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Decker & Lazarus 07 - Weder Tag noch Stunde

Decker & Lazarus 07 - Weder Tag noch Stunde

Titel: Decker & Lazarus 07 - Weder Tag noch Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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viel von Straßenschildern.
    Er sah sich um. Feuerleitern führten im Zickzack an alten Mietshäusern hinauf. Sie waren billig gebaut, einfacher Verputz mit winzigen Fenstern. Er war plötzlich gar nicht mehr erschöpft und stellte fest, daß sein Organismus auf Kampf oder Flucht geschaltet hatte.
    »Das gefällt mir gar nicht.«
    Rina sagte: »Warum hältst du nicht, und ich frage die Leute da drüben nach dem Weg.«
    »Bist du wahnsinnig?«
    »Wo ist das Problem?«
    »Weißt du, wo wir sind?«
    »Nein, Peter«, sagte Rina gereizt. »Wenn ich das wüßte, würde ich uns zum Hotel bringen.« Sie rollte das Autofenster herunter und rief ein S’lichah – ›Entschuldigung‹. Ein paar Punks begannen auf den Wagen zuzukommen. Sie hatten enge Jeans und offenstehende Hemden unter Lederjacken an, und um ihre Hälse glänzte es golden. Decker trat das Gaspedal durch und schickte Rina platt gegen die Rückenlehne, als er mit quietschenden Reifen davonfuhr.
    »Bist du verrückt?« kreischte sie.
    Decker fuhr ein paar Blocks weiter, dann hielt er den Wagen an. »Warum um alles in der Welt fragst du solche Arschgeigen nach dem Weg? Du könntest dir genauso gut ein Schild um den Hals hängen mit der Aufschrift: ›Ich bin eine blöde Touristin. Überfallt mich‹.«
    »Wovon redest du eigentlich?«
    Decker sah seine Frau an. Sie war verwirrt und verwirrte ihn noch mehr, weil sie nicht begreifen wollte, worum es hier ging. Bisher hatte Decker seine Frau nie für derart naiv gehalten. Jetzt wurde ihm klar, wie vertrauensselig sie war, und das machte ihm angst. Er atmete tief durch.
    »Liebchen, wir sind mitten in einem Slum. Und diese Typen, die du nach dem Weg fragen wolltest? Solche Leute bezeichnet man offiziell als Drecksäcke –«
    »Peter –«
    »Schatz, sie würden dich eher vergewaltigen, als dir zu helfen.«
    »Das hier ist kein Slum. Das ist das Zentrum von Tel Aviv.« Rina sah sich um. »Wahrscheinlich eine Arbeitergegend. Diese Kids waren nichts weiter als durchschnittliche Israelis, die einen drauf machen wollen –«
    »Ich wette –«
    »Wir sind hier nicht in Amerika, Peter. Ich würde zwar Geld drauf verwetten, daß die Jungs keine Raumfahrtingenieure sind, aber ich würde auch jeden Penny darauf setzen, daß sie keine Vergewaltiger waren. Sprich mir nach: Wir sind in einem levantinischen Land –«
    »Rina, ich erkenne Dreckskerle, wenn ich sie sehe.«
    »Na gut. Wenn gerade niemand hinsieht, würden sie vielleicht das Auto aufbrechen und das Radio klauen. Ist ja sowieso nur ein Mietwagen, würden sie denken, stimmt’s?«
    »Rina!«
    »Ich versuche nur, dir die Mentalität zu erklären.«
    »Du mußt mir nichts über Menschen beibringen, klar?« Er ließ den Motor an. »Gibt es in diesem Land denn keine Straßenschilder?«
    »Das wird alles mit bestimmten Orientierungspunkten gemacht. Zum Markt links ab bis zur Post, dann rechts, geradeaus, bis Sie zu Davids Reinigung kommen –«
    »Ich weiß nicht, welcher Teufel mich geritten hat, hier Ermittlungen führen zu wollen«, grummelte Decker. »Kannst du mir denn nicht genauer sagen, wo wir sind?«
    »Ich habe keinen blassen Schimmer«, gab Rina zu.
    Er fuhr ein paar Blöcke weit durchs Dunkel. Über den Straßen begann sich Dunst abzusetzen. Genau was er brauchte, um sein letztes bißchen Verstand auch noch aus dem Gleichgewicht zu bringen. Er entdeckte eine weitere Gruppe Jugendlicher, die die Straße entlanggingen, aber wenigstens hatten die drei Dreckskerle diesmal zwei Mädchen dabei.
    »Darf ich es bei ihnen versuchen?« fragte Rina. »Sie haben Mädchen mit.«
    »Schon mal gesehen, was weibliche Bandenmitglieder so alles anstellen?«
    »Wir sind nicht in Amerika, Peter.«
    »Und wenn du dich irrst? Wenn sie versuchen, uns auszurauben? Ich habe meinen Revolver nicht dabei.«
    »Ich irre mich nicht«, sagte Rina bestimmt. »Fahr bitte mal ran.«
    Decker hielt. »Wenigstens hast du bitte gesagt.«
    Sobald der Wagen anhielt, machte Rina die Tür auf, sprang aus dem Auto und ging im Sturmschritt zu dem Haufen hinüber. Decker stürzte aus dem Mietwagen und holte sie ein. Er nahm sie am Arm, aber sie gingen beide weiter.
    Er flüsterte: »Wir beide werden uns mal ernsthaft unterhalten müssen.«
    »Wenn wir mal gerade keinen Schlafmangel haben«, flüsterte Rina zurück. Sie löste sich von Decker und rief der Gruppe wieder ein S’lichah zu. Sie blieben stehen, und Rina ging zu ihnen, zeigte ihre Karte vor und redete mit ihnen. Sie antworteten alle auf

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