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Decker & Lazarus 07 - Weder Tag noch Stunde

Decker & Lazarus 07 - Weder Tag noch Stunde

Titel: Decker & Lazarus 07 - Weder Tag noch Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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ein paar Jungen, deren nichtreligiöse Eltern gar nicht glücklich darüber sind, daß sie sich dort aufhalten. Manchmal greifen die Eltern zu extremen Mitteln, um ihre Kinder zurückzuholen. Dann schicken sie geschulte Psychologen, die sie hier rausholen und von ihrer Überzeugung abbringen sollten.«
    »Moti hat gedacht, wir wären von den Eltern gesandte Psychofritzen?«
    »Er hat gerüchteweise gehört, daß ein Mann und eine Frau vorbeikommen und einen Jungen nach Hause holen wollten, um ihn umzudrehen. Also war er natürlich mißtrauisch. Als du mit Pikuachnefesch losgelegt hast, wußte er, daß du echt warst. Er dachte sich, daß Psychologen anders reagieren würden.«
    Decker zögerte, dann sagte er: »Ich weiß, es hört sich nicht plausibel an, aber laß es mich nur mal durchsprechen.«
    »Schieß los.«
    »Sagen wir, jemand weiß, daß ich nach Gil und Dov suche. Also legen sie eine Bombe in Gils Jeschiwa, um meine Aufmerksamkeit auf Gil zu lenken. Im Grunde ist es ihnen aber egal, ob sie Gil dabei umbringen oder nicht. Was sie wollen, ist, daß ich in Jerusalem festsitze. Und um ganz sicher zu gehen, bombardieren sie gleich noch den Marktplatz, damit die Bombenexperten auch nach Jerusalem kommen. Ich soll abgelenkt werden.«
    »Wovon? Von was wollen sie dich ablenken?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Da hat deine Geschichte einen kleinen Haken«, stellte Rina fest.
    Decker lächelte. »Sieh mal, ich rede ins Blaue hinein. Aber so lösen Marge und ich unsere Fälle. Wir schmeißen diese oder jene Theorie auf den Tisch. Wenn wir Glück haben, kommt etwas dabei heraus. Mach die Nachrichten an, Rina. Je mehr wir wissen, um so besser.«
    Sie stellte das Radio an. Es wurde über die Bombenanschläge berichtet, verkündete Rina. Sie hörte konzentriert zu und übersetzte. Zunächst hörte Decker noch genau hin. Dann fingen seine Gedanken zu wandern an. Er war nicht mehr bei der Sache.
    Er mußte das Ganze durchdenken. Er mußte es durchsprechen.
    Wie er Marge vermißte!

34
    Digitalwecker waren unerträglich, wenn man nicht schlafen konnte. Der auf Deckers Nachtkästchen machte ein mißgünstig rotes Gesicht in der Dunkelheit und grinste ihn hämisch an:
    Nur noch fünf Stunden, bis es hell wird, du Trottel. Mann, wirst du morgen früh fertig sein.
    Er fing an, kleine Spielchen mit der LCD-Anzeige zu spielen, versuchte zu raten, auf welche Weise sich die kleinen, leuchtenden Linien umverteilen würden, damit die nächste Ziffer entstand. Bald schlossen sich Kopfrechnungen an. Zwei Uhr siebenundzwanzig in Israel ergab drei Uhr siebenundzwanzig gestern Nachmittag in L.A. Obwohl sein ganzer Körper so müde war, daß er schmerzte, wollte sein Geist die Arbeit einfach nicht einstellen.
    Morgens um zwei Uhr zweiunddreißig gab er auf. Leise stieg er aus dem Bett und zog einen Morgenmantel über. Er angelte sich das – glücklicherweise mit einer langen Schnur versehene – Telefon, den Notizblock und Stift aus seinem Jackett und verschwand mit der ganzen Beute im Badezimmer. Nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte, machte er das Licht an und ließ sich auf dem Klodeckel nieder. Dann griff er nach dem Telefonhörer. Es war eine Schande. Da führte er seine Geschäftsgespräche doch schon auf dem Klo.
    Das Glück war mit ihm. Marge war da.
    »Wie komisch«, freute sie sich. »Ich habe gerade an dich gedacht.«
    »Ich habe halt sehr starke Vibrationen.«
    »Du hörst dich furchtbar an.«
    »Ich hatte auch einen harten Tag. Hast du eine Minute Zeit?«
    »Sogar zwei.«
    Konzentriert erzählte er ihr, was Schreckliches vorgefallen war, und versuchte dabei, sich streng an die Fakten zu halten, während er mit trüben Augen immer wieder in seine Notizen schaute. Er bemühte sich um eine ruhige Stimme. Nichts konnte eine Ermittlung so sehr behindern wie Gefühle. Marge antwortete mit den üblichen Hm-Hms, damit er merkte, daß sie seinem Gedankengang folgte, und das war gut. Denn während er da so im Bademantel auf dem Topf saß, mit einem Rauschen in den Ohren und halb wachem Geist, war er sich nicht sicher, ob das, was er sagte, auch Sinn ergab.
    Als er fertig war, schwieg Marge erst mal eine Weile. Dann sagte sie: »Du hörst dich abgekämpft an, Rabbi. Vielleicht solltest du ein paar Tage frei nehmen.«
    »Dafür ist in Davidsons Zeitplan kein Platz.«
    »Pete, in diesem Fall würde nicht einmal Tug protestieren. Weißt du, heute morgen habe ich in den Nachrichten etwas davon gehört, daß irgendwo eine Bombe

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