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Decker & Lazarus 07 - Weder Tag noch Stunde

Decker & Lazarus 07 - Weder Tag noch Stunde

Titel: Decker & Lazarus 07 - Weder Tag noch Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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Leben ist.«
    Decker antwortete nicht. Tatsächlich wußte er ja nicht, ob Dov tot oder lebendig war. Der Telefonanruf hatte vor drei Tagen stattgefunden.
    »Warum bist du noch auf? Du brauchst deinen Schlaf.«
    »Ich dachte, wir gehen vielleicht noch ein bißchen spazieren.«
    Decker sah aus dem Panoramafenster im Wohnzimmer. Es goß in Strömen. »Ich glaube, das Wetter ist ein ganz klein wenig ungemütlich.«
    »Keine Lust auf einen romantischen Spaziergang im Regen?«
    »Was hast du vor, Liebling?«
    Rina warf einen schnellen Blick über die Schulter, wobei ihre Augen kurz an der geschlossenen Tür zum Gästezimmer hängen blieben. Sie flüsterte: »Wie wär’s, wenn wir in den Stall gingen? Nur du und ich und die Pferde.«
    Decker war müde. Kopf und Nacken taten ihm weh, seine Schultern waren steif, und die alte Schußwunde puckerte. Aber er versuchte, seine Erschöpfung zu verbergen. »Klar, laß uns nach den Pferden sehen, und dann sagst du mir, was du auf dem Herzen hast.«
    Rina zog ihren Regenmantel an. Decker hatte seinen noch nicht einmal ausgezogen. Er legte den Arm um seine Frau, führte sie durch die Küche und öffnete dann die Hintertür und einen großen, schwarzen Regenschirm.
    Unter dem wasserdichten Baldachin liefen sie mit Ginger auf den Fersen zum Stall hinüber. Ihre Schuhe wurden dabei total dreckig. Als sie aber erst einmal drin waren, war es warm und trocken und roch würzig nach frischaufgeschüttetem Heu. Decker knipste eine elektrische Hängelaterne an, die den Boden mit einem warmen Lichtschein erhellte. Die Pferde in ihren Boxen waren überrascht über die Eindringlinge, fühlten sich aber nicht gestört. Deckers Lieblingsstute, Beatrice, wieherte leise, die streunenden Katzen schnurrten. Ginger schmuste sich gemütlich an die Tigerkatzen und ließ den Kopf entspannt auf den Boden sinken. Decker faltete den Schirm zusammen und zeigte auf einen sauberen Heuhaufen.
    »Nach Ihnen, Madame.«
    Rina zog den Mantel aus und ließ sich ins Heu fallen. Decker setzte sich neben sie. »Na ja, mal was anderes.«
    »Ich finde es romantisch.«
    »Im Heu kuscheln wie in guten alten Zeiten«, grinste Decker. »Was willst du also mit mir bereden, das Honey nicht hören soll?«
    »Woher wußtest du, daß ich mit dir über Honey reden wollte?«
    »Nenn mich nur Sherlock.« Decker rollte sie herum, bis sie auf ihm lag, und legte die Arme um sie. Sie war nervös, und er lockerte seinen Griff.
    »Rina, ich rechne nicht damit, daß wir uns in einem Heuhaufen leidenschaftlicher Lust hingeben werden. Also entspann dich, okay? Erzähl mir von Honey.«
    Ein Donnerschlag krachte am Himmel. Rina zuckte zusammen, dann schmiegte sie sich dicht an Peters breite Brust. In einem solchen Moment war es wunderbar, mit jemandem zusammen zu sein, der so groß und beschützend war.
    Decker hielt seine Frau umschlungen und küßte sie auf die Stirn. »Hoffentlich wacht Hannah nicht auf. Hast du das Babyphon dabei?«
    »Aber ja.«
    Rina zog ihren nassen Regenmantel heran, durchwühlte die Taschen und zog schließlich ein mobiles Empfangsgerät heraus. Sie stellte es an. »So weit, so gut. Alles ruhig.«
    »Erzähl mir von Honey.«
    »Irgendwann hat sie ihre Kinder doch noch überredet, heute nachmittag mit ihr in den Zoo zu gehen. Das heißt, hauptsächlich hat sie Minda und Mendel überreden müssen. Mendel wollte sich nicht von seinen Sepharim trennen, und Minda sich nicht vom Fernseher.«
    »Sind die meisten Spielshows nachmittags nicht schon vorbei?«
    »Minda hat den Einkaufskanal entdeckt.«
    »A-ha.«
    »Na, jedenfalls hat Honey sie schließlich alle zusammengetrieben. Ich habe mich entschuldigt, mit der Begründung, daß ich Hannah beobachten wollte, weil sie ja gerade geimpft worden ist. Und das stimmte.«
    »Weiter.«
    »Ich bin zu Honeys Village durchgekommen. Es hat ein bißchen gedauert, bis ich den Rebbe erreichen konnte, weil ich nur die Nummer von der Bäckerei hatte. Es gibt nur wenige Telefone im Village.«
    »Hat der Rebbe tatsächlich mit dir gesprochen?«
    »Ich habe gesagt, es sei ein Notfall. Und ja, da hat er mit mir gesprochen. Er hat sich sogar Zeit gelassen. Er ist sehr … nicht von dieser Welt. Während ich mit ihm sprach, hatte ich das Gefühl, mit jemandem zu reden, der eine direkte Verbindung zum Himmel besitzt. Ich kann verstehen, warum er so viele Anhänger hat. Er ist sehr charismatisch.«
    »Was hat er über Honey gesagt?«
    Rina machte ein schmerzvolles Gesicht.
    »So schlimm?« Decker

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