Decker & Lazarus 07 - Weder Tag noch Stunde
Oma ›Hallo‹ sagen?«
Sammy löffelte sich eine doppelte Portion Lasagne auf den Teller und sah zu seiner Großmutter auf. Ihr Hallo klang wie »challo«.
»Hi, Oma.« Er steckte sich die volle Gabel in den Mund. »Hi, Opa.«
»Hallo, Shmuel«, sagte Stefan. »Wie geht es dir?«
Sammy lächelte um seine Nudeln herum. »Okay.«
Stefan tat eine Portion auf den Teller seines jüngeren Enkels. »Und du, Yonkie, wie geht es dir?«
Der jüngere lächelte und schob sich das schwarze Haar aus der Stirn. »Alles okay. Danke für die Lasagne, Opa. Nimm dir auch welche.«
»Das werde ich«, verkündete Stefan. »Ich liebe Lasagne.«
»Er ißt meine Lasagne wie Süßigkeiten«, verriet Magda.
Rina brachte einen Salat herein. »Du machst ganz herrliche Lasagne, Mama.«
Magda errötete. »Ach, deine ist bestimmt doppelt so gut.«
»Das ist sie ganz bestimmt nicht«, winkte Rina lächelnd ab.
»Wo ist Dad?« Sammy goß Salatsauce über einen Berg von grünem Salat. »Er ist kaum noch zu Hause.«
»Natürlich ist er das, Sammy«, stellte Rina richtig. »Er arbeitet an einem neuen Fall. Und wenn er einen neuen Fall anfängt, muß er meist erst mal Überstunden machen.«
»Er arbeitet zu viel«, behauptete Magda.
»Er ist bei der Mordkommission, Mama. Da muß man hart arbeiten.«
»Wie kann er nur mit den vielen Toten arbeiten?« gruselte sich Magda.
Stefan berichtigte: »Er arbeitet nicht mit den Toten, Magda. Nur mit den Lebenden.«
Rina lachte leise. Ihr Vater war völlig ernst. »Nimm ein paar grüne Bohnen, Mama.«
»Ich nehme welche«, bot Jake großzügig an.
»Tu das«, sagte Magda. »Sie sind gut für dich.«
»Wer ist umgelegt worden?« fragte Sammy.
»Umgelegt ?« echote Rina. »Bringen sie euch das in der Jeschiwa bei, so zu reden?«
»Dad redet so.«
»Nein, das tut er nicht.«
»Tut er doch«, beharrte Sammy. »Mit Marge spricht er andauernd so. Nur nicht mit dir.«
Das stimmte. Rina erklärte: »Niemand ist ermordet worden. Ein israelischer Diamantenhändler samt seiner Familie ist verschwunden.«
»Jemand, den wir kennen?« fragte Jake.
»Ich glaube nicht«, antwortete Rina.
»Ist diese Freundin von dir, die dich besuchen kommt, nicht mit einem Diamantenhändler verheiratet?« fragte Magda.
»Honey?« antwortete Rina überrascht. »Ja, ist sie.«
Sammy sah von seinem Teller auf. »Wer kommt hierher?«
»Eine alte Freundin von mir und ihre Kinder.«
»Na super. Und ich kann mein Zimmer abtreten.«
»Gastfreundschaft ist eine Mitzwa, Sammy«, belehrte Rina ihn. »Ich bin sicher, daß sie euch irgendwann während eurer Ausbildung in der Jeschiwa beigebracht haben, was achnasat orchim ist.«
»Wie lange?« Sammy wandte sich zu seinem Bruder. »Gib mir mal die Bohnen, Yonkie.«
Jake reichte seinem Bruder die Schüssel. »Sie können mein Zimmer haben, Ima. Dann ziehe ich auf den Dachboden.«
»Du wirst nicht auf den Dachboden ziehen. Dein Vater hat die Heizung noch nicht eingebaut, und wir haben da oben bisher noch nicht einmal eine vernünftige Treppe.«
»Dann bin ich eben vorsichtig und nehme das Bettzeug doppelt. Ich bin gern da oben. Es ist ruhig, und ich habe eine schöne Aussicht.«
»Ist doch die perfekte Lösung«, unterstützte Sammy seinen Bruder. »Reichst du mir bitte die Lasagne, Oma?«
Magda legte ihrem Enkel noch eine Portion auf den Teller. »Will noch jemand, solange ich den Löffel in der Hand habe?«
»Ich nehme noch ein Stück«, bat Stefan.
»Magst du die Lasagne, Stefan?«
»Schmeckt gut, aber nicht so gut wie deine, Magda.« Er zwinkerte seiner Tochter zu. »Nicht beleidigt sein, Ginny.«
»Bin ich nicht. Du hast ja recht.«
Magda versuchte vergeblich, ein Lächeln zu unterdrücken.
»Und für wie lange kommt nun diese Freundin von dir?« fragte Sammy.
»Ich glaube, sie sagte, eine Woche.«
»Sie war sehr seltsam als junges Mädchen«, erinnerte sich Magda. »Dauernd so nervös.«
»Sie war in Ordnung«, verteidigte Rina sie.
»Und das heißt, sie war komisch«, meinte Sammy wissend.
»Sie ist nicht komisch«, gab Rina zurück.
Magda fragte: »Ist die Mutter nicht gestorben, als sie noch klein war?«
Rina starrte ihre Mutter an und flüsterte dann ein Ja. Magda merkte sofort, wie sehr sie sich verplappert hatte, und schielte zu den Jungen hinüber. Sie schwiegen. Sie hatten Akiva so sehr als ihren neuen Vater akzeptiert, daß sie Yitzchak vorübergehend vergessen hatte. Sie schlug ihre zitternden Hände ineinander.
»Was bin ich für ein
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