Decker & Lazarus 07 - Weder Tag noch Stunde
Kommt dir irgendwas davon bekannt vor?«
»Ich habe den Anrufbeantworter heute noch nicht abgehört.«
»Dann …«, Decker ließ pustend die Luft ab. »Dann hast du also keine Ahnung, wovon ich rede, stimmt’s?«
»Stimmt.«
»Dann lautet die nächste Frage ja wohl … warum packst du deine Sachen zusammen? Ich weiß ja, daß es in unserer Ehe den einen oder anderen schwierigen Moment gegeben hat, aber …«
Rina lachte. »Ich fliege nach New York.«
»Warum? Plötzlich jemand gestorben?«
»Gott behüte, nein! Ich will in Honey Kleins Village. Peter, das ist etwas, das ich tun muß. Versuch also bitte nicht, mich daran zu hindern. Da geht irgend etwas Seltsames vor –«
»Moment!« Decker streckte die Handflächen vor.
»Ich muß selber sehen –«
»Halt, halt, halt!« Decker fing an zu reden, mußte aber wieder lachen. »Du packst, um nach New York zu fliegen?«
»Ja. Und das werde ich auch tun. Ich habe zwei Stunden damit verbracht, alles vorzubereiten –«
»Ich trage dich als Kontaktperson ein und lasse dir die Kosten erstatten.«
»Wovon redest du eigentlich?«
Decker griente: »Warum einigen wir uns nicht auf folgendes? Auf dem Rückweg von Israel machen wir in New York halt. Vielleicht schaffe ich es sogar, auch diese Kosten wieder rauszubekommen, wenn ich Davidson irgendwie verkaufen kann, daß ich Honey Kleins Verschwinden untersuchen muß. Aber verlassen würde ich mich nicht darauf.«
Er sprach mehr mit sich selbst als mit Rina. Rina war völlig perplex. »Peter, warum fliegen wir nach Israel?«
»Um nach den Yalom-Jungen zu suchen.«
»Sie sind dort?«
»Na ja, Liebling, genau das müssen wir herausfinden.«
»Wir?«
»Ich brauche dich, Kleines. Ich arbeite ohne Sicherheitsnetz, und wenn ich nicht irgendwas habe, woran ich mich festhalten kann, stürze ich ab.«
Er setzte sich auf die Bettkante und erklärte ihr die Situation. Als er fertig war, fragte Rina. »Du hast keine Kontakte zur Polizei dort?«
»Keinen einzigen.«
»Und du hast keine Ahnung, wo die Jungen sind?«
»Ich habe die Adressen von Verwandten sowohl von Ariks als auch Dalias Seite und eine Menge Erfindungsgeist. Das ist so ungefähr alles.«
»Kann ich die Adressen mal sehen?«
Er nahm sein Notizbuch raus, blätterte ein bißchen herum und zeigte ihr die Eintragungen. Nach einer Weile fragte er: »Kennst du dich da aus?«
»Rahavia ist in Jerusalem. Das ist kein Problem. Ramat Aviv ist ein Vorort von Tel Aviv. Ich kenne Tel Aviv zwar nicht besonders gut, aber mit einer guten Karte finde ich mich zurecht.«
Decker zögerte einen Moment. »Rina, in Tel Aviv ist doch das Diamantenzentrum, oder?«
»Ja. Die Bursa ist in Ramat Gan, glaube ich.«
»Und die Bursa ist das Diamantenzentrum?«
»Genau. Die Bursa ist das Diamantenzentrum.«
»Ist das weit von Ramat Aviv?«
»Nein. Überhaupt nicht.«
»Und ist es der Öffentlichkeit zugänglich?«
»Ich glaube nicht. Drumherum sind, glaube ich, ein paar Geschäfte, wo man Klunkern kaufen kann.«
»Am Einkaufen bin ich nicht interessiert. Was mich interessiert, ist, mit Leuten zu reden. Wie müßte man es anstellen, um in die Bursa hineinzukommen?«
»Ich habe nicht die leiseste Ahnung.«
»Woher weißt du dann, daß sie nicht öffentlich zugänglich ist?«
»Ich weiß es einfach.«
Decker hielt sich den Kopf. »Demnächst kämpfe ich noch gegen Windmühlen. Du darfst Don zu mir sagen.«
»Du mußt in die Bursa hinein?«
»Ich muß alles. Davidson hat mir eine Woche gegeben, um die Jungen zu finden. Ich habe ihm gesagt, ich hätte Kontakte zur Polizei. In Wirklichkeit habe ich gar nichts. Außerdem habe ich gesagt, ich hätte eine Übersetzerin namens Rina. Ich hoffe, wenigstens das stimmt.«
»Natürlich werde ich dir helfen.« Sie setzte das Baby auf den Boden und ließ sich neben ihm aufs Bett nieder. Hannah machte sich an den Fransen des Bettüberwurfs zu schaffen. »Ich wollte eigentlich nur zwei Nächte wegbleiben, wegen des Babys –«
»Oh, Mist, vergiß es einfach. Hannah geht vor.«
»Peter, für eine Woche werden wir schon zurechtkommen«, sagte Rina. »Ich muß nur mit ein paar Leuten telefonieren. Und mach dir keine Sorgen. Israel ist ein sehr kleines Land. Deine Kontaktleute besorge ich dir schon.«
Er sah sie verblüfft an. »Du kannst mich mit jemandem von der Polizei zusammenbringen?«
»Ich kenne ziemlich viele Leute, Schatz. Das biege ich schon irgendwie hin. Tatsächlich war der Bruder einer Freundin von mir bei der Polizei in
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