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Decker & Lazarus 07 - Weder Tag noch Stunde

Decker & Lazarus 07 - Weder Tag noch Stunde

Titel: Decker & Lazarus 07 - Weder Tag noch Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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Wahnsinn«, beschwerte sich Marge.
    Decker rückte seinen Rucksack zurecht. »Du bist nur empfindlich, weil du deine Wanderstiefel vergessen hast.«
    »Zum Teufel mit den Stiefeln. Ich brauche Nagelschuhe. Der Boden ist so verdammt glitschig.«
    »Du wärst ein kläglicher Fußsoldat, Margie. Colonel Dunn wäre gar nicht begeistert.«
    »Das Wort ›begeistert‹ kommt im Wortschatz des Colonel nicht vor.«
    Ginger lief einen Bogen nach dem anderen und schnüffelte an jedem Stückchen Erde, als wäre es bester Wein. Sie waren jetzt über zwei Stunden gegangen und hatten drei abgeschlossene Gebiete untersucht, und der Setter zeigte immer noch keine Anzeichen von Müdigkeit. Für Ginger war heute ein Festtag.
    Decker erklärte: »Das ist der Regen. Er treibt alle möglichen interessanten Gerüche hoch. Es macht sie verrückt, und sie ist ganz aus dem Häuschen. Du darfst nicht vergessen, daß ihr Gehirn nicht größer ist als eine Erbse.«
    »Tatsächlich?«
    »Na, vielleicht ein große Erbse.«
    Marge holte eine Plastiktüte heraus. »Dann sollten wir sie vielleicht noch mal an den Kleidern riechen lassen.«
    Decker nickte. Marge zog einen Handschuh über ihre Hand und nahm dann Dalia Yaloms weiße Bluse und BH und Arik Yaloms Hose und Unterhemd heraus. »Hier, mein Mädchen«, lockte sie. »Du brauchst dich nicht für jeden Knödel oder Hauch zu interessieren, der je irgendwo hinterlassen wurde. Konzentrier dich einfach nur darauf, diese Leute zu finden.«
    Ginger hob den Kopf, sah Marge fragend an und schnüffelte an der Kleidung. Und schon war sie wieder weg. Decker mußte sich in Trab setzen, um mit ihr Schritt zu halten. »Weiß sie überhaupt, was sie tut?« japste Marge.
    Decker zuckte die Achseln.
    »Orit Bar Lulu wird ganz schön wütend sein, wenn wir mit leeren Händen zurückkommen, besonders nachdem wir sie um fünf Uhr morgens geweckt haben, um an die Kleider ranzukommen.«
    »Damit wird sie leben müssen.« Decker ruckte sachte an der Leine. »Langsam, mein Mädchen. Gib einem alten Mann auch mal eine Chance, die Landschaft zu genießen.«
    Der Berghang war feucht und glitschig weich, der Matsch glipschte unter ihren Schuhen zur Seite. Die Luft war schneidend und diesig vom Tau, aber langsam begann das Morgenlicht durch den Nebel zu dringen. Decker hatte ein rotkariertes Flanellhemd an, braune Leinenhosen und eine englische Herrenmütze, die er von seinem Schwiegervater, dem Mützenexperten, geschenkt bekommen hatte. Marge trug einen Pullover mit Zopfmuster unter einer Daunenjacke, Cordhosen und knöchelhohe Turnschuhe. Sie haßte Jacken. Sie beeinträchtigten ihre Bewegungsfreiheit.
    »Bist du je zur Jagd gegangen, als du noch klein warst?«
    »Yep. Alligatoren und Enten.«
    »Stimmt ja, du bist in Florida geboren. Hat es dir gefallen?«
    »Florida ist in Ordnung.«
    »Nicht Florida, Pete. Hat dir das Jagen gefallen?«
    »Ich fand es albern. Erwachsene Männer, die um vier Uhr morgens aufstehen, um sich in Gräben zu kauern und laut zu quaken. Alligatoren sind gemeine Mistviecher. Heimtückische, kleine Biester mit ewigem Lächeln. Aber die Art, wie sie abgeschlachtet werden, ist mir immer nahegegangen. Du kannst sie nicht einfach abknallen, weil die Haut sonst Löcher kriegt. Darum muß man ihnen mit einer bestimmten Sprengmunition das Hirn rauspusten.«
    »Wie nett. Bring meinen empfindlichen Magen nur noch weiter durcheinander.«
    Ginger blieb plötzlich stehen. Wie festgewurzelt stand sie im Morgendunst.
    »Hat sie etwas gefunden?« fragte Marge hoffnungsvoll.
    »Ich weiß nicht.« Decker zog an der Leine. »Na komm, mein Mädchen.«
    Ginger wollte sich nicht rühren.
    »Weiß sie, was sie tut?« fragte Marge erneut.
    »Ich habe sie nie zur Jagd abgerichtet«, gab Decker zu. »Aber die Instinkte sind da.« Er stellte seinen Rucksack auf den nassen Boden. »Ich vertraue ihr, Marge. Schlage vor, wir graben.«
    Marge ließ ihren Rucksack ebenfalls von den Schultern gleiten. »Wenigstens brauchen wir uns keine Gedanken zu machen, daß wir vielleicht Spuren verwischen könnten. In der Hinsicht hat der Regen schon nachgeholfen. Ich hoffe inständig, daß dein Hund nicht etwa ein totes Opossum aufgespürt hat oder so was.«
    »Möglich wär’s. Obwohl sie ganz interessiert zu sein schien, als sie an den Kleidern geschnüffelt hat.« Decker lächelte. »Jetzt hör sich das einer an. Da analysiere ich doch glatt einen Hund.«
    Marge öffnete ihren Ranzen und nahm ein paar Werkzeuge heraus. »Ich wollte

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