Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Decker & Lazarus 07 - Weder Tag noch Stunde

Decker & Lazarus 07 - Weder Tag noch Stunde

Titel: Decker & Lazarus 07 - Weder Tag noch Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
Vom Netzwerk:
ewiglich.«
    »Wahrscheinlich«, sagte Rina. »Südafrika hat gerade seine erste schwarze Schönheitskönigin gekürt. Vor zehn Jahren wäre das undenkbar gewesen. Ich nehme an, daß sich schon mal etwas ändern kann … wenigstens oberflächlich genug, um politische Ambitionen zu befriedigen.«
    Sofort mußte Decker an Kate Milligan denken. Er fragte sich, ob er und Marge wohl recht hatten, was sie betraf. Wenn sie es gewagt hatte, einen Schwarzen zu lieben … sich in seine Lage versetzt hatte. Vielleicht hatte das in ihr einen gewissen Rebellionsgeist geweckt.
    Milligans Gesicht stand ihm deutlich vor Augen. Sie war jung und schön und eine brillante Anwältin auf der Höhe ihrer Karriere. Eine Frau mit einer Mission. Während er den Wagen wieder anließ und zum Hotel fuhr, grübelte Decker darüber nach, was das wohl für eine Mission sein mochte.
     
    Im Licht des Tages sahen die Apartmenthäuser von Tel Aviv nicht weniger heruntergekommen aus und die Umgebung nicht weniger arm. Die Sonne hob die Mängel nur noch hervor. Decker sah die Zeichen jahrelanger Benutzung an jedem Gebäude – bröckelnder Putz, ausgebesserte Stellen in einer anderen Farbe, von einem Fenster zum anderen waren Leinen mit zum Trocknen aufgehängter Wäsche gespannt. Die Hauptstraßen der Stadt waren zwar gut befahrbar, aber viele der Nebenstraßen waren die reinsten Ackerfurchen. Er schnalzte mit der Zunge.
    »Was ist?« fragte Rina.
    »Nach dem, was man so über Israel in den Nachrichten hört … da bekommt man den Eindruck, als wäre dieses Land wie eine dicke, fette Katze, die ihren verarmten Nachbarn auflauert. Aber ich weiß nicht … es sieht hier selber alles so arm aus.«
    »Eine fette Katze ist es jedenfalls bestimmt nicht«, sagte Rina. »Aber auch nicht arm. Du denkst einfach nur wie ein Amerikaner. Ich wette, daß fast jede Wohnung hier Farbfernsehen und Videorekorder hat.«
    »Das haben die Kids im Ghetto auch.«
    Sie drehte sich ihm zu. »Die Gegend, wo die Yaloms wohnen, ist für israelische Begriffe gehobener Mittelstand, aber du solltest dir trotzdem nicht zu viel davon erwarten.«
    »Ich frage mich nur, wo die Häuser sind und die Gärten und Spielplätze«, sagte Decker.
    »Wer in der Stadt lebt, hat eine Wohnung – wie in Manhattan. Für irgend etwas anderes ist nicht genug Platz da. Es gibt Parks … nicht gerade den Central Park, aber hier und da eine kleine Ecke. Wenn du das Landleben suchst, es gibt massenhaft Farmen oder Moschaws – landwirtschaftliche Kollektive. Soll ich vielleicht ein Pferd für dich auftreiben?«
    »Sarkastisch um zehn Uhr morgens?«
    Rina lächelte. »Ich betrachte es als Teil des Anpassungsprozesses an die dir fremde Kultur.«
    »Du machst dich über mich lustig. Seht doch mal, diesen großen, blöden Goj, der Scheiße nicht von shinola unterscheiden kann –«
    »Du bist nicht blöd, und du bist kein Goj –«
    »Rina, ich brauche dich bei dieser Sache. Dringend. Können wir bitte miteinander kooperieren, und zwar auf respektvolle Weise?«
    Rina nahm seine Hand. »Es tut mir leid, Peter. Ich weiß, daß du es mit einer wirklich ernsten Angelegenheit zu tun hast.«
    Es wurde still im Auto. Dann sagte Decker: »Dieses Frühstücksbuffet heute morgen im Hotel hat mir gefallen. Da kann man soviel essen, daß es für den ganzen Tag reicht.« Er griente. »Sogar ohne heimlich Brötchen in die Serviette zu rollen und in der Handtasche verschwinden zu lassen.«
    Rina seufzte. »Und wer macht sich jetzt lustig?«
    »Warum tun sie das?«
    »Sie?«
    »Ich meine die Touristen –«
    »Du meinst die jüdischen Touristen.«
    »Ich habe so etwas noch nie gesehen«, grummelte Peter. »Weißt du, Israel ist ja vielleicht nicht besonders luxuriös, aber es ist auch kein polnisches Stetl. Und es ist nicht so, daß es hier morgen nichts mehr zu essen geben wird. Ganz abgesehen davon, daß unsere ruchlose Brötchenklauerin ganz gut ein paar Pfunde abnehmen könnte.«
    »Es wird sowieso weggeworfen.«
    »Es gehört sich trotzdem nicht.«
    Rina lächelte. »Es ist nicht gerade fein, das finde ich auch, aber was soll’s? Sie haben das Essen bezahlt, dann können sie’s auch genauso gut essen.«
    »Essen ist eine Sache. Solange du dort bist, kannst du soviel essen, wie du willst. Aber sich auch noch die Handtaschen mit Obst und Brötchen und Butterpäckchen vollzustopfen –«
    Rina gluckste. »Wir haben nur eine Frau gesehen, die das getan hat.«
    »Dann hat sie auch noch einen Becher Joghurt …« Decker

Weitere Kostenlose Bücher