchte nach ihnen. Bisher wußte Decker nicht, ob Gold ein Killer oder ein Retter war. Plötzlich war ihr klar, was es für Peter bedeutete, seine Beretta nicht dabei zu haben.
    »Ich werde schon eine Armierung für dich finden.«
    »Irgendwas, damit ich mich nicht so verwundbar fühle.«
    »Ah«, sagte Rina. »Sieht so aus, als wäre Yossi eingetroffen.«
    »Mazel tow«, sagte Decker. »Bloß weg hier.«
     
    Das Auto war ein Subaru und Decker die Sardine. Er fuhr mit den Knien am Lenkrad, und Rina gab die Richtung an. Die Nacht war mondlos, die Straße spärlich beleuchtet, und Decker hatte alle Mühe, in der richtigen Spur zu bleiben. Wenigstens waren die Straßen in gutem Zustand – die Infrastruktur war besser als in L. A., der Flughafen nur einen Katzensprung von der Innenstadt von Tel Aviv entfernt.
    »Welche Abfahrt muß ich nehmen?«
    »Ich bin nicht sicher. Nimm irgendeine, und dann frage ich nach dem Weg. Das Hotel liegt an der Hauptstrecke am Meer – HaYarkon. Das finden wir schon irgendwie.«
    Decker gehorchte, nahm die erste Abfahrt in die Stadt hinein und fuhr ein paar Häuserblocks, um sich mitten in einem Slum wiederzufinden. Es gab kaum Straßenlaternen, dafür um so mehr Müll, und offensichtlich hielt man in dieser Gegend auch nicht

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