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Decker & Lazarus 07 - Weder Tag noch Stunde

Decker & Lazarus 07 - Weder Tag noch Stunde

Titel: Decker & Lazarus 07 - Weder Tag noch Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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schon immer mal Archäologin werden.«
    »Ich glaube kaum, daß du hier einen zweiten Mann von Cromagnon finden wirst.«
    »Ich bin mit allem zufrieden, was sich nicht bewegt, wenn ich es ausgrabe.«
    Decker griente, dann ging er auf die Knie und tastete mit seiner behandschuhten Hand den Boden ab. Innerhalb weniger Augenblicke war er mehrere Zentimeter in den Morast eingesunken. Er rutschte auf den Knien rückwärts, bis er sicher war, daß ihn der Erdboden hier nicht verschlingen würde. »Ich glaube, Ginger hat den Jackpot. Fühl mal den Boden direkt vor mir. Wie weich und matschig er ist, im Vergleich zu der Stelle hier, wo ich knie.«
    »Du hast recht.« Marge seufzte. »Der Dreck ist hier viel lockerer.«
    »Als wäre er aufgegraben, umgeschaufelt und wieder festgetrampelt worden.«
    »Ich habe keine Erhebung gesehen.«
    »Der Regen könnte die Oberfläche eingeebnet haben. Wenn ich’s dir sage, das hier ist umgegrabene Erde. Was wir hier vor uns haben, ist ein Grab.«
    »Sollen wir die Spezialisten dazuholen?«
    »Vielleicht sollten wir es erst mal selber probieren«, sagte Decker. »Es könnte ja auch was ganz Harmloses sein. Vielleicht hat hier nur jemand seinen vierbeinigen Liebling eingegraben.« Decker tastete wieder den Boden ab, um die Ausmaße zu bestimmen. Auf Anhieb fühlte sich der weiche Abschnitt an wie eineinhalb Meter lang wie breit. Und wer wußte, wie tief. Vielleicht hatte hier jemand eine Bulldogge begraben. »Gib mir mal eine Schaufel. Ich fange erst mal langsam an.«
    Marge reichte ihm die Schaufel.
    Vorsichtig begann Decker die Erde abzutragen. Sobald er ein bißchen fortgegraben hatte, füllte sich die Mulde mit schlammigem Wasser. Es war wie Sandschaufeln am Strand.
    »Ich brauche was zum Absaugen.«
    »Ich kann beim Jack-in-the-Box hier in der Gegend ein paar Strohhalme besorgen.«
    »Haben wir einen Schlauch dabei?«
    »Pech gehabt.«
    Decker versuchte mit den Händen Wasser zu schöpfen. »Verdammt, ich kann nicht das geringste sehen.«
    Marge zog ihm die Mütze ab. »Warum opferst du das hier nicht der guten Sache?«
    Decker sah sie an, dann die Kappe. Er nahm sie und fing an, das Wasser aus seinem Loch zu schaufeln. Er grub, schöpfte Wasser, und schon floß mehr Wasser nach. Zwanzig Minuten später gab er es auf. Er war schlammdurchtränkt.
    »Meine Hände sind kurz vorm Erfrieren. Die Finger sind schon ganz taub.«
    »Jetzt bin ich mit Schlammfischen dran.« Marge kniete sich hin und steckte die Hände in den eisigen Matsch. »Ich kann da unten etwas fühlen.«
    »Da sind viele Steine.«
    »Ja, vielleicht. Gib mir mal den Schöpfeimer.«
    Decker reichte ihr die Mütze. Sie versuchte, Wasser aus dem Loch zu schöpfen. Vergebliche Liebesmüh. Angewidert warf sie die Mütze weg und grub blind weiter. Als sie das Gefühl hatte, eine angemessene Menge Erde abgetragen zu haben, versenkte sie den Arm im eisig nassen Morast. Ihre Hand traf bald auf festen Boden. Sie tastete herum, dann versuchte sie, den Arm herauszuziehen, und traf auf Widerstand – als wollte sie ein Tier befreien, das mit den Pfoten im Teer feststeckte. Schließlich bekam sie ihren Arm doch frei und bewegte die Finger. Der Ärmel ihres Pullovers war schleimig braun durchweicht. »Irgend etwas ist da unten. Ganz sicher.«
    »Nicht nur Steine?«
    »Nicht nur Steine. Meine Güte, mein Arm ist völlig steifgefroren.«
    »Beweg ihn«, empfahl Decker. »Fühlt es sich wie Hundeknochen an oder Katzenknochen oder … wie was?«
    Marge versuchte, sich den Schlamm vom Unterarm zu wischen. Sie machte ein gequältes Gesicht. »Ich könnte es nicht beschwören, aber ich glaube, ich habe gerade jemandem die Hand geschüttelt.«

15
    Davidson kratzte sich an der Nase. »Sieht so aus, als hätten Sie eine Leiche gefunden. Inzwischen würden Sie ja wohl jede Leiche nehmen, die Sie kriegen können.«
    Marge sah ihn an. Wie sollte man nun darauf antworten? Sie schwieg und sah den beiden Leuten vom Labor dabei zu, wie sie den Inhalt des improvisierten Grabes aus der Erde holten. Der eine trug einen gelben Regenmantel; der andere hatte sich für einen tiefschwarzen Regenumhang entschieden, den Dracula beim Zubeißen gut hätte gebrauchen können. Beide Kleidungsstücke waren schlammverklebt. Sie sah hoch und ließ den Blick schweifen. Der Dunst hatte sich aufgelöst, aber der Himmel war immer noch grau. Hin und wieder hatte die Sonne einen Gastauftritt, aber viel heller und wärmer wurde es dadurch auch nicht. Drei Polizeihunde

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