Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Decker & Lazarus 07 - Weder Tag noch Stunde

Decker & Lazarus 07 - Weder Tag noch Stunde

Titel: Decker & Lazarus 07 - Weder Tag noch Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
Vom Netzwerk:
einmal, zwei hatten die Augen auf die Karte geheftet, einer zeigte in die eine Richtung, zwei in die andere. Decker konnte nicht begreifen, wie einer von ihnen auch nur irgend etwas davon verstehen konnte, weil sie alle gleichzeitig redeten. Schließlich kam die ganze Gruppe auf Peter zu.
    Rina sagte: »Sie meinen, es wäre leichter, wenn sie einfach mitkämen.«
    »Sie sind zu fünft«, sagte Decker.
    Ein Junge mit schwarzen Locken und einem fusseligen Schnurrbart antwortete in gebrochenem Englisch. »Die Mädchen sich über uns setzen.«
    Decker mußte über die nicht ganz treffende Ausdrucksweise unwillkürlich lachen. Für die anderen unhörbar murmelte er: »Träum nur weiter, Jungchen.« Laut sagte er zu Rina: »Was wollen sie? Das Taxi sparen?«
    »Ja, ich glaube, genau das haben sie vor.«
    Decker verdrehte die Augen. Aus der Nähe sahen die Kids schon weniger gefährlich aus – wie Kids eben. Sie mußten so um die fünfzehn, sechzehn sein. Er winkte sie in Richtung Auto. »Na, dann los.«
    Aufgeregt stapelten sich die Kids auf dem Rücksitz des gemieteten Subaru – die Jungs hatten ihre dürren Knabenbeine gespreizt, die Mädchen saßen kichernd auf ihrem Schoß. Decker fuhr an, sofort redeten drei von ihnen gleichzeitig.
    »Geradeaus«, verkündete Rina.
    »Wie weit?«
    Rina fragte, dann sagte sie: »Fahr einfach erst mal geradeaus.«
    Decker rollte die Augen gen Himmel und fuhr.
    »Woher Sie kommen?« fragte ein Mädchen auf Englisch. Sie war hübsch, dunkles Haar, rehbraune Augen und Grübchen. Ein richtiges Engelsgesicht.
    »Los Angeles«, antwortete Decker.
    »Ah, Disneyland!« sagte sie voller Bewunderung. »Ich … war … in … Orlitto …«, sie runzelte die Stirn, »Orlatto …«
    »Orlando«, half Decker aus.
    »Cain! Orlando!« Das Mädchen strahlte, daß er sie verstanden hatte. »Da ist Disney … world.«
    Decker sagte: »Ich bin da in der Nähe aufgewachsen.«
    Das Mädchen nickte. »Sie … haben in Orlando gewohnt?«
    Decker lächelte. »Ja, ich habe in der Nähe von Orlando gewohnt.«
    »Waren Sie in Disneyworld?«
    Diesmal mußte Decker lachen. »Als ich klein war, gab es das noch nicht.« Er wendete sich seiner Frau zu. »Kannst du das bitte übersetzen?«
    »Sie spricht gern mit dir englisch.«
    Einer der Jungen rief etwas.
    Rina sagte: »Langsam. Bei dem grauen Gebäude da rechts ab.«
    Decker gehorchte.
    Und so ging es weiter. Das Mädchen mit den Grübchen kramte ihre Englischkenntnisse hervor, und der Rest der Truppe redete und blökte in Abständen irgendeine Richtungsangabe heraus. Decker fuhr, bis er sich einer schwarzen Weite gegenüber sah, die mit einem schwarzen Horizont ins Nichts verschmolz. Das Mittelmeer.
    Die Promenade wimmelte von Menschen. Die Kids wollten am Hot-dog-Stand herausgelassen werden und zeigten ihnen noch, wo es zum Malon Melech Ha Yam ging – dem King of the Sea Hotel –, nur ein paar Blocks weiter. Dann gingen sie, das Mädchen bedankte sich auf Englisch.
    Einen Augenblick lag herrschte Stille im Wagen. Dann meinte Decker: »Sag es nicht.«
    »Was soll ich nicht sagen?«
    »Ich hatte unrecht.« Decker zuckte die Achseln. »Das waren nette Kinder, die sich nur ein bißchen verkleidet haben. Ich brauche ein bißchen Zeit zum Eingewöhnen, das ist alles.«
    »Ein paar Stunden, und du denkst wie ein Einheimischer.«
    Er schüttelte fassungslos den Kopf. »Ich kann nicht glauben, daß wir gerade fünf Teenager aufgegabelt und in unserem Auto mitgenommen haben. Wenn meine Tochter so etwas täte, würde ich sie umbringen. Und ich kann auch nicht glauben, daß diese Kids freiwillig und ohne das geringste bißchen Angst zu uns ins Auto gestiegen sind.« Er sah Rina an. »Was ist mit Amerika los?«
    Rina lächelte traurig. »Egal was immer über die Konflikte unter den Juden in Israel in den Zeitungen steht, im Grunde sind sie eine homogene Bevölkerung. Genau wie in Japan eigentlich jeder Japaner ist. Amerika ist heterogen – viele Kulturen und massenhaft Kommunikationsprobleme. Aber dafür besitzt es auch eine Kreativität und Toleranz, die das Nebeneinander verschiedener Kulturen erst mit sich bringt.«
    »Israel hat auch verschiedene Kulturen.«
    »Du meinst die Araber hier? Die Israelis und die Araber halten sich voneinander fern. Deshalb wollen sie ihren eigenen Staat.« Rina seufzte. »Vielleicht finden sie ja mal zu so etwas wie einem kalten Frieden. Aber ich bin nicht gerade atemlos vor Spannung, daß es gleich soweit ist.«
    »Die Hoffnung währet

Weitere Kostenlose Bücher